Arnsberg. Die Gemeinde möchte Eltern und Kinder wieder öfter in die Gottesdienste locken. Dafür wurde etwas Neues eingerichtet

Ein Kirchenbesuch mit kleinen Kindern kann eine Herausforderung sein. Eltern wissen, was ich meine. Denn die wenigsten Kleinkinder können und wollen vor allem lange still sitzen, wenn vorne der Pastor predigt und sich der Gottesdienst in die Länge zieht.

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Jetzt gibt es schon seit einigen Jahren, manchmal auch Jahrzehnten bundesweit Kirchen, in denen sich die Kleinen während der Messen auf dem Schoß von Mama und Papa mit kleinen Bilderbüchern selbst beschäftigen können. Doch auch diese Form der Ablenkung funktioniert nicht immer.

Aus diesem Grund geht man in der Arnsberger Kirche Heilig-Kreuz einen etwas anderen Weg. Hier gibt es seit Palmsonntag die sogenannte Familienoase. Hierbei handelt es sich um einen kleinen Bereich links in einer Nische in unmittelbarer Nähe zum Altar. Dort ist ein Tisch mit Stühlen aufgebaut. Dahinter befinden sich unter einem Pavillondach Spielmöglichkeiten für die kleinsten Kirchenbesucher.

Neue Wege gehen

Die Idee zur „Familienoase“ ist im benachbarten Familienzentrum Schreppenberg geboren worden. Kita-Leiterin Edith Pehl erklärt: „Wir haben im vergangenen Jahr als nach der Corona-Pandemie so langsam wieder Gottesdienste in Präsenz stattfinden konnten, festgestellt, dass es sehr wild in der Kirche zuging. Viele der kleinen Kinder kannten ja bedingt durch die Pause gar nicht den normalen Ablauf in der Messe. Gleichzeitig waren aber auch weniger Menschen anwesend. Einige hatten sich von der Kirche regelrecht abgewendet. Daher haben wir uns überlegt, wie man Familien in die Kirche holen kann, ohne dass das zum Streit mit denen führt, die vielleicht schon älter sind und in Ruhe der Messe beiwohnen möchten.“

In unmittelbarer Nähe zum Altar befindet sich der Spielbereich für die Kinder.
In unmittelbarer Nähe zum Altar befindet sich der Spielbereich für die Kinder. © Eric Claßen

Gemeinsam im Kitateam sei man dann zu der Idee gekommen, eine Spielecke einzurichten, bei der die Kinder in ungezwungener Atmosphäre malen, basteln, lesen oder einfach nur spielen können. Und wenn sie dann Interesse haben, an dem was gerade am Altar passiert, können sie dazukommen. „In diesem Bereich können Eltern auch beispielsweise ihre Kinderwagen platzieren und selbst dort sitzen, falls der Nachwuchs sich noch nicht von Mama und Papa trennen möchte“, sagt Edith Pehl.

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Obwohl sich der Spielbereich in einem Seitenflügel befindet, möchte man die Familien symbolisch nicht in die Ecke drängen. „Im Gegenteil“, betont Pehl. „Wir möchten den Familien die Scheu vor einem Kirchenbesuch mit Kleinkindern nehmen. Und wir wollen allen zeigen, dass wir uns verändern müssen, um wieder mehr Akzeptanz für die Kirchenarbeit bei der jüngeren Generation zu gewinnen.“

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Bevor das Projekt „Familienoase“ Palmsonntag starten konnte, war es dem Kitateam wichtig, natürlich auch das Gemeindeteam mit ins Boot zu holen. Schließlich war an eine Umsetzung des Projekts ohne Unterstützung der Gemeinde nicht zu denken. „Da gab es aber keine Hürden. Uns wurde beim Gespräch sogar erklärt, dass auch das Gemeindeteam schon an solch eine Lösung gedacht hatte. Also konnten wir die Pläne direkt umsetzen“, so Edith Pehl.

Hilfe vom Erzbistum

Ein wenig finanzielle Hilfe vom Erzbistum Paderborn ermöglichte die Anschaffung von neuen Babydecken, Puzzeln und Büchern. „Wir wollten damit auch bewusst zeigen, dass die Familien mit den Kindern uns etwas wert sind. Deswegen wird auch alles regelmäßig gepflegt und auf den Zustand überprüft.“ Auch über die Akustik beim Spielen hat man sich im Vorfeld Gedanken gemacht. So sind die Bauklötze beispielsweise aus Kork und damit deutlich leiser, wenn sie hinfallen, als wenn sie aus Holz bestehen würden. Edith Pehl ist es wichtig zu betonen, dass man mit dem Angebot die älteren Kirchenbesucher nicht vergraulen möchte. „Es soll stattdessen ein Nebeneinander der Generationen in der Kirche stattfinden.“ Die Resonanz an Palmsonntag sei sehr gut gewesen. Nun möchte man in den kommenden Wochen und Monaten austesten, ob das Interesse bleibt und an welchen Stellschrauben man vielleicht noch drehen muss. Kita und Gemeinde wollen mit etwaiger Kritik konstruktiv umgehen und reflektieren.