Sundern. Zwischen wilden Streunern, Mutterkatzen, Kitten und Renovierung des Tierheims: Das geschieht hinter den Kulissen beim Tierschutzverein Sundern.
Der Tierschutzverein Sundern feierte kürzlich 30-jähriges Bestehen – ursprünglich wurde er gegründet, um wilde Straßenkatzen einzufangen und zu kastrieren. Dieser Arbeit haben sie sich bis heute verschrieben. Der Verein hat schon unzählige Katzen vermittelt und ihnen ein neues zu Hause ermöglicht.
Das Tierheim, das sich immer noch im Umbau befindet, beherbergt ausschließlich ehemals freilaufende, herrenlose Katzen, aus Privathaushalten stammen lediglich die Kleintiere. Hunde leben dort keine – dafür fehlen die Kapazitäten in den Räumlichkeiten.
Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für Freigänger muss beachtet werden
Karin Bock, erste Vorsitzende des Tierschutzvereins Sundern, berichtet von der ehrenamtlichen Tätigkeit des Teams zum Wohle der Tiere. Auch spricht sie über die Arbeit und die Zeit, die seit einigen Jahren in den Umbau des Tierheims fließen. In beiden Bereichen wird schnell klar: Das Engagement ist riesig, aber die finanziellen Mittel zu klein.
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Eine der zentralen Probleme, wieso Katzen dort immer wieder im Tierheim landen, ist die unkontrollierte Vermehrung. Verursacht wird dies von freilaufenden, unkastrierten Katzen und Katern. „Mich ärgert die Ignoranz einiger Tierhalter. Sie lassen ihre Kater nicht kastrieren, was dazu führt, dass immer mehr wilde Katzen nachkommen. Die vermehren sich dann ebenfalls weiter. Es ist ein Fass ohne Boden“, erklärt Karin Bock.
Normalerweise sind Katzenhalterinnen und -halter, die ihren Katzen oder Katern Freilauf gewähren, dazu verpflichtet, sie kastrieren und per Mikrochip oder Tätowierung registrieren zu lassen. Das schreibt die Stadt Sundern seit 2011 vor. Ausreichend kontrolliert und durchgesetzt werden könne dies aber nur schwer, so die Vorsitzende. Einige Tiere seien zwar gechipt, aber nicht in der Datenbank registriert. Das sorge dann dafür, dass entlaufene Tiere auch nicht ihren Besitzerinnen und Besitzern zugeordnet werden können.
In der Natur geboren und dadurch nicht an Menschen gewöhnt
Viele Kitten kommen in der Wildnis zur Welt – eben dadurch, dass so viele unkastrierte Katzen mindestens halbwild in Deutschland leben. Mit Glück werden die Tiere von aufmerksamen Personen entdeckt und gemeldet; andere aber werden auf den Straßen angefahren. Sie versterben oder erleiden schwere Verletzungen. Alle geretteten Katzen, egal ob verletzt oder nicht, werden tierärztlich versorgt. Die Tierarztkosten muss der Verein aufbringen. In Fällen von schwer verletzten, angefahrenen Katzen können sich diese Kosten schnell auf mehrere tausend Euro belaufen.
„Vor Kurzem haben wir eine Katze mit drei Kitten in Stockum eingefangen“, erzählt Karin Bock, „Wir haben einen Anruf erhalten und daraufhin kurzerhand eine Falle aufgestellt.“ Danach wurden die Vier ins Heim gebracht. „Dass das Muttertier noch lebt, ist auch oft Glückssache.“ Bock berichtet von Flaschenbabys, die sie bei sich zu Hause aufzog und regelmäßig fütterte. „Alle zwei bis drei Stunden muss man nach den Kitten schauen. Das passiert alles zwischen Beruf, Familie, Tierheimleitung und Futterdienst“, so Karin Bock. Erst wenn die Kleinen drei Wochen alt sind, kehrt langsam Ruhe ein.
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Durch die Nähe zum Menschen bei der Aufzucht wird das Tier zutraulich. Fehlt dieser Bezug während der Prägephase in den ersten drei Lebensmonaten des Tiers, scheuen sie den Menschen. Einige Samtpfoten im Tierheim des Tierschutzvereins benötigen daher viel Zuneigung und Geduld oder auch das ein oder andere Leckerli. „Sie müssen erst merken, wie schön kuscheln ist“, sagt Karin Bock.
Aktuell leben 12 Katzen im Tierheim – eine vergleichsweise kleine Zahl. Das kann sich demnächst schnell ändern, denn im April und Mai beginnt die Kittenzeit. „Das ist gerade noch die Ruhe vor dem Sturm“, sagt Karin Bock. Letztes Jahr hat der Verein 58 Katzen eingefangen, im Jahr davor lag die Zahl mit 103 Tieren fast doppelt so hoch.
Hohe Tierarztkosten für verletzte Katzen und Kastrationen
Die Tiere sind häufig von Parasiten befallen, wie etwa Würmern oder Flöhen. Auch Katzenschnupfen ist bei herrenlosen Katzen keine Seltenheit. Dazu kommen noch die Kosten für die Kastration der eingefangenen Tiere. Diese betragen in der Regel zwischen 200 und 220 Euro. Im Jahr summieren sich die Kosten dafür in der Regel zwischen 15.000 und 20.000 Euro. Diese können künftig sogar noch steigen: Seit Einführung der neuen Gebührenordnung für Tierärzte, werden die Behandlungen kostenintensiver.
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Allein mit den Mitgliedsbeiträgen ist das kaum zu stemmen: Der Verein ist zusätzlich auf Spenden angewiesen. Einige Leute spenden monatlich eine kleine Summe, sehr zur Freude der Vorsitzenden: „Kleinvieh macht eben auch Mist!“ Manchmal stehen auch Futterspenden überraschend direkt vor der Tür.
Tierheim im Umbau - Arbeiten müssen immer wieder hinten angestellt werden
Feste Öffnungszeiten gibt es im Tierheim nicht, da der Umbau nach wie vor noch läuft. Dieser kann nur schleppend laufen, da es an finanziellen Mitteln und Handwerkern mangelt. „Ich muss mich entscheiden, ob ich die Tiere behandeln lasse oder den Handwerker bezahle“, sagt Karin Bock – das bedauert sie. Das Wohl der Tiere steht natürlich immer im Vordergrund. Viele Arbeiten habe sie auch in Eigenregie umgesetzt, erklärt sie. Aktuell steht der Dachausbau an, damit dort Samtpfoten unterkommen können, die besonders geschont werden müssen: Hochtragende Katzen oder Muttertiere, die ihre neugeborenen Kitten versorgen.
Wann das Tierheim final seine Türen öffnen kann, bleibt unklar. „Im Geiste habe ich schon fünf Mal eröffnet“, sagt Bock und versucht, trotzdem ihr Lächeln zu behalten. Gerne hätte sie es zum 30-jährigen Jubiläum getan, aber immer wieder stand dem etwas im Wege. Anfang des Jahres kam ein Wasserrohrbruch hinzu, der schnell behoben werden musste. Dabei ist zusätzlich noch viel in Planung, wie etwa die Fertigstellung der Außengehege. Durch Katzenklappen sollen die Samtpfoten künftig von ihren Zimmern nach draußen gelangen.
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Die Vermittlung läuft trotzdem: Über die sozialen Medien werden vermittlungsbereite Tiere vorgestellt, oft klingelt auch das Tierschutzhandy mit Anfragen und manche Interessierte schauen auch spontan vorbei. Auch um entlaufende Tiere bemüht sich der Verein und leitet Suchaktionen in die Wege, um den Haltern ihre Fellnasen zurückzugeben.
Offenes Ohr und helfende Hände
Das Thema herrenlose Katzen werde oft übersehen, bekräftigt Karin Bock. Unzählige Stunden flossen in den Einsatz für die Tiere und sie wünscht sich, dass dieses Ehrenamt mehr gesehen werde. „Seine Freigänger kastrieren zu lassen, würde viel Tierleid ersparen“, so die Vorsitzende. Helfende Hände werden beim Tierschutz Sundern auch immer gesucht. Die Futtergruppe besteht momentan aus rund 20 Leuten, dabei gestaltet sich die Erstellung des Futterplans trotzdem manchmal schwierig: Helferinnen und Helfer sind verhindert, etwa aus beruflichen Gründen oder weil es nicht mehr mit dem Privatleben vereinbar ist. Dies betrifft aktuell die Fütterung vormittags. Damit weitere Tiere ein liebevolles zu Hause finden und das Tierheim bald eröffnen kann, freut sich der Verein immer über Spenden.
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