Arnsberg/Hochsauerlandkreis. Der 65-Jährige geht nach 36 Jahren als Geschäftsführer nun von Bord. Was er mit seinen neuen Freizeit vorhat, erfahren Sie hier.
Am Freitag setzt er sich zum letzten Mal an seinem Schreibtisch im Gebäude der Kreishandwerkerschaft Hochsauerland im Gewerbegebiet in Meschede-Enste. Der Arnsberger Jochem Hunecke geht nach 36 Jahren und vier Monaten als Geschäftsführer des Dachverbandes der Innungen des Kreises in den Ruhestand. Und das nicht ohne einen wachen Blick in die Zukunft. Digitalisierung und Fachkräftemangel sieht er als die großen Herausforderungen ohne aber sich grundsätzliche Sorgen um das Handwerk zu machen.
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Der Blick in Details seiner langen beruflichen Laufbahn aber verrät sehr wohl den Wandel. Es finden Konzentrationsprozesse statt. Als er 1987 bei der damals noch etwas anders und dezentraler organisierten Kreishandwerkerschaft begann, gab es 2117 Mitgliedsbetriebe - aktuell sind es bei veränderten Gebietszuschnitten nur noch 1400 mit mehr als 13.000 Mitarbeitenden. „Es gibt einen dramatischen Rückgang bei einigen Gewerken“, sagt Jochem Hunecke. Im Jahr 2000 zählte die Innung noch 137 backende Bäckerbetriebe im Kreis - heute sind es 37. Ähnlich bei den Metzgereien und Fleischereien, wo die Zahl von 90 auf 35 sank. Konditoren, Uhrmacher und Radio- und TV-Mechaniker seien nahezu komplett verschwunden. „Bei den Zweiradmechanikern war es ähnlich, doch wird hier nach dem Fahrradboom inzwischen wieder ausgebildet“, so Jochem Hunecke.
Handwerker-Hände unterstützt
Der 65-Jährige Hauptgeschäftsführer verwaltete, unterstützte und vertrat öffentlich die Arbeit vieler Handwerker-Hände und bildete mit seinem Team quasi das professionelle Dach über das ehrenamtlich strukturierte Innungssystem - von Beginn an. Seine letzten Jahre aber wurden die herausforderndsten. „Als ich die ersten Bilder der Corona-Pandemie aus Bergamo gesehen habe, habe ich mir wirklich große Sorgen gemacht - auch um die Zukunft der Handwerksbetriebe“, erzählt er. Rückblickend aber muss er feststellen: „In dieser Phase ist das Handwerk voll durchgestartet“. Die Betriebe hätten das großartig gemeistert.
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Dabei trat die Pandemie mitten in einschneidende Entwicklungen des Handwerks. „Internet, Computer und neue Medien sorgten dafür, dass wir alle nur noch unter Feuerstanden“, so Jochem Hunecke. Das gilt für die Kreishandwerkerschaft im Verhältnis zu ihren Innungen ebenso wie für die Betrieb im Miteinander mit den Kunden. „Es ist eine unvergleichbare Vergleichbarkeit von allem entstanden“, weiß der Arnsberger. Alles müsse immer schneller gehen und es fehle die Zeit „zum Innehalten und mal mit gesundem Menschenverstand über etwas nachzudenken“. Welche Rolle da künftig die Künstliche Intelligenz spielen wird, sei für ihn noch nicht absehbar. „Das Handwerk hat seinen Preis, das gibt es nicht als Chat GPT“, glaubt Hunecke. Vielmehr sorgt ihn aber die Frage, wer gutes Handwerk künftig noch bezahlen könne.
Aber eines, so sagt er, habe er in all den Jahren im Job, in denen er sich fast täglich handschriftliche Notizen zum Tage in sorgsam aufbewahrte Kladden gemacht hat, ohnehin gelernt: „Es kommt nie so schlimm wie befürchtet und nie so gut wie erhofft“.
Sorgen wegen Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel ist auf der anderen Seite längst im Handwerk angekommen. „Es gab ihn länger schon, aber irgendwie hat ihn keiner bemerkt, weil die Betriebe ihn durch Effizienz kompensiert haben“, sagt Jochem Hunecke, „jetzt aber wird es schwierig“.
Es wird nicht mehr das Thema von Hunecke sein. Für ihn kommt der Punkt, über den er in der Vergangenheit viel gescherzt hat, wenn er in seinem unverwechselbaren Humor davon sprach, dass er bald der „Knecht im eigenen Haus“ sei, dem im Ruhestand täglich von seiner Frau Sonia (70) ein gut gefülltes Aufgabenheft zugesteckt werden würde. Tatsächlich aber hat das Ehepaar Hunecke einen fairen Plan, was das Kochen und Einkaufen angeht. „Zweimal ich, zweimal sie, einmal zusammen und zweimal gehen wir essen“, so der passionierte Jäger, der durchaus auch gerne am Kochtopf steht. Ansonsten „muss ich mal was für meinen Körper tun - etwas Yoga. Ich bin ziemlich unbeweglich“. Und dann ist da ja noch die Politik: Bis zur Kommunalwahl 2025 will er als Arnsberger CDU-Ratsmitglied und Fraktionsvorsitzender weitermachen. „Danach ist mit hohen Wahrscheinlichkeit auch da nach 31 Jahren Schluss“, so Jochem Hunecke.
Es schließen sich die Kreise. Der aus einer Handwerkerfamilie stammende Jochem Hunecke, der nach seinem 2. Staatsexamen als Jurist seine einzige Bewerbung seiner Berufslaufbahn schrieb, nachdem seine Frau die Stellenausschreibung des Kreishandwerkschaft-Geschäftsführer in der Zeitung gesehen hatte, gibt den Stab zum 1. August an den 52-jährigen Volljuristen und seinen bisherigen Stellvertreter Ingomar Schennen weiter (wir berichteten). Seinem Nachfolger will er keine Empfehlungen geben. „Er wird Augen, Mund und Ohren offenhalten und sich vernetzen“, sagt Jochem Hunecke und versichert, „das wird wunderbar weitergehen“.
Zur Person:
Jochem Hunecke wurde 1987 Geschäftsführer bei der Kreishandwerkerschaft. Nach seinem Abitur am Gymnasium Laurentianum 1976 und der Bundeswehrzeit begann er 1977 sein Studium der Rechtswissenschaften in Münster. Sein 1. Staatsexamen machte er im Jahr 1985, das zweite folgte im Jahr 1987.
Das Referendariat absolvierte er am Landgericht Arnsberg. Der Sohn des Zimmermanns und Architekten Günter Hunecke und Enkel des Schneidermeisters Heinrich jobbte während des Studiums beim Dachdeckermeister Willi Hesse.
Seit 1984 ist er mit Sonia verheiratet. Ihr gemeinsames Kind Jan Eric wurde 1985 geboren. Im Rat der Stadt Arnsberg ist Jochem Hunecke seit 1994 Mitglied – aktuell als CDU-Fraktionsvorsitzender