Arnsberg. Tag der offenen Tür im Lebenshaus Arnsberg: Lebens- und Sterbeamme Christina Schulte-Huermann spricht über die Tabuthemen Tod und Beerdigung.

„Ich versuche, trauernde Menschen aufzufangen“, sagt Christina Schulte-Huermann. Die 49-Jährige ist zertifizierte Sterbeamme. „Ich bezeichne mich selbst gerne als Lebens- und Sterbeamme, denn letztendlich geht es darum, das Leben in den Vordergrund zu stellen.“

Lesen Sie auch <<<10 Ehetipps aus Müschede: „Beziehung ist Arbeit!“>>>

Ihre Berufung begann mit dem Tod ihrer eigenen Mutter im Jahr 2010. Sie spürte selbst, wie schmerzvoll und kraftvoll Trauer um einen geliebten Menschen das Leben umkrempeln kann. Ihr bewusster und intensiver Trauerweg habe sie für ihr Leben gestärkt und sie positiv wachsen lassen. Und genau das möchte sie all den Menschen ermöglichen, die in Trauer sind – ganz gleich, ob es sich um eine geliebte Person handelt, die verstorben ist, oder aber auch um Schicksalsschläge, wie beispielsweise eine Krebsdiagnose.

Zertifizierte Sterbeamme in Arnsberg

2015 begann sie, als Trauerbegleiterin nach den Qualitätsstandards des Bundesverbandes für Trauerbegleitung zu arbeiten und bildete sich weiter. 2020, mitten in der Coronapandemie, erhielt sie ihr Zertifikat zur Sterbeamme nach Claudia Cardinal mit dem Zusatzmodul zur Traueramme mit dem Schwerpunkt Kinder und Jugendliche.

Christina Schulte-Huermann ist Lebens- und Sterbeamme im Lebenshaus Arnsberg.
Christina Schulte-Huermann ist Lebens- und Sterbeamme im Lebenshaus Arnsberg. © Barbara Anneser

Sie eröffnete das „Lebenshaus Arnsberg“ - ein Veranstaltungs- und Seminarhaus mit dem Schwerpunkt Sterbe- und Trauerbegleitung, Lebenswege, gesundheitliche Prävention, Coaching, Yoga und vielem mehr. „Ich möchte die Themen Sterben und Beerdigung aus der Tabuzone herausholen“, sagt sie, „damit die Menschen lernen, diese Themen wieder in ihr Leben zu lassen.“ Und das in allen Facetten: Wie will ich sterben? Wo möchte ich bestattet werden?

Hilfe in Arnsberg, um im Leben zu bleiben

Denn über das gesamte Leben hinweg übe man sich in Selbstbestimmung, in Entscheidungen – doch vor dem Tod verschließe man letztendlich seine Augen. Aus diesem Grund organisiert das Lebenshaus Arnsberg Besuche des Krematoriums in Werl – wie auch am kommenden Donnerstag. „Die Plätze waren superschnell belegt“, sagt Christina Schulte-Huermann, „daher werden wir nach einem weiteren Termin in den nächsten zwei Monaten schauen.“

Den Besuch im Krematorium erachtet sie persönlich als sehr wichtigen Schritt, um über die eigenen Wünsche über den Tod hinaus nachzudenken und zu entscheiden. Viel wichtiger als den Tod erachtet sie jedoch das Leben - der Grund, warum sie auch das „Lebens- und“ vor ihre Berufsbezeichnung „Sterbeamme“ setzt. „Wenn jemand eine Krebsdiagnose erhält, ist das natürlich erst einmal ein Schock“, erklärt sie, „und viele Menschen denken direkt an den Tod.“

Auch interessant <<<So leicht ist der Einstieg bei den Maltesern Arnsberg>>>

Lebenshaus Arnsberg - Tag der offenen Tür

Sie versuche dann, mit der betroffenen Person gemeinsam das Leben wieder in den Fokus zu rücken. „Ich unterstütze die Menschen dann darin, im Leben zu bleiben – und sich nicht in so ein Tief fallen zu lassen.“ Der Beruf der Sterbeamme sei bislang noch nicht so bekannt – nur rund 600 Sterbeammen und Sterbegefährten (die männliche Bezeichnung) gebe es in Deutschland. Daher öffnet sie ihre Türen am 23. April im Lebenshaus Arnsberg für jede und jeden, der es kennenlernen möchte.

Jetzt kennenlernen

Am Sonntag, 23. April öffnet das Lebenshaus Arnsberg in der Zeit von 14 bis 18 Uhr seine Türen in der Rintelenstraße 3 in 59821 Arnsberg.

Bei Musik, Kaffee und Waffeln stellen sie und weitere Akteurinnen und Akteure die Lebens- und Sterbebegleitung vor. Geplant ist unter anderem auch eine Sargbemalung.