Arnsberg. Karl-Peter Löseke, seit 1989 Handwerker im Arnsberger Marienhospital, geht in den Ruhestand.
Wenn ein Urgestein eines Betriebes nach vielen Arbeitsjahren in den wohlverdienten Ruhestand wechselt, geschieht dies in vielen Fällen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend, weil man sich auf viele geplante Aktivitäten mit der Familie freut, weinend, weil man sich doch mit dem Unternehmen eng verbunden fühlt und nun Abschied von Kolleginnen und Kollegen nehmen muss.
Auch Karl-Peter Löseke, seit fast 35 Jahren als Handwerker im Arnsberger Marienhospital beschäftigt, kennt dieses Wechselbad der Gefühle. Der 64-jährige gelernte Elektriker geht mit Ablauf dieses Monats in Rente – mit eben diesem lachenden und weinenden Auge.
Nach der Ausbildung bei der ehemaligen Elektrofirma Burmann gegenüber der Feldmühle war „Kalle“, wie er von allen genannt wird, als Fernmelder bei der Bundeswehr eingesetzt, anschließend arbeitete er zehn Jahre bei Gebro-Herwig Haustechnik, bevor er am 2. Januar 1989 seinen Dienst beim damals Städtischen Krankenhaus Arnsberg am Nordring antrat. „Ich war am Neujahrstag auf der Geburtstagsfeier eines Bekannten eingeladen und am Morgen danach dementsprechend müde, aber ich kannte jeden der neuen Kollegen schon, da war das für niemanden ein Problem, dass ich noch nicht so richtig fit war“, erinnert sich Kalle an seinen ersten Arbeitstag, und auch an seinen ersten „Einsatz“.
Der erste Arbeitstag 1989
„Mit Schlosser Erich Bornemann sollte ich auf der Station 2 den verstopften Steckbeckenspüler reparieren. Ich wusste gar nicht, was das für ein Ding war, aber Kollege Bornemann klärte mich schnell auf und alles war ruckzuck erledigt.“
In einem Krankenhaus müsse man alles können, egal, was man gelernt habe, so Kalle Löseke weiter. Dazu gehörten Betten und Geräte reparieren ebenso wie Menschen aus einem steckengebliebenen Aufzug zu befreien.
Und genau dieser Allrounder, wie man heute sagen würde, war Kalle von Anfang an. Schnell hatte er mit seiner netten Art die Sympathie des gesamten Personals gewonnen und wenn es was zu reparieren, auszubessern oder zu flicken gab, hieß es immer „Karl, die gute Wahl kommt“. Kalle war sich für nichts zu schade und half, wo er helfen konnte, und das immer mit einem Lachen im Gesicht oder einem flotten Spruch auf den Lippen.
+++ Jochem Hunecke hört bei der Kreishandwerkerschaft auf +++
Die meistgestellte Frage in fast 35 Dienstjahren sei gewesen: „Kalle, kannste mal eben?“ Und Kalle machte immer „mal eben“. Die Arbeit habe ihm immer Spaß gemacht und es habe immer ein gutes Verhältnis zu den Vorgesetzten und der Krankenhausleitung bestanden. Er habe damals immer gesagt: „Wenn dies hier so weitergeht, arbeite ich noch bis über 70.“
Aber nicht nur dienstlich hat sich Kalle Löseke immer für die Belange und den guten Ruf des Marienhospitals eingesetzt: So organisierte er 2006 und 2008 mit zahlreichen Mitwirkenden einen Marienhospital-Karnevalswagen beim „Lindwurm der Freude“. Ein Foto hiervon wurde sogar überregional in einer Dortmunder Zeitung abgedruckt.
Nach der Fusion zum Klinikum Arnsberg (heute Klinikum Hochsauerland) sei der Umgangston von oben allerdings rauer geworden. Und auch die Anerkennung der geleisteten Arbeit habe er in den vergangenen Jahren seitens der Vorgesetzten immer wieder mal vermisst. Oft sei ihm bei konstruktiven Vorschlägen gesagt worden:
„Da haben Sie ja gar keine Ahnung von.“ Dies sei besonders bei der Schließung des krankenhauseigenen Schwimmbeckens gewesen, hier sei von einem Tag auf den anderen angeordnet worden: „Das Bad bleibt ab sofort zu, basta.“ Eine enttäuschende Entscheidung für viele Institutionen wie Rheumaliga oder Schwangerschaftsgymnastik. „Für mich waren immer alle Kolleginnen und Kollegen gleich, egal ob Chefarzt oder Küchenhilfe“, sagt Kalle Löseke und denkt an viele schöne Jahre zurück. Gestört hätten ihn nur die vielen Diskussionen über meist unerhebliche Dinge.
Schöne Zeiten, aber auch Kritik
„Da ging es meist um Kleinigkeiten, die wir früher auf ‚Sauerländer Art‘ mit einem Telefonanruf mit den richtigen Leuten geklärt haben.“ Heute führten diese „Kleinigkeiten“ oft zu langen und unnötigen Debatten. Ein Beispiel, über das Kalle Löseke wenige Tage vor dem Ruhestand nur noch lächeln kann: Seit einem Vierteljahrhundert habe er für das Marienhospital den hauseigenen Telefonplan geschrieben und monatlich aktualisiert. „Zunächst hatte ich das nur für mich gemacht, aber der Zettel in meiner Jackentasche war hinterher bei den Stationen und Funktionsabteilungen so beliebt, dass jeder den Plan haben wollte.“
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Bis der „Maulkorb“ kam: „Ich verbiete Ihnen, den Telefonplan weiter zu verteilen, weil es sowas in den anderen beiden Häusern auch nicht gibt“, habe sein damaliger Chef gesagt. Trotzdem habe er die Liste weiter erstellt, frei nach dem Motto: „Die Karawane zieht weiter, auch wenn die Hunde bellen.“
Aber auch mit dem legendären Telefonplan wird ab dem Monatsende Schluss sein, und viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie zahlreiche Ehemalige werden „ihrem Kalle“ Freitagnachmittag bei der Abschiedsfeier ein herzliches Dankeschön und Tschüss sagen. Die am Marienhospital angesiedelte Rheumapraxis hat ihm schon vor ein paar Tagen zum Abschied eine Fotocollage geschenkt. Mit dem Spruch: „Karl, die gute Wahl, ist jetzt nicht mehr da“ – besser kann man es nicht ausdrücken.
Jetzt will der Ruheständler erstmal die Freizeit genießen und im Wohnmobil zusammen mit Ehefrau Heike durchs Land touren.