Arnsberg. Kulturbüro-Fachdienstleiterin Kirsten Minkel über neuen Arnsberger Kultursommer und die Idee dahinter

Fast 60 Veranstaltungen zählt der Ende Juni begonnene Arnsberger Kultursommer. Noch bis Mitte September reihen sich im gesamten Stadtgebiet zahlreiche Kulturveranstaltungen unterschiedlichster Genres aneinander. Der Kultursommer hat die Nachfolge des ehemaligen Kunstsommers angetreten. Mit Kirsten Minkel, Fachdienstleiterin im Kulturbüro der Stadt Arnsberg, sprach unsere Zeitung über neue Konzepte und ein verändertes Kunst- und Kulturverständnis.

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Was macht das neue Format des Kunstsommers in Arnsberg aus und warum wurde die Konzeption geändert?

Nach 25 Jahren haben sich sowohl Stadtbild und die kulturelle Landschaft der Stadt verändert. Der Kunstsommer hat insbesondere das historische Arnsberg belebt und man hatte immer das Gefühl, dass der Ortsteil dann aufblüht. Nicht zuletzt mit dem Ruhrtalradweg wurde der Ortsteil touristisch aufgewertet und mit der Neueröffnung des Sauerlandmuseums und den ganzjährigen Kulturangeboten, nehmen wir heute ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Zielgruppen wahr. Es ist tatsächlich so, dass Kunst und Kultur auch ganz unterschiedlich interpretiert werden. Gleichzeitig gibt es ganz viele kulturelle Akteure in allen Ortsteilen, die mit viel Kompetenz und Engagement ihre eigenen Ideen vorantreiben. Mit der „Dachmarke Kultursommer“ versteht sich das städtische Kulturbüro als Partner und Förderer, denn tatsächlich ist es die Vielseitigkeit der kulturellen Angebote, die eine Stadt interessant und attraktiv für Bürgerinnen, Bürger und Gäste macht.

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Es taucht immer wieder der Begriff Partizipation auf. Was ist damit genau gemeint und warum ist das wichtig?

Ein intensives Kulturerlebnis entsteht durch gemeinsames Tun und Aktivität. Als Kulturbüro legen wir Wert auf Formate, die Menschen einladen, sich selbst einzubringen und auszuprobieren. Ich glaube auch, dass gerade nach der Pandemie, solche Beteiligungsprojekte das Gemeinschaftsgefühl stärken und wir hier und da auch wieder den Umgang „Miteinander“ neu lernen müssen.

Hier finden Sie das komplette Programm des Kultursommers in Arnsberg>>>

Unter einer Marke werden nun ganz viele Veranstaltungen zusammengefasst. Ist die Gefahr nicht groß, dass das „Ganze“ dabei verwässert? Wie schafft man es, dass sich Beteiligte dennoch als Ganzes verstehen?

Das ist tatsächlich eine große Herausforderung und ich sehe es als einen Prozess. Es wäre verwegen zu sagen, dass dieses Ziel von jetzt auf gleich zu erreichen ist. Wir haben uns mit dem neuen Konzept „Kultursommer“ auf den Weg gemacht.

Das kann und wird aber auch nur ein Baustein der Kulturarbeit sein. Wir werden in diesem Jahr noch mit einem Strategieprozess beginnen, bei dem neben Verwaltung und Politik insbesondere die Kulturakteure zu Wort kommen. Wir sehen natürlich, dass die Stadt Arnsberg noch immer mit den Ortsteilgrenzen zu kämpfen hat, müssen aber lernen, dass wir uns als Gesamtstadt mit all der Vielfalt besser - nicht nur im Städtevergleich - präsentieren können.

Die nächsten Tage des Kultursommers

Mittwoch, 5. Juli, 18 Uhr: Lesung Rebecca Maria Salentin (Klub Drushab) in der Stadtbibliothek Neheim.

Montag, 10. Juli, bis 14. Juli: Kurse für Kinder und Jugendliche in der Phantasiewerkstatt mit Unterstützung der Bürgerstiftung Arnsberg; Anmeldung: 02932/201-1600.

Montag, 10. Juli, 19.30 Uhr: „Von Nord nach West“ - die Straßentheatertour 2023; Sommerabend-Varietee-Atmosphäre mit Compagne Heine; Klosterhof Wedinghausen.

Donnerstag, 13. Juli, 18 Uhr: Männer Chor Arnsberg, öffentliche Chorprobe im „Gasthof zur Börse“ in Arnsberg (mit Stücken von Louis Armstrong, Beach Boys usw.).

Donnerstag, 13. Juli, 19 Uhr: „Donnerstags Live“ an der Promenade, Open Air mit „Rody Reyes&Havanna con Klasse“.

Was sind aus Ihrer Sicht absolute Höhepunkte der Kulturwochen?

Mit der Heraushebung von Veranstaltungen habe ich mich schon immer schwer getan, denn nichts ist so heterogen wie die Erwartung und Interessen der Menschen an kulturelle Angebote. Insgesamt ist es schön, dass insbesondere die Open-Air Veranstaltungen mal wieder unbeschwert stattfinden können. Das Theater Titanick auf dem sog. Filetstück in Neheim wird mit der Mischung aus Videokunst, Physical Theatre und Kinetic Art sicherlich schon eine besondere Veranstaltung, die auch ganz unterschiedliche Altersgruppen anspricht. Auch die Veranstaltungsreihe im Hof des Kloster Wedinghausen, wird ihren ganz eigenen Charme in einem wirklich imposanten Ambiente entfalten. Das ist genau, was Arnsberg so besonders macht: Zwischen historischer Kulisse und urbaner Industriekultur, eingebettet in eine einladende Naturlandschaft, hat die Stadt eine Menge zu bieten und vieles wird noch zu entdecken sein.

Kultur im klassischen Sinne hat oft ein Reichweitenproblem. Sobald „Party“ gemacht wird, kommen die Menschen: ist das für Kulturförderer nicht ein Stück weit frustrierend?

Sicherlich würden sich die klassischen Kulturformate auch mehr Reichweite wünschen. Ich finde es allerdings nicht frustrierend, vielmehr muss man hinterfragen, warum das so ist. Wir nehmen gerade in den letzten Jahren sehr deutlich wahr, dass viele Menschen sich nach leichter Unterhaltung sehnen. Ich finde es aber auch nachvollziehbar, da wir gerade feststellen, dass wir in einer unsicheren, sich schnell verändernden Welt leben. Es ist nachvollziehbar, dass der Mensch hier auch Fluchten sucht und sich einfach mal ablenken möchte. Wir können und müssen daran arbeiten, dass die klassischen Kulturformate oder auch unsere Mitmach-Angebote auch ein Weg sind, eine kleine Auszeit vom Alltag zu finden. Und nicht zu Letzt wissen natürlich auch unsere Kulturschaffenden und Vereine, dass man das eine (Kultur) tun kann, ohne das andere (Party) zu lassen. Viele klassischen Formate wie z. B. Ausstellungseröffnungen kommen heute ja schon deutlich peppiger daher.

Wie steht es um die Kulturförderung in der Stadt Arnsberg und wie ist sie zukunftsfähig aufzustellen?

Mal abgesehen davon, dass der Kultursommer jetzt ganz klar auch ein Förderinstrument ist, wird uns diese Frage auch im Rahmen der Strategieplanung beschäftigen. Dass Kulturförderung nicht allein mit städtischen Ressourcen geleistet werden kann, ist nicht neu.

Ohne private Förderung - hier sind die Sparkasse Arnsberg-Sundern und die Bürgerstiftung Arnsberg hervorzuheben - und die unterschiedlichen Fördertöpfe des Landes und des Bundes wäre kulturelles Leben in der Stadt nicht denkbar. Es wird Aufgabe des städtischen Kulturbüros sein, auf diese öffentlichen Förderzugänge aufmerksam zu machen und bei diesen leider sehr bürokratischen und zeitintensiven Antragstellungen zu unterstützen. Insgesamt benötigt Kulturförderung ein breites Fundament mit verschiedenen Partnern und es geht eben nicht nur immer um reine Geldauszahlungen, sondern auch um Service-Leistungen, Ressourcenüberlassungen und auch um gemeinsame Vermarktung, von der Alle profitieren können.