Sundern. Lokalpolitiker Dieter Latzer (77, WISU)) will Platz für die junge Generation machen und legt sein Mandat im Sunderner Stadtrat nieder.
Ratsmitglied Dieter Latzer von der Partei „Wir sind Sundern (WISU)“ legt sein Mandat mit sofortiger Wirkung nieder. Grund sei unter anderem die Berichterstattung unserer Zeitung am 12. Juni unter dem Titel „Zu viele Silberrücken und zu wenig Frauen im Rat?“
Der WISU würde eine Verjüngung gut zu Gesicht stehen, meint der 77-Jährige. Die Partei sei personell in die Jahre gekommen. Als zweiter Vorsitzender bleibe er dem Vorstand erhalten, wenn es gewünscht sei. Im Interview äußert sich Latzer (77) zu den aktuellen Geschehnissen.
Denken Sie, dass die Jüngeren die Zukunft besser gestalten werden?
„Der eine oder andere im Rat mit politischen Ermüdungserscheinungen sollte ebenfalls mal in sich gehen und darüber nachdenken, jüngeren, politisch interessierten Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt mit Ehrgeiz, frischen Ideen, aber auch sozialer Achtsamkeit den Weg in den Rat zu ebnen.
Als Ratsmitglied mit dem Wissen, dass man in unserer Stadt einiges bewegen kann, gebe ich im Einklang mit dem WISU-Vorstand mein Ratsmandat mit sofortiger Wirkung ab. Voraussetzung ist, dass die auf der Reserveliste aus dem Jahr 2020 auf Platz 6 stehende Frau und Mutter von drei Kindern (U 40), für mich nachrückt.
Wer mischte K.O.-Tropfen bei Schützenfest in Hachen ins Glas?
Warum ist Ihnen diese Entscheidung wichtig?
Da Untätigkeit nie mein Ding war, ist für mich nun der richtige Zeitpunkt gekommen, mein Ratsmandat zur Verfügung zu stellen. Der Zeitungsartikel in der WP/WR über die jungen Ratsmitglieder André Klammt und Lars Dünnebacke war der Nährboden meines Handelns.
Meine Stellungnahme hat im Rat, aber auch in den Fraktionen ein geteiltes Echo hervorgerufen. Solche Diskussionen mag ich, weil es bei einigen Leuten die Trägheit durch Anhebung des Blutdrucks lindert – und zur Selbstreflexion anregt. Als Detlef Lins nach der Kommunalwahl ging, wurde unsere Partei die drittstärkste Kraft in Sundern. Aus dem Stand zur dritten politischen Kraft – das war ein kleines Erdbeben. Leider hat ein Kräftemessen innerhalb der WISU stattgefunden und die Dinge nahmen negativ ihren Lauf. Die Partei teilte sich. Somit wurde der Wille, für Sundern Gutes zu tun, geschwächt. Zum jetzigen Zeitpunkt – Grüne und CDU sind eine Koalition eingegangen – sind die anderen Parteien Opposition und eigentlich Statisten. CDU und Grüne haben die Mehrheit.
Könnten junge Mütter - Ihrer Meinung nach - genügend Zeit für dieses Ehrenamt mitbringen?
Warum nicht? Mütter mit kleinen Kindern sind instinktiv immer mit dem Thema beschäftigt, in was für eine Zukunft der Nachwuchs hineinwächst. Solche Überlegungen können nur von jungen Leuten kommen, die alten Hasen sind da meistens überfragt.“
Bleiben Sie weiterhin lokalpolitisch interessiert?
Ein riesengroße Schlange im Hasbach
„Ja, natürlich! Außerhalb des Ratssaales kümmere ich mich seit Jahren um die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, die unter einer sozialen Schieflage leiden. Oder auch um Geflüchtete, um Behördengänge, Job-Center, Ausländeramt, Krankenkasse, Integrationskurse und so weiter. Ich kümmere mich auch um Suizidgefährdete, um diese wieder in das einigermaßen normale Leben zurück zu bringen. Diese Aktivität mache ich ehrenamtlich. Ich mache das, weil ich da wirklich sofort helfen kann. Da ist mir die Zeit, die ich sonst passiv im Rat absitzen würde, künftig zu kostbar.“