Arnsberg/Meschede. Geplante Millionen-Investition mit Partnern in Windpark Freienohl beschäftigt Krankenhausverbund Klinikum Hochsauerland seit Wochen mit Hochdruck.
Das Klinikum Hochsauerland sieht sich in der Verantwortung, sich aktiv um die eigene Energiesicherheit zu kümmern. In diesem Monat muss die Entscheidung fallen, wie und ob das gelingen kann. Wie schon vor Monaten berichtet, hat das Klinikum mit dem Projektierer „Abo Wind“ eine Vereinbarung zum Erwerb des Windparks Freienohl getroffen.
Heizungen sind komplett gasabhängig
Das größte Thema rund um die Energieversorgung der Standorte des Klinikums Hochsauerland ist aktuell immer noch Gas. Das Klinikum spricht von einem Bedarf in Höhe von 20 Millionen Kilowattstunden pro Jahr.
Die Heizungen an den vier Krankenhausstandorten in Arnsberg und Meschede mit rund 927 Betten und rund 40.000 stationäre und 100.000 ambulanten Behandlungsfällen jährlich sind zu 100 Prozent gasabhängig. Mit Wind und Sonne lässt sich das Klinikum auch daher nicht voll versorgen. Die Blockheizkraftwerke des Klinikums sind potenziell wasserstofffähig, werden jetzt mit Gas betrieben.
Alle Standorte des Klinikums sind überplant mit Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von 2,5 Megawattstunden.
Seit Monaten laufen nun Gespräche mit Partnern und Investoren. „Bis Mitte Januar wollen wir Klarheit haben“, sagte Klinikum-Geschäftsführer Werner Kemper kürzlich. Ein Optionsrecht auf den Kauf des Windparks bestehe bis Mitte März. „Bis dahin müssen alle Verträge unterschrieben sein“, so Kemper vor einigen Wochen.
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Man befinde sich immer noch „mitten im Prozess“. Und in dem geht es vor allem um eins: Ein Abnehmerstruktur soll aufgebaut werden. Dafür sei man in fortlaufenden Gesprächen mit regionalen Partnern aus dem Verbraucherbereich. Zudem seien Abstimmungen mit Netzbetreibern und Versorgungsunternehmen zu treffen. Abnahme, organisatorische Strukturen, Einspeicherung und Finanzierung. „Das ist alles noch im Fluss“, so Werner Kemper, „der Prüfungsprozess aber gewinnt an Fahrt.“
Der Energieverbrauch des Klinikums Hochsauerland>>>
Der Windpark in Freienohl plant mit fünf Windrädern in Höhe zwischen 177 und 192 Metern und mit einer Nennleistung von jeweils 4,8 Megawatt. Rund 46 Millionen Kilowattstunden Strom sollen – so die Prognose – jährlich gewonnen werden. Der mehrere millionenschwere Kaufpreis für den Windpark ist zu stemmen von einem Investoren-Konsortium unter Führung des Klinikums Hochsauerland. Die Grundidee ist klar: „Wir müssen uns damit beschäftigen, wie wir unsere Energieversorgung sichern“, sagen Werner Kemper und Markus Bieker, Geschäftsführer der Infrastruktur GmbH des Klinikums Hochsauerland, „wir sehen ansonsten keinen Partner, der uns das sichert“. Viel Zeit zum Warten, so die beiden Klinikum-Manager, gebe es angesichts steigender Energiepreise und Versorgungsrisiken nicht.
Räder drehen sich frühestens 2024
Der Windpark in Freienohl ist das Projekt im Kreis, das bislang am weitesten ins Rollen gekommen sei. „Die Räder werden sich dort aber auch frühestens Mitte 2024 drehen können“, so Kemper, „die Energieprobleme werden sich bis dahin aber nicht gelöst haben“. Es gehe um langfristige Lösungen. Klar doch, dass da auch langfristige Sicherungen für das Klinikum mit Blick auf Einspeisung und Abnahmegarantien bestehen. Wichtig sei die Gewährleistung der Verfügbarkeit von Energie zu konstanten Preisen. Und das gehe nur über die Eigeninitiative.
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Kemper wirbt darum, dass sich lokale Protagonisten – auch die, für die der Aufbau der Energieversorgung bislang nicht im klassischen Portfolio liegt – mehr selbstverantwortlich mit dem Thema auseinandersetzen. „Wir haben verlernt, uns um die Basics zu kümmern“, sagt Kemper, „wir müssen lernen, uns an den naturnahen Gegebenheiten zu orientieren.“
Das Windpark-Projekt zusammen mit Partnern sei da für das Klinikum ein wichtiger Baustein. Vor allem mit Blick auf den eigenen Energiebedarf. Das Klinikum Hochsauerland verbraucht nach eigenen Angaben zwischen acht und 9,5 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr. Aus dem prognostizierten Stromgewinn der in Freienohl geplanten Anlagen könnten somit zusätzlich noch rund 10.000 Haushalte mit Strom aus Windenergie versorgt werden.