Arnsberg. Der wachsende Fachkräftebedarf gehören zu den größten Herausforderungen in Deutschland. Wie geht man in Arnsberg mit diesem Thema um?

Schon immer wollte die Tunesierin Amal Jabeur (32) nach Deutschland. Jetzt lebt sie mit ihrem Ehemann (39) und den zwei Söhnen, Ahmed (5) und Youssef (9), in Arnsberg. Ihr Wunschtraum ist in Erfüllung gegangen, doch es war ein langer Weg bis hierhin.

Als Amal davon erfuhr, dass in Deutschland Pflegefachkräfte gesucht werden, war sie sofort Feuer und Flamme. „Natürlich habe ich mich dann beworben. Das war meine Chance.“ Die Stelle war vom Klinikum Hochsauerland ausgeschrieben, das regelmäßig Personal auch aus dem Ausland rekrutiert.

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Amals Bewerbung konnte nicht besser sein: Die 32-jährige Mutter hatte in Tunesien „Pflege“ studiert und darin sogar einen Bachelor-Abschluss. „Sie musste noch ihre deutsche Berufsanerkennung absolvieren, um als Pflegekraft eingesetzt werden zu können“, sagt Ina Wegner, Pflegedirektorin am Klinikum Hochsauerland.

Grammatik und Vokabeln büffeln

Bevor Amal sich also auf die Reise machen konnte, musste sie erst deutsche Grammatik, Vokabeln und Aussprache büffeln. Keine leichte Aufgabe, da ihr im Alltag in Tunesien wenige Deutsche über den Weg liefen, mit denen sie sich hätte unterhalten können.

Doch die junge Mutter biss sich durch und schaffte schließlich die vier aufeinander folgenden Prüfungen (A1, A2, B1 und B2). Dann ging es los. Jetzt kam die zweite Hürde und diese trug den Namen Heimweh: „Natürlich hatte ich Sehnsucht nach meinen Kindern, meinem Mann und der Familie, aber ich wusste, wenn ich das hier schaffe, könnte ich sie zu mir holen.“

Die junge Mutter aus Tunesien arbeitet gern im Klinikum Hochsauerland und hat Sprachbarrieren erfolgreich aus dem Weg geräumt.
Die junge Mutter aus Tunesien arbeitet gern im Klinikum Hochsauerland und hat Sprachbarrieren erfolgreich aus dem Weg geräumt. © WP | Anja Jungvogel

Amal Jabeur lebte die ersten neun Monate im Wohnheim für Fachpersonal des Klinikums. Während dieser Zeit bestand sie zunächst ihre Berufsanerkennungsprüfung, lernte Arnsberg und die nähere Umgebung kennen. „Ich bekam Hilfe, dass ich mich hier besser zurechtfinden konnte“, verrät sie. Wo bekam sie beispielsweise eine Busfahrkarte her oder wie mussten diverse Formulare ausgefüllt werden?

All das meisterte Amal in dieser Zeit, immer ihren Traum vor Augen, mit der Familie glücklich in Deutschland leben und arbeiten zu können. Jetzt ist ihr Wunsch wahr geworden: Die Familie hat vor kurzen eine größere Wohnung bezogen, Ahmed ist im Kindergarten angemeldet und Youssef besucht eine Grundschule in der Stadt. „Außerdem sind die Jungen bereits große Borussia Dortmund-Fans geworden“, lacht sie. Ihr Mann besucht derweil einen Deutsch-Kurs und Freunde seien auch schon gewonnen.

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Die Sicherung des Fachkräftebedarfs, insbesondere in der Pflege, ist eine der zentralen Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen. „Im Klinikum Hochsauerland wurde in den letzten Jahren viel in die Personalentwicklung investiert“, erklärt Richard Bornkeßel, Leiter Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit und Marketing des Klinikums Hochsauerland. Ein wesentlicher Bestandteil der Entwicklungsstrategie zur Sicherung des Fachkräftebedarfs ist der Ausbau der Ausbildung.

Seit dem Jahr 2015 sei die Anzahl der Pflegeauszubildenden im Klinikum Hochsauerland von 69 (2015) auf zirka 340 (2023) kontinuierlich angestiegen.

Ausbildung und Integration

Zur strategischen Ausrichtung, im Hinblick auf die Sicherung des Fachkräftebedarfs und der Qualitätssicherung, gehöre auch die Rekrutierung, Ausbildung und Integration von internationalen Auszubildenden. Die Bewerberinnen und Bewerber kommen dabei beispielsweise aus Tunesien, aus dem Kosovo, aus Albanien, Marokko oder sogar aus Indien. „Kulturelle Unterschiede müssen natürlich individuell berücksichtigt werden“, so Ina Wegner. Und auch der mögliche Entlastungseffekt für den Arbeitsmarkt sei natürlich nur schwer einschätzbar.

Das Land Nordrhein-Westfalen und der Europäische Sozialfond stellt übrigens finanzielle Mittel für Pflegeeinrichtungen und ambulante Dienste zur Verfügung, um deren Arbeits- und Wettbewerbsfähigkeit zukunftsorientiert zu sichern und nachhaltig auszubauen. Details zur Förderung gibt es auf www.r-h-h.de; Informationen erhalten Interessierte bei der Regionalagentur Hellweg–Hochsauerland e.V. – Thomas Henke, 0291/942552 und Anne Sellmann, 02921/303499.