Sundern. Uralt werden - das wünschen sich viele Menschen. Hedwig Kauke aus Sundern feiert heute ihren 100. Geburtstag. Was hat sie wohl alles erlebt?
„Ich werde hundert Jahre alt, das könnt ihr mir glauben.“ Johannes Heesters ist es geworden und Hedwig Kauke aus Sundern-Stockum feiert am heutigen Mittwoch, 22. März, diesen runden Geburtstag. Und dazu gratuliert natürlich die ganze Familie, Freunde, Nachbarn und selbst der Bürgermeister.
„Im Leben geht es mal auf, mal ab“, sagt die Hundertjährige. Davon kann sie ein Liedchen singen und steigt in Heesters Text mit ein.
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Geboren wurde Hedwig am 22. März 1923 als ältestes von insgesamt sechs Kindern der Familie Klöckener, die nach dem ersten Weltkrieg einen kleinen Bauernhof in Sundern bewohnten. Später übernahmen die Eltern einen Gasthof, den es immer noch gibt und wo Hedwig heute ihren Geburtstag feiern wird.
Ihre glückliche Kindheit verbrachte sie im Gasthof Klöckener, wo sich zum Versteckenspielen mit den fünf Geschwistern jede Menge Gelegenheiten boten. „Meine Eltern hatten immer viel zu tun, daher kümmerte sich größtenteils eine Haushaltshilfe um uns Kinder“, erinnert sie sich.
Mit dem zweiten Weltkrieg kamen die ersten Sorgen, obwohl Sundern verhältnismäßig wenig bombardiert worden sei. „Alle jungen Männer und die Nachbarjungs waren auf einmal verschwunden“, sagt Hedwig Kauke. Viele von ihnen hätte sie niemals wieder gesehen. Zu Kriegsbeginn war sie 15 Jahre alt, gerade das erste Jahr als Schülerin an der Haushaltsschule in Ahlen.
Nach dem Krieg kamen die Amerikaner. „Da mussten wir umziehen und kamen bei Nachbarn unter“. so die Hundertjährige. „Vor der Küche im Gasthof Klöckener hing fortan ein Schild, darauf stand Kitchen.“ Das hatte Hedwig erst falsch verstanden. Doch die Amerikaner seien sehr nett gewesen, „schenkten Schokolade und brachten uns ein paar Brocken Englisch bei.“
Amors Pfeil traf sie 1950, da lief ihr Josef Kauke über den Weg. Soweit sich Hedwig erinnern kann, betrat der stattliche Holzarbeiter nach Feierabend den Gasthof. Da hat sie sich verliebt und die beiden heirateten etwas später und gründeten eine Familie. Besonders stolz ist Hedwig auf das Lebenswerk, das sie und Josef als Ehepaar in den frühen siebziger Jahren geschaffen haben: Ein eigenes Häuschen am Steinknochen in Sundern.
Hier hat Hedwig ihre glücklichste Zeit verlebt, zwei Kinder großgezogen, sich um den Garten und Haushalt gekümmert. So flogen die Jahre nur so dahin, bis zum ersten, schweren Schicksalsschlag: Josef kam bei einem Autounfall im Jahre 1978 ums Leben. „Der Wagen krachte gegen einen Baum. Mein Mann war nicht zu retten und ist an inneren Blutungen gestorben.“
Schon früh und jung zur Witwe geworden, schlug sich Hedwig mit den Kindern fortan ohne Partner durchs Leben. „Zum Glück hatte ich viele Freunde und auch Nachbarn, die mir beistanden.“ Noch immer herrscht in ihrem Haus ein reges Kommen und Gehen. Zwei Kinder hat sie geboren, bekam fünf Enkel und bislang drei Urenkel als Geschenk dazu. Allerdings musste Hedwig den frühen Tod ihrer Tochter Renate verkraften, die im Alter von 52 Jahren viel zu früh an Krebs gestorben war.
„Ja, man muss so einiges im Leben überwinden“, resümiert die Hundertjährige. Sie könnte sich vorstellen, jetzt von dieser Welt zu gehen. „Ich habe auch schöne Reisen unternommen: Österreich, Italien, Frankreich und Spanien gesehen. Das reicht.“
Ein glückliches, erfülltes Leben, ein schönes Häuschen, Familie, Freunde und viele Erinnerungen aus der guten alten Zeit. „Was will man mehr“, fragt Hedwig. „Ich kann mich nicht beklagen, bin bis heute gesund und munter und darf hoffentlich bis zu meinem Tode am schönsten Ort der Welt leben.“
Dieser Ort heißt für Hedwig Kauke: Sundern-Stockum. „Das ist meine Heimat, hier will ich sein.“