Neheim. Alexander Iwanow arbeitet bei Cosack Druck+Verpackung im „Herzstück“ der Produktion. So startet der in Kirgistan geborene Arnsberger durch.
Wenn Alexander Iwanow die Rundgänge durch „seine“ Stanzerei macht, greift er immer wieder mal in den Stapel der aus den Maschinen pausenlos ausgeworfenen Kartonbögen. Dann steht er da und faltet aus dem vorgestanzten Material in Windeseile mit flinken Fingern eine fertige Schachtel. „Ist wohl ‘ne Berufskrankrankheit“, sagt er. Dahinter aber steckt mehr: Der 34-jährige Industriemeister ist verantwortlich für die Arbeitsvorbereitung und die Stanzerei des Unternehmens Cosack Druck+Verpackung auf Bergheim.
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„Das hier ist das Herzstück der Produktion“, sagt Alexander Iwanow, „wenn die Stanze still steht, steht alles“. Dann müssen auch in den anderen Fertigungsstufen im schlimmsten Falle sogar Schichten abgesagt werden. Und genau darin liegt die Herausforderung seines Jobs: „Ich muss den störungsfreien Ablauf garantieren“.
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In der Fertigung auf Bergheim kostet Stillstand Geld. In einem Drei-Schicht-Betrieb über sechs Tage werden bei Cosack jährlich 13.800 Tonnen Karton verarbeitet. Rohmaterial aus den Kartonfabriken wird bedruckt, gestanzt, oft noch geklebt und geht dann in den Versand. Iwanows Job beginnt dann, wenn der bedruckte Karton zur Stanzerei mit seinen vier Maschinen geht und endet mit der Übergabe an die Kleberei oder den Versand. „Ich bin die Schnittstelle“, sagt er, „ich arbeite mit allen Abteilungen eng zusammen“. Zuständig ist er auch für den reibungslosen Abtransport des Kartonverschnitts aus den Stanzen. Täglich werden Presscontainer mit rund zwölf Tonnen Papierresten zurück in den Wertstoffkreislauf gegeben.
Der junge Mann kennt seinen Betrieb. Seit 15 Jahren ist er im Unternehmen tätig. Der in Kirgistan geborene und als Dreijähriger nach Arnsberg gekommene Mitarbeiter begann im Jahr 2007 nach dem Besuch der Grundschule Birkenpfad und der Realschule am Arnsberger Eichholz (beide Schulen gibt es nicht mehr) sowie einem Jahr bei der Gemeinschaftslehrwerkstatt Herdringen seine Ausbildung zum Verpackungsmittelmechaniker bei Cosack. „Zwei Freunde von mir haben hier schon gearbeitet“, erinnert sich Iwanow. Schon da bewies er Talent - die Lehrzeit wurde auf zweieinhalb Jahre verkürzt.
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Kein Stillstand
Stillstand mag er nicht nur bei seinen Maschinen nicht. Auch beruflich startete er durch. Direkt nach der Ausbildung qualifizierte er sich berufsbegleitend zum Geprüften IHK-Industriemeister in der Fachrichtung Papier- und Kunststoffverarbeitung. Kurse an Samstagen oder in Blöcken absolvierte er neben seinen Jobs als Maschinenführer in der Klebeabteilung (bis 2012) und Stanzabteilung (bis 2014). „Bei der Fortbildung wurde ich unterstützt“, erzählt er, „den Ausbilderschein hat Cosack mir bezahlt“. Heute darf Iwanow selbst junge Menschen zu Packmitteltechnologen ausbilden.
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Der Aufwand hat sich für die Fachkraft gelohnt. „Ich denke vom Zeitpunkt her, habe ich das gut gemacht“, sagt er heute. Damals wie heute noch ohne Familie, war die Zeit da. „Wenn ich bald mal Familie habe, wäre das anstrengender“, weiß er. Nun aber hat er die Qualifikationen für den beruflichen Aufstieg längst in der Tasche. „Gute Leistungen bemerken die hier bei uns auch ganz oben“, sagt Alexander Iwanow. So wuchs schnell seine Verantwortung: Er wurde Leiter der Arbeitsvorbereitung und stellvertretender Abteilungsleiter der Stanzerei (2014), übernahm die Stellvertretung der Disposition im Bereich Produktion, Planung und Steuerung (2017-19) und im November vergangenen Jahres die Abteilungsleitung Stanzerei und Arbeitsvorbereitung.
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3800 Werkzeuge auf Lager
Stolz zeigt er die Lagerräume für die Werkzeuge. Nicht für Schraubenschlüssel und Hammer, sondern die für die Maschinenwerkzeuge. Das sind vorbereitete Stanzplatten, die in die Bobst-Flachbettstanzen (Iwanow: „Das sind die besten auf dem Markt“) eingelegt werden, und das von den Entwicklern erstellte Muster der Verpackungen abbilden. „3800 Werkzeuge lagern wir. Und das steht für 3800 Kundenwünsche“, erklärt Iwanow. Kunden kommen zur Hälfte aus der Lebensmittelindustrie und zu 85 Prozent aus Deutschland (ansonsten stark Benelux). Auf Bergheim gefertigte Verpackungen sieht man in großen Mengen in jedem Supermarkt. Cosack macht so rund 26 Millionen Euro jährlich. Stark profitiert das Unternehmen von Trends zur Regionalisierung und Nachhaltigkeit.
Geschäftsführender Gesellschafter ist seit 2018 Patrick Kleine-Cosack. „Wir sind schon so groß, um richtig modern zu sein. Und noch klein genug, um familiär zu arbeiten“, sagt der Chef. Alexander Iwanow nennt ihn nur „PKC“ und lobt den nahezu gleichalten Unternehmensleiter in höchsten Tönen. „PKC hat immer ein offenes Ohr für uns“, sagt der Mitarbeiter, „hier reden wir miteinander und es sind flache Hierarchien“.
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Das zieht sich durch die Abteilung. Beim Rundgang durch die Stanzerei packt Alexander Iwanow mit an, wenn Werkzeuge gewechselt werden müssen, oder stellt sich auch an die Maschinen, wenn die Maschinenführer in die Pause gehen. „Jede Stanze muss immer besetzt sein“, sagt er, „bei Fehlern muss der Mensch eingreifen“. So wie auch bei der Qualitätskontrolle: „Der Stanzer ist oft der letzte, der bei uns die Schachtel sieht, ehe sie an den Kunden geht“, erklärt Iwanow. Stichprobenartig werden daher die Schachteln in die Hand genommen und auf die Faltfunktionalität überprüft. Neben ihm arbeiten zwölf Mitarbeitende bei Cosack an den Stanzen und zwei in der Arbeitsvorbereitung.
Im Unternehmen fühlt sich Alexander Iwanow pudelwohl und sieht für sich Perspektiven. „Langweilig wird’s nie“, sagt er. In seinem Job schafft er den Spagat zwischen Technik und Organisation. Beides mache ihm Spaß. „Man wächst mit den Aufgaben“, sagt der Arnsberger, „ich helfe hier, wo ich kann“. So etwas hört man in einer Chefetage gerne und hat es sicher längst bemerkt. „Herr Iwanow ist echt eine trockene Type“, sagt Geschäftsführer Patrick Kleine-Cosack hochachtungsvoll über seinen Mitarbeiter.