Sundern. Herbert Müller aus Sundern hat es ausprobiert und fuhr mit einem DAF im Rückwärtsgang um den Sportplatz. An der Ampel hängt er die Sportwagen ab.

Herbert Müller (69) war als Kind schon autoverrückt. Am liebsten spielte er mit seiner Carrera-Bahn. Seine Leidenschaft vererbte er an seine beiden Söhne, Florian (41) und Benjamin (43), wenn auch nicht ganz uneigennützig: „Flori besitzt den alten DAF, Benny repariert ihn und ich darf das Schätzchen fahren“, schmunzelt er. Früher ist der Mathe- und Physiklehrer mit besagtem DAF zur Schule gefahren. Am Gymnasium in Sundern diente das ausgefallene Fahrzeug schon mal als Unterrichtsmaterial. „Der Wagen besitzt eine sogenannte Variomatic, eine stufenlose, vollautomatische Antriebstechnik“, erklärt Herbert Müller.

Mathe-Unterricht mit Herbert Müller und dem DAF.
Mathe-Unterricht mit Herbert Müller und dem DAF. © PRIVAT

Mathelehrer und Oldtimer-Fan

Um seinen Schülerinnen und Schülern dies zu erklären, sei er im Rückwärtsgang um den Sportplatz gefahren. „Die Variomatik funktioniert rein mechanisch, unter Ausnutzung der Fliehkraft. Rückwärts kann man genauso schnell wie vorwärts fahren und das mit 45 PS.“

An der Ampel demonstriert der pensionierte Lehrer den Sportwagenfahrern schon mal mit einem Kavalierstart, was ein DAF-Keilriemen für eine Schwungkraft besitzt. Übrigens gibt der 69-Jährige ganz gerne Gas. Man sollte es nicht glauben, wie fix der rote Kleinwagen um Sunderns Ecken flitzt. Hier fällt Herbert Müller mit seinem seltenen Fahrzeug auf.

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Dem Filius kann er allerdings nicht damit imponieren, denn immerhin hat Benjamin mittlerweile 14 oder 15 fahrtüchtige Oldtimer in einer angemieteten Lagerhalle stehen. In der Szene ist der Name Müller bekannt. Einmal hat Benny sogar ein Auto von einem 90-jährigen DAF-Besitzer geschenkt bekommen und das nur, weil dieser seinen geliebten Wagen in guten Händen wissen wollte. „Es gibt unendlich viele Geschichten zu erzählen, wenn man sich für außergewöhnliche Autos interessiert“, sagt der 43-Jährige. „Man lernt auch viele Leute und vor allem andere „PS-Verrückte“ kennen.

Dass die Müller aus Sundern Humor besitzen, sollte dieses Bild der Hutablage im Citroën belegen.
Dass die Müller aus Sundern Humor besitzen, sollte dieses Bild der Hutablage im Citroën belegen. © WP | Anja Jungvogel

“Wie zum Beispiel den Oldtimer-Freund aus Bergerac in Frankreich. Dieser wollte seinen Citroën DS verkaufen. Benny und Herbert setzten sich in den Zug und fuhren nach Bordeaux, um sich das Auto anzusehen. „Am Bahnhof wurden wir vom Verkäufer mit dem Wagen abgeholt“, erinnert sich Herbert. Nachdem der Kaufvertrag unter Dach und Fach war, stieß man mit einem guten Tropfen Rotwein an. „Aus dem einen Tropfen wurden schnell zwei oder drei und dann ließ uns der nette Verkäufer bei sich zuhause übernachten“, lacht Benny.

Am nächsten Tag ging die Fachsimpelei erneut los, bis man sich schließlich am Nachmittag trennen konnte. Rund 1.300 Kilometer lagen vor Vater und Sohn, die mit dem „neuen“ Oldtimer zurück nach Sundern wollten. „In Paris haben wir einen Zwischenstopp eingelegt und haben uns den Eiffelturm angesehen“, so Herbert. Aber nicht nur der Eiffelturm ist eine Sehenswürdigkeit, ebenso der Citroën DS.

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Selbst Charles de Gaulle soll einen gehabt haben. In Frankreich kennt wohl jedes Kind die Geschichte, wie ein Citroën DS das Leben des französischen Präsidenten gerettet hat: Im August 1962 wurde ein Attentat auf den Staatsmann verübt. Die Täter schossen auf die Reifen, doch Dank der unvergleichlichen Hydropneumatik konnte der Wagen weiterfahren und Charles de Gaulle dem Attentat entkommen. „Über Nacht wurde diese Technik weltberühmt“, erinnert sich Herbert Müller. „Hydropneumatik ist ein Federungssystem, womit man den Wagen höher verstellen kann, so dass man sogar auf drei Reifen fahren könnte“, erklärt der Technik-Fan.

Herbert und Benjamin Müller holten den Citroën in Frankreich ab und gewannen zudem noch einen Freund.
Herbert und Benjamin Müller holten den Citroën in Frankreich ab und gewannen zudem noch einen Freund. © WP | Anja Jungvogel

Elvis Presley fuhr einen BMW

Wenn er sich noch ein Auto im Leben aussuchen dürfte, so wäre das ein BMW 507. Dieses Modell hätte Elvis Presley gefahren, schwärmt Herbert Müller. Und weil das Beste bekanntlich zum Schluss kommt, bleibt nach all den Geschichten noch zu berichten, dass Herbert und Benjamin Müller, gemeinsam mit Bernhard Bittner, am 28. Mai das 15. Oldtimer-Treffen in Sundern planen. Er werden ab 10 Uhr rund 50 Klassiker am Autohaus Bittner erwartet. Vom Alfa Romeo über Ferrari, bis hin zum Porsche und VW Käfer - jede Menge Veteranen dabei. Und jeder Autobesitzer hat bestimmt mindestens eine Anekdote zu erzählen. „Das wird ein langer und interessanter Tag“, versprechen die Müllers.