Arnsberg. Schreckenssekunde für Familie Kleinehr: Plötzlich schwimmt eine Schlange durch den Hasbach in Dreihausen. Das sagen die Experten zum Fund.
Schreck für Familie Kleinehr in der Nachmittagsstunde am Hasbach in Dreihausen: „Um der schwülen Sommerhitze zu entfliehen, wollte ich mit meinen Kindern im Gewässer einen Staudamm bauen“, sagt Diana Kleinehr (42). „Plötzlich sah Jonas (8) eine Schlange und hat sich sehr erschrocken.“ Seine Schwester Annika (10) habe sogar geweint.
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Schnell zückte Diana ihr Handy und machte ein paar Aufnahmen von dieser außergewöhnlichen Begegnung. „Ich hatte keine Ahnung, um was für eine Schlange es sich wohl handeln mag, aber ich wollte meinen Kindern die Angst ein bisschen nehmen“, sagt sie. Das sei sowieso die beste Methode, meint Schlangen-Experte und BUND-Mitglied Gerd Kistner.
Bei seinen geführten Wanderungen durch die Arnsberger Wälder und Landschaften versucht er, den Bürgerinnen und Bürgern die Furcht zu nehmen und klärt auf. Die hier in der Region vorkommenden Schlangen seien nicht giftig, für den Menschen und ihre Haustiere völlig ungefährlich. „Meist sind es Ringel- oder Schlingnattern“, sagt er. „Wenn hier mal eine Giftschlange entdeckt wird, dann handelt es sich wohl um ein Tier, das aus einem Terrarium entwischt ist oder ausgesetzt wurde.“
Auch in Müschede: Natter im Garten
Vor Kurzem hätte zudem ein Mann aus Müschede eine Natter in seinem Garten entdeckt, sagt Kistner. „Da den Schlangen durch Bebauung mehr und mehr der Lebensraum genommen wird, suchen sie sich zum Beispiel Unterschlupf in Komposthaufen oder unter Holzterrassen. Dort, wo es warm ist, nisten sie gerne und legen ihre Eier ab.“
Die Tiere umzusiedeln, würde nichts bringen. Entweder kämen sie zurück oder verschwinden von alleine. Die hier vorkommende Ringel- oder Schlingnatter sei sehr menschenscheu. „Wer eine in seinem Garten oder in der freien Natur entdeckt, braucht keine Angst zu haben“, sagt Kistner. Außerdem würde sich die Naturschutzbehörde vermutlich gegen eine Umsiedlung stellen. „Ringel- und Schlingnattern sind nämlich streng geschützte Tiere und stehen auf der Roten Liste“, klärt er auf.
Schlangen in Wohnsiedlungen – das käme gar nicht so selten vor, berichtet der Experte. Der Grund: Durch Straßenbau und stetig wachsende Wohn- und Gewerbegebiete wird die natürliche Umgebung der Tiere kleiner. Sie finden immer weniger Nahrung. So werden naturnahe Gärten mit offenen Komposthaufen und Gartenteichen attraktiv. Im Kompost lassen sich gut Eier ablegen, im Teich kann die Ringelnatter einen kleinen Kaulquappen oder kleine Amphibien schnappen.
Reptilien-Experte: „Niemand muss in Deutschland Angst haben“
Ebenso freut es den Reptilien-Experten Oliver Berghammer, dass wieder mehr Schlangen in der Umgebung gesichtet werden. „Familie Kleinehr hat ein sehr schönes Exemplar vor die Linse bekommen“, sagt er und meint auch, dass es sich um eine harmlose Ringelnatter gehandelt haben müsste. „Ich habe letztes Jahr in der Nähe des R-Cafés in Neheim eine entdeckt. In letzter Zeit werden sie wohl wieder vermehrt gesichtet.“
Leider würden immer noch Leute Jagd auf Schlangen machen und sie töten, obwohl die Tiere für den Menschen relativ harmlos seien, meint Gerd Kistner. Unwissenheit über ihr Vorkommen und Verhalten sorgten vielfach für einen schlechten Ruf. „Dabei gilt: Niemand muss in Deutschland Angst haben, wenn er auf eine Schlange trifft“, ist auf der Internet-Seite des BUND zu lesen.
Ringelnatter, Glatt- oder Schlingnatter und Kreuzotter
Bei der Ringelnatter handelt es sich um eine Schlange, die 1,5 Meter lang wird. Sie ist grau und hat am Hinterkopf gelbe, halbmondförmige Flecken. Ihr Lebensraum: Gewässernähe, lichte Wälder, Moore und Gärten. Die Ringelnatter schwimmt und taucht gut, jagt Amphibien und Fische, seltener Eidechsen und Mäuse.
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Die Glatt- oder Schlingnatter erkennt man an ihren runden Pupillen und den glatten Schuppen, die sie von der kräftigeren Kreuzotter unterscheidet. Sie ist ausgewachsen höchstens 70 Zentimeter lang, ihre Grundfarbe ist grau, braun oder rötlich. Hinterkopf, Hals und Rücken sind dunkel gemustert. Sie bewohnt am liebsten Heidelandschaften, warme Waldränder und Weinberge und ernährt sich vor allem von Eidechsen und Mäusen. Dabei umschlingt und erwürgt ihre Beute.
Bei der Kreuzotter handelt es sich um eine Giftschlange, die maximal 90 Zentimeter lang wird. Sie hat einen grauen oder braunen Rücken mit dunklem Zickzackband. Eher selten ist sie einfarbig schwarz oder rotbraun. Sie bewohnt Moore, Heiden, Waldlichtungen und -ränder und Bahndämme. Ihre Beutetiere sind: Mäuse, Reptilien, Frösche, Jungvögel. Diese werden mit einem Giftbiss getötet. Das Gift ist für Menschen selten tödlich.