Hüsten. Das Kunsterbe des Rudi Olm, bestehend aus singenden Kühlschränken, Bildern und Skulpturen wird in Hüsten ausgestellt und zum Kauf angeboten.
Auf dem Tisch liegen ein Blatt Papier und zwei Farbstifte. Schwarz und rot. Eine Zeichenstunde wie jede andere. Alle zeichnen ein schwarzes Kreuz, ziehen mit dem Zirkel einen Kreis drum herum. Unruhe tritt auf. Jeder möchte das perfekte Bild, wenn die Blicke des Lehrers das Blatt kreuzen. Der Mann in Uniform ist unberechenbar. Er kann beängstigende Töne anschlagen, bloßstellen und im nächsten Moment einfach unterrichten. Er ist fanatisch. Stifte werden hin und her getauscht. Der Hintergrund akribisch gerötet.
<<<Hier geht es zum gesamten Porträt über Rudi Olm aus dem Jahre 2017>>>
Doch einen Jungen interessiert das alles nicht. Rudi Olm. Er malt Bäume. Er hätte auch eine Handgranate malen können. Oder einen Helm. All das, doch er malt Bäume. Oft schaut er einem älteren Gymnasiasten über die Schulter. Dieser malt Landschaften.
Es sind Erzählungen aus dem Jahre 2017, die dieser Artikel ins Hier und Jetzt holt. Gedanken eines Mannes, der sein gesamtes Leben lang in einem Zwiespalt lebte: Einerseits brauchte es eine solide Grundfinanzierung, andererseits die Kunst.
Rückblick: Ein Arnsberger Kopf
Aufgewachsen auf der anderen Uferseite, in Muffrika, lebte Rudi gemeinsam mit seiner Ehefrau Christa inmitten des Ruhrbogens. Er liebte die Ruhr, sie war seine Heimat. Nur ein paar Schritte vom Amtsgericht und dem Straßenverkehrsamt entfernt, befand sich seine Ideenschmiede. Vor dem Haus wiesen Ferrum-Objekte auf einen Kunstliebhaber hin. Das Gefühl beim Betreten des Hofes war jedoch ein anderes. Hier wurde schnell klar: Keine Liebelei, sondern Herzblut.
Sein Atelier, seine Werkstatt und auch seine „Betriebskantine”, wie Rudi seinen prall mit antiken Dekorationen aller Art gefüllten Raum inklusive Olm-Theke selbst nannte. Dieser Mann sammelte alles. Ob Werkzeuge, Metall oder antike Deko – es gab nichts, was es nicht gab. Schon früh begann er, auch metallische Gegenstände zu sammeln. Seine Werkstatt wirkte chaotisch, obwohl alles an seinem Platz zu sein schien.
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Das Atelier hingegen wirkte aufgeräumter als seine Werkstatt. Wohl daran liegend, dass hier keine Metall- und Werkzeugsammlungen zu sehen waren, sondern Kunstwerke, die er im Laufe der Jahre zuvor erstellte. Bunt und schrill.
Singende Kühlschränke von Arnsberg nach Hüsten
Die „Vitathek” fiel damals direkt ins Auge. Drei kolorierte Kühlschränke, präpariert zum Thema „Kunst und Körper”. Gefüllt mit Kassettenrekorder, Literatur, Spielen und Sportgeräten. Bevor er die erste Kühlschranktür öffnete, suchte er sich ein passendes Utensil heraus. Eine gebogene Gabel sollte es sein. Er hätte auch einen gelochten Löffel nehmen können. Im nächsten Moment ertönte Musik. Er hatte den ersten Kühlschrank geöffnet. Auch im zweiten und dritten Kühlschrank steckte Musik. Natürlich eine andere, sonst wäre es langweilig gewesen.
Rudi Olm lebte zwei Leben – das des verlässlichen Realisten und das des freigeistigen Künstlers. Was ihm 2017 Sorge bereitete, war die Frage, was mit all seinen Kunstwerken und Sammlungen geschehen würde, sofern er verstürbe. Oft wurden er und seine Frau danach gefragt. Echte Gedanken hatten sich die beiden zu dem Zeitpunkt jedoch nicht gemacht.
2018 verstarb Rudi Olm leider – und seine Kunst blieb zunächst im Verborgenen.
Kunst für soziale Zwecke in Arnsberg verkaufen
Heute, fünf Jahre später, taucht seine Kunst wieder auf. In den Händen des Hüsteners Reinhard Ränike. Wie es dazu kam? „Eigentlich ganz langweilig – ich habe das Haus der Eheleute Olm gekauft“, sagt er. Ein befreundeter Kunstkenner habe ihm dann ans Herz gelegt, auch die Kunstwerke zu kaufen. Fasziniert von der Sammlung erkundigte er sich nach und nach zu all den Werken und lernte die Geschichten dahinter kennen.
„Einiges habe ich auch bei mir Zuhause stehen“, sagt Reinhard Ränike, „und hier in unserer Ausstellungen haben wir in etwa 130 bildliche Kunstwerke und rund 80 Skulpturen.“ Denn er plant eine große Ausstellung in der alten Waschkaue der ehemaligen Hüttenwerke Siegerland, in Hüsten.
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Das Ausstellungsgebäude dürfte kaum zu übersehen sein, denn vor ihm werden die größten und schwersten Metallskulpturen des Rudi Olm aufgestellt. Die offizielle Ausstellungseröffnung wird am 1. März im Kreise geladener Gäste stattfinden. Während Rosi Goldner die Begrüßungsrede hält, werden viele Kunstfans, Kunstkenner und Freunde des verstorbenen Künstlers zu Gast sein.
Witwe stolz auf Ausstellung in Hüsten
„Für die Öffentlichkeit wird die Ausstellung dann vom 5. März bis zum 9. März geöffnet sein, jeweils von 15 bis 18 Uhr“, sagt Reinhard Ränike.
Das Besondere: Die Kunstobjekte können allesamt käuflich erworben werden. Mindestens 30 Prozent des Kauferlöses sollen sozialen Zwecken in Arnsberg zugeführt werden. Auch Christa Olm, die Witwe des verstorbenen Rudi Olm, freut sich auf und über diese Ausstellung.
„Es ist schön zu sehen, dass Rudis Kunstobjekte noch einmal in die Öffentlichkeit rücken“, sagt sie, „ich hoffe, dass das eine oder andere Werk seinen Weg in die Hände echter Kunstliebhaber findet. Ich bin Reinhard Ränike dankbar dafür, dass er alles übernommen hat.“