Arnsberg/Sundern. Erzieherinnen und Erzieher, egal ob Arnsberg oder Sundern, arbeiten unter schweren Bedingungen - das gehe zu Lasten der Kinder und Jugendlichen.

„Wenn es den Erzieherinnen und Erziehern nicht gut geht, leiden die Kinder und Jugendlichen darunter“, sagt ein junger Mann, der unerkannt bleiben möchte. „Denn nur wer mental gesund ist, kann sich auch um die mentale Gesundheit anderer kümmern.“ Er spricht etwas an, das sich sonst gerne hinter der Sinnhaftigkeit und vor allem Notwendigkeit der „stationären Unterbringung von Kindern und Jugendlichen“ versteckt.

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Fachkräftemangel auch in dieser Branche. „Wer lässt sich auch schon gerne auf Nacht- und Wochenenddienste ein“, sagt er, „vor allem, wenn diese nur mit kleinen Sonderzuschlägen bedient werden.“

Ein Nachtdienst setze selbstverständlich voraus, dass die Erzieherin bzw. der Erzieher auch bereit sei, in der entsprechenden Kinder- und Jugendwohngruppe zu übernachten. Ein Wochenenddienst setze sogar voraus, dass er oder sie zwei Nächste bei den Kindern und Jugendlichen verbringt. „Wir haben alle diesen Beruf gewählt, um Kindern und Jugendlichen zu helfen“, sagt er, „um ihnen eine schöne Kindheit zu ermöglichen und sie auf ihre Zukunft vorzubereiten.“

Fördern und fordern laute die Devise. Jedoch sei es momentan so, was natürlich auch durch den Fachkräftemangel bedingt sei, dass die Erzieherinnen und Erzieher enorm gefordert würden. „Die Arbeitsbedingungen haben sich extrem verschlechtert“, erklärt der Informant. So kämen auf eine Gruppe mit 12 Kindern und Jugendlichen viereinhalb Personalstellen, die dann wiederum überwiegend mit Teilzeitkräften besetzt seien. Dies fordere die Vollzeitkräfte automatisch mit.

Wenn der Beruf krank macht

Er macht weder seinem ehemaligen Arbeitgeber, noch seinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen einen Vorwurf - aber er möchte auf die zermürbende Situation hinweisen. „Wenn eine Kollegin krank wird und eine andere dann ihr eigenes Kind mit zur Nachtschicht in die Wohngruppe nehmen muss, dann geht das zu weit.“

Er spielt auf Vorkommnisse an, die scheinbar keine Seltenheit darstellen. Tagsüber mal sein eigenes Kind mitzubringen (wobei dann auch die Versicherungsfrage nicht hundertprozentig geklärt sei), sei ja noch etwas anderes - aber über Nacht fände er es schon grenzwertig. Hinzu komme die gesamte Dokumentationsarbeit, die Hilfeplangespräche, die Freizeitgestaltung und natürlich die Tatsache, dass die Kinder und Jugendliche allesamt „ihr Päckchen“ auf dem Rücken hätten, das ebenfalls nach Aufmerksamkeit strebe.

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Insgesamt hält er das „System im Handlungsfeld Heimerziehung“ für überholt - und fordert von Entscheiderinnen und Entscheidern mehr Unterstützung - einen höheren Personalschlüssel, aber auch eine angemessenere Vergütung.

Denn „es kann ja nicht sein, dass ich nur für zwei Stunden je Nacht eine Sonderzahlung erhalte“, sagt er. „Schließlich bin ich ja die ganze Nacht vor Ort.“ Insbesondere die „Langzeitdienste“ seien es, die die Lust am Beruf schwinden ließen. In den Ferien seien 24-Stunden-Dienste genauso Gang und Gebe, wie ein 48-stündiger Wochenenddienst im Alltag. „Man arbeitet dann von samstags bis montags.“ Einmal davon abgesehen, dass die eigene Gesundheit darunter leide, täte dies auch die eigene Familie. Insbesondere aber auch: Die Kinder und Jugendlichen in der Wohngruppe.