Müschede. Im letzten Teil der WP-Arnsberg-Serie „Meine Hochzeit“ geht es um die Zeit nach der Hochzeit: die Ehe. Vor allem aber, wie man diese lange hält.
„Irgendwann ist die schönste Hochzeitsreise zu Ende“, sagt Christina Döpper, „dann geht es darum, auch den Alltag schön zu gestalten – für ein schönes Leben zu zweit.“ Die Heilpraktikerin für Psychotherapie hat sich besonders auf den Schwerpunkt „Liebe & Beziehungen“ spezialisiert – und schreibt aktuell an ihrem ersten diesbezüglichen Buch. „Ich kann, darf und muss sogar eine Beziehung immer wieder neu gestalten.“
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Rund jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden. So auch im Jahr 2021, in dem deutschlandweit 142.800 Ehen geschieden wurden. Insgesamt scheinen die Scheidungen zwar statistisch zurückzugehen, für gut 121.800 Minderjährige, die 2021 von der Scheidung der Eltern betroffen waren, dürfte dies jedoch nicht wirklich relevant sein. „Eltern dürfen Kinder niemals gegeneinander ausspielen“, sagt Christina Döpper, „trennt euch, aber dann seid auch hundertprozentig für eure Kinder da.“ Kinder litten zwar unter der Trennung, spürten jedoch „die zwei Welten“ sehr gut, wenn Eltern gemeinsam Eltern blieben. In den Jahren, in denen Eltern eher „rumeiern“ würden, litten die Kinder mehr. Noch besser sei es jedoch, von Beginn an an der Ehe zu arbeiten – und sie zu halten. „Liebe passiert. Beziehung ist Arbeit!“, sagt die 54-Jährige.
Zehn Tipps für ein echtes Wir
Der wohl wichtigste Punkt innerhalb einer gut funktionierenden Ehe ist die Erkenntnis, dass es weder Mr. Perfect, noch Mrs. Perfect gibt. „Wenn die rosarote Brille ihre normale Farbe annimmt, fällt vielen auf: Ach, der/die ist ja doch nicht so toll“, sagt Christina Döpper.
„Aber es gibt nicht den perfekten Partner oder die perfekte Partnerin – er kann nicht alles abdecken, sie auch nicht.“ Aus Kleinigkeiten würden dann schnell große Probleme, die letztendlich dann zur Scheidung führen könnten. Die besten zehn Tipps für ein echtes Wir-Gefühl hat diese Zeitung aus dem Gespräch mit Christina Döpper herauskristallisiert:
1. Keine Erwartungshaltung
Eine Erwartungshaltung sei der Tod einer jeden Beziehung. Das größte Problem, das viele hätten, sei, dass man Fürsorglichkeit (wie von Mama oder Papa) erwarte. Diese habe aber in einer Beziehung nichts verloren – vielmehr sei Unterstützung des Partners/der Partnerin wichtig.
2. Kommunikation
Miteinander reden – nicht nur sprechen. Viele Paare sprächen über viele Dinge (was die Kinder, den Einkauf oder aber auch den Tagesablauf betreffe) – aber das miteinander Reden bleibe oft auf der Strecke. Wie fühlt sich der/die Andere? Was bewegt ihn/sie? Welche Träume hat er/sie? Welche Ziele können gemeinsam gesteckt und erreicht werden?
3. Intimität nicht verwechseln
Intimität bedeute nicht nur Sexualität, sondern auch ein ehrliches, offenes und vertrautes Miteinander. „Nur ich erlebe dich so, keiner deiner Freunde oder Freundinnen.“
4. Eine Beziehung zu zweit
Probleme in einer Beziehung sollten auch ausschließlich in dieser gelöst werden. Nicht mit einem Kumpel, nicht mit einer Freundin. Nicht mit den Eltern. Eine Beziehung bestehe aus zwei Personen.
5. Interesse und Unterstützung
Wer das Interesse an der/dem Anderen verliere, lebe sich auseinander. Denn Paare sollten Interesse aneinander zeigen und sich gegenseitig unterstützen (z.B. beim Erreichen persönlicher Ziele, Wünsche etc.) – natürlich in einem gesunden Maße und beidseitig gerecht.
6. Regeln erleichtern den Alltag
Kleine Regeln erleichtern das Zusammenleben im Alltag – beispielsweise: Wenn ich zur Toilette gehe, möchte ich allein sein. Ich möchte mitentscheiden, was gekocht wird. Wenn eine „Regel“ fehle, komme es schnell zu hochgekochten Auseinandersetzungen.
7. Selbstfürsorge und Reflexion
Das eigene Denken, Fühlen und Handeln zu hinterfragen und zu analysieren sei sehr wichtig. Beispiel: Eifersucht. Warum bin ich eifersüchtig? Habe ich schlechte Erfahrungen gemacht? Letztendlich könne daraus dem Partner/der Partnerin kein Vorwurf gemacht werden – da an einem selbst gearbeitet werden müsse.
8. Wir-Gefühl trotz Projektebene
Nach der Hochzeit beginne oft die „Projektphase“, wie Christina Döpper es nennt. Ein Haus werde gekauft oder gebaut, Kinder kommen zur Welt, der Job laufe – alles gut. Doch innerhalb dieser Phase verlieren sich Paare oft, sehen sich nicht mehr als Mann und Frau, sondern „nur“ noch als funktionierendes „Team Eltern“. Da sei es wichtig, auch das Wir-Gefühl wieder zu steigern. Das Du und Ich sehen.
9. Das Gefühl fürs Wichtige
Oft beginne man, insbesondere wenn man genervt sei, all den Ballast (meist Kleinigkeiten) rauszuhauen – dadurch entstünden Vorwürfe, daraus Streit. Das Gefühl für das Wichtige (Gesundheit, Familie, Zweisamkeit etc.) gehe dabei oft verloren. Man solle sich hier immer die Frage stellen: Ist das jetzt wirklich wichtig? Es müsse ja nicht immer erst etwas Schlimmes geschehen, bis wir merken, was schön ist.
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10. Frau tickt anders als Mann
So klischeehaft es klinge, aber: Frau ticke anders als Mann. Dies zeige sich beispielsweise in der Sexualität. Während Frau sich entspannt fühlen müsse, um Sexualität genießen zu können, brauche Mann Sexualität, um sich entspannt zu fühlen. Während Mann sich mit seinem Problem eher in „seiner Höhle“ vergrübe, müsse Frau darüber sprechen – und dies des Öfteren, weil sie mehrmals die Perspektive ändere.
Wer mehr über Christina Döpper und ihre Arbeit erfahren möchte, findet weitere Infos auf www.hpp-arnsberg.com