Neheim/Hüsten. Bei der DLRG in Neheim-Hüsten gibt es jahrelange Wartelisten. Fehlende Wasserflächen werden immer mehr zum Problem

„Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein und dann nischt wie raus nach Wannsee“. Nun gut, wir sind hier nicht in Berlin, doch wir haben immerhin den Möhnesee und Sorpesee vor der Haustüre liegen. Man braucht also nicht den Klassiker von Cornelia Froboess bemühen, wenn man schwimmen gehen möchte.

Doch das Schwimmengehen mit Kindern scheitert bei vielen Familien immer häufiger an essenziellen Dingen, nämlich der Schwimmfähigkeit des Nachwuchses. Längst ist es nicht mehr selbstverständlich, dass sich Fünf- oder Sechsjährige wie kleine Fische im Wasser bewegen. Das liegt nicht zuletzt daran, weil es auch hier im Hochsauerlandkreis zu wenig Schwimmkurse für zu viele Kinder gibt.

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Ein Besuch bei der DLRG-Ortsgruppe Neheim-Hüsten im NASS zeigt das Dilemma. „Wir haben jede Woche mehrere Anfragen von Eltern, die ihre Kinder bei uns in den Anfängerkursen anmelden möchten. Momentan beträgt die Warteliste zwischen zwei bis drei Jahre“, erklärt Birgit Sauermann. Sie ist die Geschäftsführerin bei der Ortsgruppe. Als die Stadt Arnsberg angedeutet hatte, die Lehrschwimmbecken schließen zu wollen, seien die Anfragen regelrecht explosionsartig angestiegen.

Individuelle Betreuung

Jeden Donnerstag finden die Schwimmkurse zwischen 17.15 und 20.15 Uhr im NASS statt. Die DLRG-Ortsgruppe Neheim-Hüsten darf dann insgesamt fünf Bahnen im Sportschwimmbecken für ihre Kurse nutzen. Direkt um 17.15 Uhr startet der Anfängerkurs für die kleinsten Schwimmerinnen und Schwimmer. „Wir haben pro Kurs rund 20 Kinder und setzen sehr stark auf individuelle Betreuung. Im Schnitt kommt auf drei bis vier Kinder ein Betreuer, so dass wir bewusst die Kinder nach ihren Fähigkeiten fördern und unterstützen können“, sagt Martin Ernst.

Er ist Ausbildungsleiter und schon seit Jahrzehnten bei der Schwimmausbildung im Einsatz. Vier solcher Kurse fänden im Jahr statt. Die Herausforderung seien dabei die unterschiedlichen Grundvoraussetzungen. „Wir haben hier Kinder, die fühlen sich direkt wohl im Wasser und haben keine Scheu. Andere wiederum waren vorher nur unter der Dusche oder in der Badewanne in Kontakt mit Wasser, aber noch nie in einem Schwimmbad. Für sie ist es also erst einmal eine ganz neue Erfahrung“, betont Ernst. Grundsätzlich sollten Kinder mindestens fünf Jahre alt sein, wenn sie mit dem Schwimmkurs starten. Vorher sei in der Regel die Koordination noch nicht so ausgeprägt und das Befolgen der Anweisungen der Betreuer schwierig. „Natürlich gibt es Ausnahmen, dass Kinder schon mit drei oder vier schwimmen lernen, aber fünf Jahre ist ein gutes Alter für die meisten Kids“, so Martin Ernst.

Die Kurse der DLRG-Ortsgruppe Neheim-Hüsten finden immer donnerstags statt.
Die Kurse der DLRG-Ortsgruppe Neheim-Hüsten finden immer donnerstags statt. © DLRG Neheim-Hüsten

Ein Anfängerkurs umfasst zehn Abende. Danach entscheide man, ob das Kind das Seepferdchen machen könne und dann zum Gruppenschwimmen für die Fortgeschrittenen wechselt, oder ob es noch zu viele Defizite hat und im Anfängerkurs bleiben sollte. „Unsere Erfahrung zeigt uns, dass die Kinder, die noch nicht alles beherrschen am besten direkt nochmal im Anfängerkurs weitermachen. Legt man dann erst einmal eine Pause ein und lässt sie mit Abstand noch einmal neu im Anfängerkurs starten, ist vieles wieder verloren gegangen und man fängt praktisch bei null an“, unterstreicht Martin Ernst.

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Insgesamt zehn Ausbilder betreuen das Anfängerschwimmen. Oft sind es Jugendliche, die so lernen, Verantwortung zu übernehmen und den Kleinsten das Schwimmen beizubringen. „Das hilft dann auch später im Vereins- und Berufsleben, wenn man so früh schon Verantwortung übertragen bekommt“, macht Ernst deutlich. Die Schwimmfähigkeit der Kinder ist nicht nur für den Familienausflug an einen Sauerländer See oder dem Urlaub auf Mallorca entscheidend. Auch für den Schulsport ist der Nachweis notwendig. „Auf weiterführenden Schulen ist es teilweise festgeschrieben, dass Kinder mindestens das Bronze-Abzeichen haben müssen. Daher wächst natürlich auch der Druck auf die Eltern, dass der Nachwuchs möglichst früh die Schwimmtechniken beherrscht und die Abzeichen erwirbt“, sagt Ernst.

Das Risiko steigt

Dem gegenüber stehen die begrenzten Wasserflächen, die sich die verschiedenen Vereine, die Schwimmkurse anbieten, teilen müssen. Das führe dann zu den langen Wartelisten in den Kursen. Gleichzeitig steige mit jedem Kind, das nicht schwimmen könne, das Sicherheitsrisiko. Man denke nur an den Fall, wenn ein Kind beim Spaziergang entlang von Ruhr oder Möhne ins Wasser falle.

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Wenn man die Anfängerkurse und das Gruppenschwimmen zusammenfasst, betreut die DLRG in Neheim und Hüsten aktuell rund 260 Kinder. Insgesamt 35 DLRG-Mitglieder sind dafür regelmäßig im Einsatz. „Wir machen das alle ausnahmslos ehrenamtlich. Wir haben große Freude daran, den Kindern alles beizubringen und sie beim Schwimmen zu unterstützen. Leider wird das nicht immer von allen Menschen wertgeschätzt“, erklärt Harald Bendler. Der 1. Vorsitzende der Ortsgruppe sagt, dass es jedes Jahr eine Herausforderung sei, die Schwimmkurse und die ganzen anderen Aufgaben der DLRG zu stemmen. „Wir übernehmen ja auch den Wachdienst am Möhnesee und stehen im Ernstfall – wie Hochwasser und Katastrophenschutz – bereit. Ich würde mir da schon oft mehr Unterstützung von der Politik wünschen.“

Finanzierung als Faktor

Immerhin müsse man keinen Eintritt im NASS. Dafür sei man dem Bürgermeister dankbar. Die Kursgebühren würden der Ortsgruppe dabei helfen, die anderen Aufgaben der DLRG-Ortsgruppe zu subventionieren. Über Spenden von Unternehmen und Privatpersonen würde man sich trotzdem jederzeit freuen. Schließlich seien allein die Kosten für den Betrieb des Rettungsboots auf dem Möhnesee gewaltig.

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Freuen würde man sich vonseiten der Ortsgruppe auch über weitere Personen, die als Schwimmtrainer helfen möchten. Neben der Mitgliedschaft bei der DLRG und einem erweiterten polizeilichen Führungszeugnis, welches man allerdings über die Ortsgruppe beantragen könne, sei vor allem die Zuverlässigkeit enorm wichtig. „Wer dann auch noch die nötige Zeit und die Motivation mitbringt, Kindern etwas beibringen zu wollen“, sei die ideale Helferin oder der ideale Helfer“, unterstreicht Ausbildungsleiter Martin Ernst.

Eine gewisse Empathie und vor allem pädagogisches Geschick seien ebenfalls von Vorteil. Die Zeiten, in denen ein Sportlehrer einfach zum „Abhärten“ Kinder ins Wasser geworfen hat, seien Gott sei Dank längst vorbei. „Ich weiß, dass es das früher gegeben hat. Das ist aber ein absolutes No Go – ebenso jemanden ins Wasser schubsen oder im Wasser untertauchen - und wird von uns komplett abgelehnt! Die Kinder sollen

Individuelle Betreuung wird bei der DLRG bevorzugt.
Individuelle Betreuung wird bei der DLRG bevorzugt. © DLRG Neheim-Hüsten

spielerisch ans Schwimmen gewöhnt werden und keine Traumata erleiden“, so Ernst.

Ein Überblick über Schwimmkurse in Arnsberg

Schwimmkurse im NASS:

Seesternchen Wassergewöhnung

Montag und Freitag, jeweils von 16 bis 16.45 Uhr

Seepferdchen Intensivkurs

Montag bis Freitag, jeweils von 15 bis 15.45 Uhr und von 18 bis 18.45 Uhr

Pirat Pimpi (Ausdauertraining und Schwimmsicherheit)

Montag und Donnerstag, jeweils von 18 bis 18.45 Uhr

Tel. 02932/475730, info@nass-arnsberg.de

Schwimmkurs DLRG Arnsberg:

Anfängerschwimmen im Lehrschwimmbecken Sauerstraße

Donnerstag, 19 bis 20 Uhr

Tel. 02931/77836, jenny.kullmann@arnsberg.dlrg.de

Schwimmkurs DLRG Neheim-Hüsten:

Anfängerschwimmen im NASS

Donnerstag, 17.15 bis 18 Uhr

Anmeldung über Formular auf www.neheim.dlrg.de

Seepferdchenkurs
beim SV Aegir Arnsberg:

Donnerstags im Lehrschwimmbecken Sauerstraße (Konkrete Zeiten sind nicht angegeben)

Anmeldung über Formular auf www.svaegir.de

Schwimmschule Swim2Grow:

Anfängerkurs im DoriVita Sport & Wellness, Zu den Drei Bänken 1 in Arnsberg

Dienstag, 16 bis 16.40 Uhr, 16.40 bis 17.20 Uhr und 17.20 bis 18 Uhr

Sonntag, 14 bis 14.40 Uhr und 14.40 bis 15.20 Uhr

Tel. 0621/12188190

Schwimmkurse SV Neptun Neheim-Hüsten

Anfängerkurse im Lehrschwimmbecken Voßwinkel (Fuchswinkel 10, Arnsberg)

Samstag, 9 bis 12 Uhr

Anfängerkurse im Lehrschwimmbecken Sauerstraße

Samstag, 15 bis 18 Uhr

Anmeldung per E-Mail an breitensport@svneptun.org