Neheim-Hüsten. Sie fuhren mit schnellen „Seifenkisten“ durch die Fairness-Zone auf dem Ruhrtalradweg in Neheim. Auch Rad, Mensch und Hund ecken immer wieder an.

„Ich fühle mich gehetzt“, sagt Michaela, die hier nur bei Vornamen genannt werden möchte. „Ich gucke nach hinten, vorne, rechts und links, halte immer Ausschau nach Fahrradfahrern.“ Mit einem entspannten Spaziergang habe dies nichts zu tun. „Ich finde den Weg toll - aber weniger entspannend, wenn man sich dauernd mit den Radfahrern auseinandersetzen muss.“ Und dies habe sie schon des Öfteren tun müssen. Weil sie ihre zwei Hunde nicht schnell genug an den Rand des Weges zog. Oder auch, weil sie überhaupt auf dem Ruhrtalradweg unterwegs ist. Schließlich sei das ja, wie der Name bereits ausdrücke, ein RADweg.

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Diese Meinung scheinen einige Nutzerinnen und Nutzer des Weges zu teilen, glaubt man den Ausführungen unter einem Posting in der Facebook-Gruppe „Du bist Neheimer, wenn ...“. In dem Posting ging es ursprünglich darum, dass augenscheinlich drei Rowdys mit E-Seifenkisten unterwegs waren und mit Vollgas über den Ruhrtalradweg „zwischen dem R-Café und der Brücke vor dem 1220“ (Anm. d. Red. Neheimer Schützenbrücke) bretterten - und darum, dass es sich hierbei nicht um Jugendliche gehandelt haben soll, sondern um Senioren. Eine weitere Dame kommentierte, dass sie den Ruhrtalradweg generell „echt gefährlich“ fände und „man als Fußgängerin wirklich Angst“ haben müsse. Darunter Antworten wie „… ist ja auch ein Radweg und kein Wanderweg“ oder „Stichwort: RuhrRADweg.“

Fairness-Zone als Hinweis am R-Café in Neheim

Aufgrund seiner Führungsform als gemeinsamer Geh- und Radweg, kommt es auf dem Ruhrtalradweg, gerade zwischen Neheim und Hüsten, immer wieder mal zu Nutzungskonflikten zwischen Radfahrenden, Spaziergängern und -innen, Joggern und -innen sowie Hundebesitzern und -innen. Auch Inline-Skate-Fahrende, E-Scooter-Fahrende und viele weitere Nutzerinnen und Nutzer ecken oftmals an. „Da muffen sogar Fahrradfahrer andere Fahrradfahrer an“, weiß Michaela.

Aus diesem Grund wurde 2017 als eine Maßnahme die Fairness-Zone eingerichtet. „Hier handelt es sich um kein offizielles Zeichen nach StVO, sondern um einen Hinweis, dass sich alle Nutzerinnen und Nutzer rücksichtsvoll in diesem Bereich verhalten und aufeinander achten sollen“, so Ramona Eifert, Pressesprecherin der Stadt Arnsberg. Dazu zähle beispielsweise eine angepasste Geschwindigkeit und sich im Begegnungsverkehr nicht gegenseitig zu behindern. Das sei der Hintergedanke und „auch unser Wunsch an alle Menschen, die den Ruhrtalradweg in diesem Bereich nutzen“.

Die knapp 30 Kilometer Ruhrtalradweg zwischen Oeventrop und Neheim befinden sich überwiegend fernab des fließenden Autoverkehrs, sprich entlang der Ruhr in naher Natur. Manchmal breit genug, um sauber am Gegenverkehr oder an Spaziergängerinnen und Spaziergängern vorbeizukommen - und dennoch oftmals zu eng, wie insbesondere auf dem Waldweg zwischen dem Rathaus und dem Industriegebiet an der Wagenbergstraße festzustellen. Auf einer schmalen Spur von etwa 1,5 Meter Breite tummeln sich Fahrrad, E-Scooter, Mensch, Hund - und das ein oder andere Mal verbotenerweise auch mal ein Moped. Fraglich, ob die drei E-Seifenkisten-Rowdys auf dem Ruhrtalradweg hätten fahren dürfen oder nicht - in den Augen der meisten Nutzerinnen und Nutzern des Ruhrtalradweges waren sie definitiv zu schnell unterwegs und gefährdeten damit nicht nur sich selbst, sondern auch andere.

Radexpressweg zwischen Arnsberg und Voßwinkel soll helfen

Da der Ruhrtalradweg neben seiner Bedeutung für den Radtourismus auch eine hohe Bedeutung für den Alltagsverkehr eingenommen hat, wurde als weitere Maßnahme der Radschnellweg „RXA RadeXpressweg Arnsberg“ entwickelt - eine auf der südlichen Ruhrseite geführte Trasse für den schnellen Alltagsverkehr.

Der Ausbau erfolgt zwischen den Stadtteilen Voßwinkel – Neheim – Hüsten mit den dort liegenden wichtigen Zielen. „So soll eine direkte, schnelle, nachvollziehbare, komfortable und sichere Wegeverbindung geschaffen werden, die eine höhere Reisegeschwindigkeit vor allem für Nutzerinnen und Nutzern von Pedelecs und E-Bikes ermöglicht sowie das Potenzial bietet, längere Wege zwischen den Stadtzentren mit dem Rad zurücklegen zu können“, so Ramona Eifert weiter.

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Im nächsten Schritt solle der Abschnitt zwischen dem Freibad Neheim und dem Campus Berliner Platz ausgebaut werden, das Bauvorhaben sei zur Förderung angemeldet. Der RXA werde auf bestehenden Wegen durch das Rumbecker Holz geführt, um dann im weiteren Verlauf in das ehemalige Bachbett des Baumbaches zu verschwenken.

Bis dahin sollten die Nutzerinnen und Nutzer (welcher Art auch immer) des Ruhrtalradweges rücksichts- und verständnisvoller miteinander umgehen. Denn es wäre schade, wenn Michaela und alle anderen keinen Spaß mehr am Ruhrtalradweg hätten: „Ich meide den Weg an Sonn- und Feiertagen.“