Arnsberg. Kahlflächen prägen aktuell den Anblick des Arnsberger Waldes. Warum diese sogar Möglichkeiten schaffen, erklärt Forstamtsleiter Olaf Ikenmeyer.

„Wenn ich das sehe, bekomme ich schon ein gutes Gefühl.“ Das ist ein Satz, den ein Laie mit Blick auf den Arnsberger Wald wohl nicht sagen würde. Schließlich sieht man beim Spazierengehen oder durchfahren durch die Naturschutzgebiete rund um Arnsberg scheinbar endlose Kahlflächen, wo noch vor wenigen Jahren dichter Fichtenwald stand. Die Fichten sind der Trockenheit und dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen.

Für Olaf Ikenmeyer, Forstamtsleiter des Regionalforstamts Arnsberger Wald, ist das aber kein Grund zum Verzweifeln. „Der Wald ist dauerhaft im Wandel“, erklärt er. Und so werden die Kahlflächen nicht nur als Problem angesehen, sondern auch als Chance.

Lehr- und Forschungsstandort bietet vielseitige Möglichkeiten

„Wir sind hier auch ein Lehr- und Forschungsstandort, das heißt, wir können die Flächen nutzen, um neue Methoden bei der Aufforstung umzusetzen“, erklärt Ikenmeyer. So wurden einige Stellen nicht nur mit heimischen Baumarten wie Eiche, Buche und Co. bepflanzt, sondern auch mit Arten, die in der Region nicht heimisch sind, aber vermutlich mit dem wärmeren Klima besser zurecht kommen können. Außerdem wurden große Bereiche, die vom Fichtensterben befallen waren, nicht komplett abgeholzt. „Das stehende Totholz bietet Schatten und Windruhe“, so Ikenmeyer – dadurch können andere Arten an diesen Stellen besser wachsen.

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Diese Buche wurde vom Wind umgeworfen, weil ihre Wurzeln nicht mehr tragfähig waren.
Diese Buche wurde vom Wind umgeworfen, weil ihre Wurzeln nicht mehr tragfähig waren. © WP | Katharina Kalejs

Auch der nasse Winter hat dem Wald deutlich geholfen. „Die Bäume haben sich noch nicht von der Trockenheit erholt“, so der Forstamtsleiter. Ein Beispiel: Eine sonst gesunde Buche, die aber vom Wind umgeworfen wurde, weil ihre feinen Wurzeln, die so wichtig für ihren Halt und ihre Versorgung sind, durch die Trockenheit verkümmerten. „Bei vielen Bäumen sieht man, dass sie kaum oder gar nicht gewachsen sind in den letzten Jahren, weil es zu trocken war – das wird man auch in den Jahresringen sehen. Und auch die Kronen haben gelitten.“ Denn, so erklärt er, Bäume ohne genügend Wasser- und damit Nährstoffversorgung stoßen zunächst ihre Blätter ab, in denen das Wasser verdunstet, bevor auch Stamm und Wurzeln in Mitleidenschaft gezogen werden.

Nicht nur Setzlinge, auch erwachsene Bäume litten unter der Trockenheit

Auch viele der Setzlinge des letzten Jahres litten unter der Trockenheit. „Als wir im letzten Jahr gepflanzt haben, war der Boden nur oberflächlich angefeuchtet und größtenteils staubtrocken, und das war Mitte März“, erinnert er sich. Deswegen waren viele Setzlinge 2022 nicht wirklich „angegangen“. Wie viele der Setzlinge in diesem Jahr nochmal austreiben würden, kann nur der Verlauf des Frühlings zeigen.

In diesem Jahr ist der Boden aber ordentlich mit Wasser durchfeuchtet. „Sogar Bachläufe, die jahrelang jetzt kein Wasser geführt haben, sind wieder gut gefüllt.“ Für das Forstamt ein Grund zur Freude, denn die Bäume können aus dem Wasser Kraft schöpfen, um die Trockenheitsschäden der letzten Jahre wieder etwas aufzuholen. Und auch die Setzlinge diesen Jahres haben deutlich bessere Voraussetzungen. „In diesem Jahr hoffen wir auf eine Anwuchsquote bei den gepflanzten Bäumen von 100 Prozent.“

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An jedem der gesteckten Pinne wächst ein neuer Baum auf einer Kahlfläche, wo ehemals Fichten standen.
An jedem der gesteckten Pinne wächst ein neuer Baum auf einer Kahlfläche, wo ehemals Fichten standen. © WP | Katharina Kalejs

Und auch an den Stellen, an denen sich der Mensch heraushält, erholt sich der Wald. „Wir können nicht überall gleichzeitig arbeiten und müssen uns entscheiden, wo wir ansetzen“, erklärt Ikenmeyer. Wenn man genau hinsieht, sind auf den Kahlflächen schon wieder die ersten kleinen Pflanzen zu sehen: Hauptsächlich Birken, Fichten und Lärchen, aber auch einen Eichensetzling finden wir an einer Stelle. Direkt daneben liegt eine Schneise, die im Januar 2007 der verheerende Sturm Kyrill in den Wald geschlagen hat: Wo vor 15 Jahren nichts mehr stand und das Forstamt nur noch „aufräumen“ konnte, stehen heute meterhohe Birken, Fichten und Lärchen in einem engen Mischwald – und das ist das, was Ikenmeyer ein gutes Gefühl gibt. „In ein paar Jahren können wir auch hier wieder mit der Forstarbeit beginnen, die ersten Bäume bearbeiten, um darunter Platz für weitere Arten zu schaffen. Der Wald schafft das ganz alleine – vielleicht nicht so, wie wir uns das vorstellen, aber er schafft das.“

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Der junge Wald, der in einer Kyrillschneise entstanden ist, zeigt, wie gut sich der Arnsberger Wald selbst regenerieren kann.
Der junge Wald, der in einer Kyrillschneise entstanden ist, zeigt, wie gut sich der Arnsberger Wald selbst regenerieren kann. © WP | Katharina Kalejs