Arnsberg. Die Kommune leidet unter illegalen Abfallkippen. Die Folge sind höhere Gebühren für alle Einwohnerinnen und Einwohner

Alte Autoreifen liegen neben Containern für Glas, der Schlossberg ist übersät mit Pizzakartons und auf dem Parkplatz vor dem Waldfriedhof steht eine herrenlose Couch. Beinahe täglich kann man in Arnsberg wildem Müll begegnen. „Im Schnitt haben wir jeden Tag zwei bis fünf Meldungen über die Ablage von Abfall an öffentlichen Orten“, erklärt Karl Sold von den Technischen Diensten Arnsberg.

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Der Leiter des Fachbereichs Abfallwirtschaft und Stadtreinigung sitzt in seinem Büro in der Hüttenstraße und überprüft auf seinem Bildschirm, ob es wieder eine Meldung gibt. Über eine spezielle App, die man sich auf das Smartphone oder Tablet runterladen kann, haben die Bürgerinnen und Bürger beispielsweise auch die Möglichkeit, Mängel oder eben wilden Müll zu melden.

Meldungen laufen ein

Nicht nur bei Karl Sold kommen die Hinweismeldungen an, auch Martin Gries erhält sie. „Ich sitze hier so ähnlich wie in einer Leitstelle für Notdienste und kann dann die Kollegen, die gerade unterwegs sind, darüber informieren, wo wieder wilder Müll gemeldet wurde. Die Kollegen fahren dann hin und schauen sich die Situation an“, sagt der Mitarbeiter der Technischen Dienste Arnsberg.

Karl Sold ist Leiter des Fachbereichs Abfallwirtschaft und Stadtreinigung der Stadt Arnsberg.
Karl Sold ist Leiter des Fachbereichs Abfallwirtschaft und Stadtreinigung der Stadt Arnsberg. © Eric Claßen

Auf dem Gelände der Technischen Dienste führt er mich zu einem großen Container. Der ist schon gut gefüllt mit dutzenden alten Autoreifen. „Das ist die Ausbeute an arglos weggeworfenen Autoreifen in den letzten drei Wochen“, sagt er mir. „Man muss es leider so sagen, es ist ein Klassiker des illegalen Mülls, weil die Reifen auch verhältnismäßig leicht sind und schnell irgendwo abgelegt oder hingeworfen werden können.“

Zurück in Karl Solds Büro. Er erklärt mir, in welchem Zwiespalt er und sein Team von den Technischen Diensten stecken. „Auf der einen Seite wollen wir natürlich so schnell wie möglich all den illegalen Abfall beseitigen, auf der anderen Seite fühlen sich dann die Verursacher regelrecht motiviert, weiterzumachen. Schließlich ist es für sie ja eine bequeme Art, alles loszuwerden“, so Sold. Grundsätzlich sei das Beseitigen von wildem Müll auch für die Mitarbeiter der Stadt nicht ungefährlich. Man wisse schließlich nie, was einen erwachte, wenn man den Abfall und Unrat durchwühle und anfasse. Übrigens gehen die Mitarbeiter mittlerweile fast schon wie Detektive an die Aufgabe. „Wir haben in der Vergangenheit anhand von weggeworfenen Dokumenten und Unterlagen sogar zum Teil nachweisen können, wer der Verursacher der illegalen Müllkippe war. Können wir das jemandem nachweisen, dann droht ein Ordnungswidrigkeitsverfahren und wir können auch die Kosten für die Beseitigung in Rechnung stellen. Wir intensivieren diese Suche bewusst, allein schon aus Gründen der Abschreckung“, erklärt Karl Sold.

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Bei diesen Beseitigungsaktionen treffen die Mitarbeiter bisweilen auch auf skurrile Dinge, wie zum Beispiel die Innereien eines ausgeweideten Wildtiers oder Tierknochen. Den einen bestimmten „Wegwerf-Klassiker“ gebe es nicht wirklich, sagt Sold. Vom Farbeimer über den alten Röhrenfernseher bis hin zu Tüten voller abgelaufener Lebensmittel müsse man sich auf alles einstellen. Manchmal kann das auch Bauschutt sein, so wie letztens im Waldgebiet zwischen Herdringen und Oelinghauser Heide. „Hier haben wir zwei Tonnen davon gefunden. Das muss ein Müllsünder mit schwerem Gerät angeliefert haben. Das macht man nicht mal eben so“, betont der Fachbereichsleiter. Also mussten die Technischen Betriebe ebenfalls mit schwerem Gerät ausrücken und unter hohem Mitarbeitereinsatz alles beseitigen.

Martin Gries zeigt die Ausbeute der letzten Wochen. So viele Altreifen wurden in Arnsberg wild entsorgt.
Martin Gries zeigt die Ausbeute der letzten Wochen. So viele Altreifen wurden in Arnsberg wild entsorgt. © Eric Claßen

Die Folgen dieser illegalen Müllentsorgung sind vielschichtig. „Die Gesamtmenge illegaler Müllablagerungen in Arnsberg belief sich im Jahr 2022 auf ca. 31 Tonnen und ist somit in den letzten drei Jahren um etwa zehn Prozent gestiegen. Die ‚reinen‘ Entsorgungskosten liegen bei etwa 7.500 Euro, hinzu kommen deutlich höhere Kosten für Personal- und Fahrzeugeinsatz“, erklärt Stadtsprecherin Ramona Eifert. „Dadurch steigen die Müllgebühren. Indirekt leidet also jede Bürgerin und jeder Bürger finanziell unter den illegalen Abfallkippen. Denn alles, was beseitig werden muss, kostet Geld“, sagt Karl Sold.

Belastung für die Umwelt

Natürlich sei das andere Problem der Umweltaspekt. Giftstoffe und Plastikteilchen können beispielsweise in die Erde und das Grundwasser gelangen. Das Wegwerfen von Altreifen in einem Wasserschutzgebiet erfülle laut Sold einen Straftatbestand. Grundsätzlich sei es generell häufig so, dass sich die Müllsünder schwer einsehbare oder abgelegene Ecken mit wenig Publikumsverkehr für ihre Taten aussuchen würden. Und natürlich werde dabei meistens der Schutz der Dunkelheit gesucht.

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Immerhin habe sich in Teilen der Bevölkerung eine gewisse Form von Sensibilität entwickelt, wenn es um das Thema wilden Müll geht, hat Karl Sold beobachtet. „Die Menschen reagieren aufmerksamer auf diese illegalen Müllkippen. Es gibt auch vereinzelt Tipps von Bürgerinnen und Bürgern, die Nachforschungen angestellt haben, wem ein aussortiertes Möbelstück, das sich am Straßenrand befindet, gehören könnte.“

Grundsätzlich sei wilder Müll immer ein Problem gewesen, doch in den letzten Jahren habe er stark zugenommen. Inwieweit Corona dabei eine Rolle gespielt hat, wagt Karl Sold nicht zu spekulieren. Das könnten seiner Meinung nach erst die nächsten Jahre zeigen.