Herdringen. Am 15. April 1948 öffnete Werner Reuthers Salon erstmals die Türen. Was seitdem passiert ist und wie sich Haartrends verändern, lesen Sie hier.

Es ist ein Jubiläum, wie es wahrscheinlich nur wenige Friseurgeschäfte feiern dürften: Werner Reuthers Salon „friseur-duo“ wird heute 75 Jahre alt. Am 15. April 1948 öffneten sich erstmals die Türen und das Geschäft ist seitdem aus Arnsberg nicht mehr wegzudenken. Reuthers Vater hat den Betrieb gegründet.

Für Werner Reuther war es der Traumberuf. Von klein auf hat er seinem Vater bei der Arbeit im Salon zugeschaut und so kam es, dass er im väterlichen Betrieb seine Ausbildung gemacht hat. Danach arbeitete er für einige andere Salons, unter anderem in Soest, Iserlohn oder Düsseldorf. Nach seiner Meisterprüfung im Jahre 1971 ging es dann wieder zurück nach Arnsberg. Ein Jahr später führten Vater und Sohn das Friseurgeschäft bis 1984 gemeinsam. Ab dann übernahm der Sohn.

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Über die Jahre hinweg beschäftigte der Betrieb insgesamt 41 Auszubildende. Zwei von ihnen sind geblieben und arbeiten nun schon bereits seit 38 und 40 Jahren bei Werner Reuther. Seither ist so Einiges passiert. Geschichten, die dem Friseurmeister besonders in Erinnerung geblieben sind, sind vor allem jene, in denen nicht alles nach Plan gelaufen ist: Als eine Braut bei ihm war, um sich für die Hochzeit frisieren zu lassen, ist die Heizung mitsamt weiterer Geräte ausgefallen. „Die Braut hatte noch nasse Haare und da haben wir sie bei ihr zu Hause fertig gemacht, da sie tatsächlich noch eine Trockenhaube daheim stehen hatte“, erzählt Reuther.

Auch einen Wasserrohrbruch hat der Salon bereits hinter sich. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurden dann kurzerhand die Räume trockengelegt, damit der Betrieb schnell weiterlaufen kann.

Treue Kunden über Jahrzehnte

Über mehr als sieben Jahrzehnte ist der Kundenstamm stetig gewachsen und es kommen immer wieder neue Generationen nach: „Das ist immer schön, wenn dann die Kinder und Enkelkinder von Kunden zum Haare schneiden kommen“, erzählt „Anna“, Mitarbeiterin seit 38 Jahren, freudestrahlend. Eigentlich heißt sie Susanne Winterberg, aber während ihrer Ausbildungszeit trugen zwei weitere Kolleginnen den gleichen Vornamen. Ihr Spitzname hat sich dann zur leichteren Unterscheidung ergeben. Bis heute kennt man sie nun unter dem Namen Anna, auch die Kundschaft. Viele Kundinnen und Kunden halten bereits seit über 40 Jahren die Treue und es kommen immer wieder neue dazu. Manche von ihnen schauen wöchentlich im Salon vorbei, um ihre Locken wieder in Schwung zu bringen.

Trends und Frisuren im Wandel

Über einen solch langen Zeitraum verändern sich natürlich auch die Haartrends und hier muss auch der Salon mitgehen. „Früher waren die Frisuren deutlich fester gearbeitet und heute fallen die Haare lockerer und legerer“, stellt Werner Reuther fest. In der damaligen Ausbildung hat er beispielsweise die handgelegte Wasserwelle gelernt, das sind jene Wellen, die nah und fest am Kopf anliegen. Diese wurden gerne kombiniert mit festen Steckfrisuren. Auch das sogenannte Ondulieren, die Technik, mit der die Locken eingearbeitet werden, gehörte damals ebenfalls zur alltäglichen Arbeit.

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„Heute sind der Ideenvielfalt keine Grenzen gesetzt“, erklärt der Friseurmeister. Die Schnitte bei Herren und Damen tendieren heute häufig zur Asymmetrie. Besonders bei Frauen sind alle Haarlängen vertreten. Trends zeichnen sich immer wieder ab, sind über die Jahre teilweise jedoch konstanter als etwa die Kleidermode. Aktuell halten sich kühlere Farbtöne oder auch die seit einigen Jahren beliebte Färbetechnik „Balayage“, die die Färbung einzelner Haarsträhnen natürlich wirken lässt.

Die Jahrzehnte gehen an den Frisuren nicht spurlos vorbei, zeigt sich. Gleiches gilt für den Betrieb selbst, der bereits zwei Standortwechsel hinter sich hat. Alles hat angefangen am Herdringer Weg 9. Ab 2016 befand sich das Geschäft kurze Zeit in Neheim, bis es 2018 nach Herdringen ging. In der Dungestraße 53 feiert das Team nun 75-jähriges Bestehen.

Als der Salon eröffnet wurde, gab es noch Kabinen, die bis unter die Decke reichten. Alles war geschlossen – ganz anders als man es heute vom Friseurbesuch gewohnt ist. „Früher durfte die Nachbarschaft nämlich nicht erfahren, dass die Haare gefärbt sind, das war in den 1950er-Jahren“, lacht Reuther und ergänzt: „Die Friseure waren früher ein bisschen wie Priester, die die Geheimnisse kennen“. Ab den 60er- und 70er-Jahren wurde die Einrichtung allmählich offener. „Wie die Frisuren eben auch freier wurden“,, fügt der Friseur hinzu. Heute ist der Salon offen und modern eingerichtet. Die Blumen, die aktuell passend zur Frühlingszeit auf jedem der Tische stehen, setzen kleine Farbakzente.

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Dennoch ist noch etwas Altes erhalten geblieben: Die alte Theke wurde aus dem Keller hervorgeholt und wieder aufpoliert. Dort werden die Kundinnen und Kunden in Empfang genommen. Optisch fügt sich das helle Eichenholz passend in die Inneneinrichtung ein. Die Meisterbriefe von Vater und Sohn dürfen natürlich auch nicht fehlen. Sie zieren die Wände gemeinsam mit den goldenen Meisterbriefen der beiden, die zum 50-jährigen Jubiläum verliehen werden.

Es gibt keinen Nachfolger in der Familie, der den Salon künftig übernehmen könnte. Mit 73 Jahren steht er noch täglich im Salon und ist für seine Kundinnen und Kunden da. Sein Vater war sogar mit 80 Jahren noch im Geschäft tätig. „Ich habe immer gesagt, so lange mache ich nicht – aber es könnte klappen“, sagt Werner Reuther.

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