Hüsten. In zweieinhalb Monaten soll das Notfall- und Intensivmedizinische Zentrum in Hüsten hochfahren - die Gemüter der Anwohner fahren schon jetzt hoch.

Noch sind es zweieinhalb Monate, bis das neue Notfall- und Intensivmedizinische Zentrum des Klinikums Hochsauerland am Standort Karolinenhospital seinen Betrieb hochfahren wird. Die Sorgen der Anwohner und der Hüstener Bürger um einem daraus resultierenden Verkehrskollaps nehmen aber schon jetzt zu. Nachdem Anwohner diese schon vor einigen Wochen bei einer Infoveranstaltung in der Aula der Bildungsakademie in der ehemaligen Petrischule klar zum Ausdruck brachten, fordert nun auch die CDU Arnsberg zum wiederholten Mal eine „große Straßenlösung für das Klinikum“.

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Dabei will die CDU jeglichem Eindruck entgegentreten, das Klinikum-Projekt in Sinn und Zweck in Frage zu stellen. „In Arnsberg können wir stolz und dankbar sein, dass es in unserer Stadt Menschen gibt, die unsere medizinische Versorgung so erfolgreich vorantreiben. Der Neubau des Notfallzentrums am Karolinenhospital in Hüsten ist vorbildlich gelungen, nicht zuletzt weil termingerecht und im Kostenrahmen fertiggestellt wird“, sagt CDU-Stadtverbandsvorsitzender Dr. Marcel Kaiser.

Baustellenführung am Karolinen-Hospital in Hüsten

Kürzlich hatte der CDU-Stadtverband Arnsberg zu einer Baustellenführung eingeladen. 50 Interessierte konnten sich einen Eindruck über den zügigen Fortschritt des Neubaus des Notfall- und Intensivzentrums des Klinikums Hochsauerland machen. Marcel Kaiser zeigte sich dankbar für den Besuch: „Es ist deutlich geworden, wie wichtig dieses Klinikum für unsere Region ist.“

In einer anschließenden Diskussion mit der Geschäftsführung des Klinikums war das Hauptthema die verkehrliche Situation des neuen Großklinikums. Sowohl von Politik, Gästen als auch von der Klinikum-Geschäftsführung wurde dabei „die mangelhafte Straßenplanung rund um den Standort des Karolinenhospitals“ kritisiert. Hüstens Bezirksausschuss-Vorsitzender Dr. Gerhard Webers hatte schon bei der Infoveranstaltung angekündigt, dass das Thema noch einmal in den Ausschuss und in die Politik getragen werden solle. Vor allem der Zustand der „Möthe“ und der „Stolte Ley“ sowie ein bisher fehlendes Verkehrskonzept waren dort von Anwohnern bemängelt worden.

Lena Eggenhofer, stellvertretende CDU-Stadtverbandsvorsitzende, ergänzt: „Wir haben uns von Anfang an als CDU für eine neue große Lösung bei der verkehrlichen Erschließung in Hüsten stark gemacht. Der Bürgermeister hat auf öffentlichen und auch nicht-öffentlichen Besprechungen zugesagt, ein neues Verkehrsgutachten in Auftrag zu geben, um neue zumutbare Lösungen insbesondere für die Bürgerinnen und Bürger Hüstens zu finden. Die Ankündigung der Stadt, den Echtbetrieb erstmal abzuwarten, irritiert uns.“ Einen eigenen Lösungsvorschlag präsentiert die CDU allerdings aktuell auch noch nicht.

Stadt Arnsberg will Echtbetrieb abwarten

Lena Eggenhofer bezieht sich auf eine Stellungnahme der Stadt, die diese Zeitung im Nachgang der Infoveranstaltung angefragt hatte. „Im letzten Jahr wurden erneut die Verkehrsmengen in den angrenzenden Straßen gezählt. Bislang ergeben die Zählungen keine großen Veränderungen“, hieß es aus dem Arnsberger Rathaus. Zuerst solle die Fertigstellung und Eröffnung des Notfall- und Intensivzentrums abgewartet werden. „Erst unter Echtbetrieb kann eine verlässliche Aussage über mögliche Verkehrsprobleme getroffen werden“, so die Stadt. Die Stadt wolle sich nicht auf Modellrechnungen und Prognosen verlassen. „Zahlen aus dem Verkehrs- und Lärmgutachten zum Bebauungsplan können erste Anhaltspunkte liefern. Wie die tatsächliche Belastung am Ende aussehen wird, steht fest, wenn der Betrieb läuft“, ließ die Stadt wissen.

Hüstens Bezirksausschussvorsitzender Dr. Gerhard Webers (CDU) fordert seit Jahren eine zügige und neue verkehrliche Anbindung des Krankenhauses. „Ich werde nicht müde, eine dauerhafte und tragfähige Lösung für die Verkehrsproblematik zu fordern. Wenn die Stadtverwaltung nicht endlich mal nach richtigen Alternativen sucht, droht im Ortskern von Hüsten ein Verkehrschaos.“ Webers wird deshalb das Thema am 16. Mai erneut auf die Tagesordnung der Sitzung des Bezirksausschusses Hüsten setzen.

SPD für Maßnahmen-Mix

Auch die SPD äußert sich auf Anfrage zum Thema: „Für ganz Arnsberg und darüber hinaus ist der Neubau des Notfall- und Intensivzentrums des Klinikums in Hüsten extrem positiv und sichert auf Dauer den Gesundheitsstandort Arnsberg. Die bevorstehende Fertig­stellung führt jedoch dazu, dass die berechtigten Ängste der Bewohner vor der zunehmenden verkehrlichen Belastung wachsen. Aus unserer Sicht brauchen wie einem Mix aus kurz-/ mittel-/ und langfristigen Maßnahmen.

Die kurzfristigen Lösungen wären etwa eine bessere ÖPNV-Anbindung des Klinikums zum Beispiel durch eine bessere Taktung. Hier könnte es beispielsweise auch eine „Klinikum-Expresslinie“ geben, die im Stadtgebiet den ÖPNV direkt mit dem Klinikum verknüpft. Dazu gehört auch der gerade konkret geplante barrierefreie Ausbau der Bushaltestelle am Klinikum in der Nähe des Eingangs inklusive Wartehäuschen. Den Stellplatz auf der Riggenweide, den wir seinerzeit ins Spiel gebracht hatten, wurde bereits gebaut.

Ob man mittelfristig die Parkmöglichkeiten dort mit z.B. Parkpaletten noch ausbauen sollte, wäre zu prüfen. Dabei muss aber der jährliche Kirmesbetrieb weiter möglich sein. Sicherlich kann auch durch bauliche Veränderungen, Änderung des Verkehrsflusses (gemäß Mobilitätskonzept z.B. durch intelligente digitale Lösungen) oder auch der Straßenverlegung eine Entlastung erreicht werden. Bereits eingeplant sind eine Verbesserung des Verkehrsflusses am Freigericht. Dort wird die Fahrbahn erneuert und der durchgezogene Gehweg an der Heinich-Lübke-Straße wird entfernt.

Der Müscheder Weg soll als „unechte Einbahnstraße“ den Verkehr aus dem Wohngebiet Flammberg über die Straße Am Freigericht zur Heinrich-Lübke-Str. leiten. Damit wird eine deutliche Entlastung der Möthe um täglich etwa 1000 Fahrzeuge erreicht. Außerdem wird gerade ein Radverkehrskonzept erstellt. Die Maßnahmen werden kurzfristig 2024/25 umgesetzt.

Konstruktive Gespräche

Was die kurzfristigen Maßnahmen angeht, hat es kürzlich sehr konstruktive Gespräche zwischen Kommunalpolitik, Verwaltung und Bürgermeister gegeben. Daneben liegen eine Reihe langfristiger Ideen auf dem Tisch. Es gab seinerzeit die Idee einer Brücke vom Klinikum zur Arnsberger Straße. Aktuell wurde die Idee der Reaktivierung der Kleinbahn in die Diskussion gebracht. Besonders diese Idee finden wir sehr charmant, weil sie auch insgesamt ein wichtiger Baustein für eine Verkehrswende in Arnsberg sein könnte. Wichtig ist zur Vermeidung des Autoverkehrs in jedem Fall eine Vernetzung der Verkehrsträger.

Die Menschen müssen etwa im Fall einer Zugverbindung von zu Hause einfach und schnell zu den Haltestellen kommen. Das Klinikum kann eine große Chance sein, dass seinerzeit beschlossene multimodale Mobilitätskonzept der Stadt also die Vermeidung des individuellen Autoverkehrs durch eine Vernetzung aller Verkehrsträger konkret in die Praxis umzusetzen.

Alle diese Ideen gehören auf den Prüfstand. Dazu gehört auch das von uns grundsätzlich kritisch gesehene Brückenbauwerk. Um Vor- und Nachteile abwägen zu können, braucht es die Erstellung einer Machbarkeitsstudie. Dies haben wir mit unserem Bürgermeister bereits diskutiert. Es sollten alle Faktoren genau geprüft werden.

Und der Hubschrauberlandeplatz in Hüsten?

Wie berichtet sind nicht alle Anwohner des Klinikums in Hüsten glücklich mit der geplanten Inbetriebnahme eines Hubschrauberlandeplatzes am neuen Notfall- und Intensivmedizinzentrum. Einer von ihnen ist Sebastian Arndt, der darum kämpft, dass die Anwohner gegen daraus resultierende Lärmbelästigung geschützt werden. Er kündigte an, dass nun Rechtsanwälte einschalten zu wollen.

Der Neubau eines Hubschrauberlandeplatzes ist umstritten.
Der Neubau eines Hubschrauberlandeplatzes ist umstritten. © Thora Meißner

Der Anwohner beklagte in der vergangenen Woche auch, dass das Klinikum „den Hubschrauberlandeplatz übrigens ohne Genehmigung fertig gestellt“ habe. Das aber lässt auch die Stadt Arnsberg so nicht stehen. Lediglich die Inbetriebnahme des Landeplatzes sei noch nicht genehmigt, so Stadtsprecherin Ramona Eifert. Baurechtlich relevant sei lediglich die Nutzung der Fläche als Hubschrauberlandeplatz. Bei den Baumaßnahmen selbst handele es sich formal um die Herstellung einer Fläche, die bereits als Parkplatz genutzt werde und auch genehmigt sei. „Die Maßnahmen wie Einfriedung der Fläche oder die Kennzeichnung mit einem H sind baurechtlich nicht relevant“, sagt die Stadt.

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Die Inbetriebnahme des Landeplatzes sei noch nicht genehmigt. „Es stehen letzte Klärungen aus“, so Ramona Eifert in der vergangenen Woche. Die Belange der Anwohnenden seien im Rahmen der formalen Beteiligung zur Baugenehmigung entgegengenommen worden. „Eine Veranstaltung darüber hinaus ist und war insofern nicht geplant“, so Eifert.