Hochsauerlandkreis. Der Gartenschläfer hat eine besondere Auszeichnung erhalten. Auch im HSK ist er anzutreffen. Doch dem Säugetier droht das Aussterben

Das Wildtier des Jahres 2023 ist vielen Menschen eher unbekannt. „Dieses Jahr hat man sich für den Gartenschläfer entschieden“, erklärt Dagmar Preußner vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im Hochsauerlandkreis. „Er ist mit dem bekannteren Siebenschläfer verwandt und gehört zu der Familie der Bilche. Das sind sogenannte Schlafmäuse. Sein Verbreitungsgebiet ist in Europa“, weiß die Expertin zu berichten.

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Allerdings ist der kleine Nager vom Aussterben bedroht. Innerhalb weniger Jahre ist der Gartenschläfer in vielen Regionen sehr selten geworden oder bereits verschwunden. Besonders dramatisch ist die Situation in den Wäldern der Mittelgebirge, so auch im Hochsauerlandkreis. Vor 30 Jahren war hier der Gartenschläfer noch heimisch, nun ist er in weiten Teilen ausgestorben und bisher nur noch im Bereich Finnentrop und Lennestadt zu finden. Warum seine Bestände derart drastisch zurückgehen, war bis zum Beginn des Projekts „Spurensuche Gartenschläfer“ noch völlig unklar.

ONLINE WP Arnsberg Steckbrief Gartenschläfer
ONLINE WP Arnsberg Steckbrief Gartenschläfer © funkegrafik nrw | Anna Stais

Dieses Projekt ist vom BUND, der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung 2018 ins Leben gerufen worden. „Wir haben nachgewiesene Funde von Gartenschläfern in diesem Jahr im HSK. So wurde beispielsweise ein tragendes Weibchen in einer Wildtierauffangstation im Raum Eslohe abgegeben“, erklärt Dagmar Preußner.

Projektteam erforscht Verschwinden der Art

Zum Verschwinden des Gartenschläfers untersuchte das Projektteam deshalb zunächst alle denkbaren Ursachen: Von der Nahrung, möglichen Krankheiten und Fressfeinden, der Genetik bis zu Lebensräumen und Klimaveränderungen. Die Erkenntnisse helfen nun, passende Schutzaktivitäten zu erarbeiten und direkt umzusetzen. Das Ziel: Das Verschwinden der Art in Deutschland zu verhindern. Die „Spurensuche Gartenschläfer“ wird durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert. Nachdem die Ursachen für das Aussterben der Gartenschläfer drei Jahre lang intensiv erforscht wurden, können nun die passenden Schutzaktionen starten. Dr. Christine Thiel-Bender, Projektkoordinatorin des BUND NRW berichtet: „Die Trockenheit, der Kahlschlag in Folge des Borkenkäferbefalls, die Forst-Monokulturen, der noch immer andauernde Pestizideinsatz – das alles hat auch dem Gartenschläfer in seinem natürlichen Lebensraum, den Wäldern, erheblich zugesetzt.“ Denn anders als der Name suggeriert, leben die Nagetiere nicht nur ausschließlich in Gärten, sondern auch in Wäldern.

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Gartenbesitzerinnen und -besitzer können frei nach dem Motto „Vielfalt statt Monotonie“ ihren Garten gestalten. Das hilft nicht nur dem Gartenschläfer, sondern auch den anderen Kleinsäugern sowie den heimischen Insekten. Zum Beispiel sollten Regentonnen stets abgedeckt sein, sodass keine Tiere hineinfallen und ertrinken können.

„Auch Gift hat in einem naturnahen Garten nichts zu suchen. Pflanzenschutzmittel und Nagergifte sind nicht nur für den Gartenschläfer eine große Gefahr, sondern auch für unsere Insektenwelt. Und wo die Insekten weniger werden, verschwinden auch andere Arten, die auf sie als Nahrung angewiesen sind“, so Thiel-Bender.

Von links: Bernd Schönert, Birgit Jakubzik und Dagmar Preußner vom BUND im Hochsauerlandkreis bringen einen Gartenschläferkasten an.
Von links: Bernd Schönert, Birgit Jakubzik und Dagmar Preußner vom BUND im Hochsauerlandkreis bringen einen Gartenschläferkasten an. © BUND HSK

Spezielle Nistkästen für den Gartenschläfer unterstützen die Art bei der Wohnungssuche und bieten sichere Schlafplätze. Eine einfache Bauanleitung stellt der BUND unter www.gartenschlaefer.de/nistkasten zur Verfügung.

Sollte ein Gartenschläfer sich im Haus befinden, so ist zu beachten, dass diese Tiere durch das Gesetz geschützt sind. Wer ein Tier wegfangen möchte, muss zuerst die Untere Naturschutzbehörde des Hochsauerlandkreises kontaktieren.

Nicht einfach aussetzen

„Beim Wiederfreilassen der Tiere ist zu beachten, dass diese nicht weit weg gefahren werden. Denn Gartenschläfer sind gebietstreu. In fremden Gebieten fehlt es Ihnen eventuell an Nahrung, anderen Gartenschläfern und Unterschlupfmöglichkeiten. Wenn einmal aus dem Haus geschafft, lässt sich durch das Verschließen von Löchern, Absägen von Ästen an der Hauswand oder durch Gerüche der Wiedereinzug der Bilche verhindern“, sagt Dagmar Preußner.

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Nur verletzte oder verwaiste Tiere sollten zu Wildtierstationen gebracht werden, denn nur wenige Wildtierhilfen würden sich mit den weitgehend unbekannten Gartenschläfern auskennen. Und auch diese Auffangstationen sollten die Tiere schnellstmöglich zurück an den Fundort bringen.

Mehr Informationen:

Im Rahmen der „Offenen Gärten im Ruhrbogen 2023“ im Kloster- und Museumsgarten Oelinghausen des Freundeskreises Kloster Oelinghausen wird der BUND HSK am 16. Juli zwischen 12 und 17 Uhr mit einem Infostand vertreten sein.

Dort kann man sich auch über den Umgang mit Gartenschläfern informieren.