Sundern. „Wolle 7“ heißt das Wollgeschäft in Sundern, indem auch gerne mal geklönt werden darf. Wie Ulla Kaiser das gewisse Etwas ins Lädchen bringt.
„Kreative Handarbeit“ steht am Schaufenster des kleinen Geschäfts auf der Sunderner Hauptstraße, kurz vorm Marktplatz. So hieß der Laden, als Ulla Kaiser ihn 2020 von ihrer ehemaligen Chefin Anke Sinderhauff übernahm. Doch Ulla Kaiser hat ihn umgetauft: „Wolle 7“ heißt er nun. Die Übernahme damals war ein mutiger Schritt: Mitten in der Pandemie, und das mit damals 66 Jahren. Bereut hat sie diesen Schritt nie.
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Einfach war es aber nicht. Die erste Hürde war der Papierkram, der vor der Geschäftsübernahme anstand; die zweite dann der nächste harte Lockdown Ende 2020 und Anfang 2021. „Wir hatten ja vier Monate am Stück geschlossen“, erinnert sie sich. Und dann der Knall: Bei der Flut standen 20 bis 25 Zentimeter Wasser im Laden, vieles wurde beschädigt oder zerstört. „Meine Ladies haben mich gerettet!“ Damit meint Ulla Kaiser ihre Stammkundinnen, mit denen sie mittlerweile auch einen Strickclub gegründet hat.
Denn ihre Kunden kennt sie alle persönlich, schließlich arbeitet sie seit 11 Jahren in dem Geschäft. Sie weiß, wer gern was strickt – und auch, welche Wolle sich für welches Projekt eignet. Gerne hilft sie bei der Auswahl des richtigen Fadens oder legt Wolle, die die Kundinnen aussuchen, zurück. „Ich habe hier Wolle, die ist so gefärbt, dass ganz automatisch ein Muster entsteht“, erzählt sie, „Und besondere Sockenwolle, die gar nicht mehr kratzig ist und einen hohen Stretchanteil hat.“ Und eigentlich bietet sie auch viel mehr als nur Wolle an.
Bei Wolle 7 in Sundern gibt’s mehr als Wolle
„Ulla hilft uns bei allen Problemen“, erzählt Nici Knappstein, Stammkundin und Mitglied des „Wolle 7“-Strickclubs. „Wenn ein bestimmtes Muster nicht klappt, steht sie immer mit Rat und Tat zur Seite.“
In Ulla Kaisers Geschäft bekommt ihre Kundschaft viel mehr als nur Wolle: Hilfe, Austausch, Gespräch. Manchmal, berichten die Strickclub-Mitglieder, kommen sie auch einfach nur für eine kurze Unterhaltung in den Laden. Wolle bekomme man überall, sagt Kundin Nici Knappstein, „aber Ulla gibt’s nur hier!“ So ist es nie wirklich ruhig im Laden.
Neben ihrer Selbstständigkeit ist Ulla Kaiser auch schon seit vielen Jahren in der Sunderner Kommunalpolitik unterwegs. Sie will mit ihren politischen Kolleginnen und Kollegen für mehr Bewegung in der Sunderner Innenstadt sorgen. „Es soll nicht noch mehr den Bach runter gehen“, erklärt sie. Die weitreichenden Schließungen am Mittwochnachmittag stören sie sehr, dagegen möchte sie etwas tun – deswegen ist sie meist außerplanmäßig auch mittwochs Nachmittag im Laden zu treffen.
Sunderanerin plant: „Bis ich 80 bin“
„Ich stecke große Hoffnungen in unser neues Marketing.“ Es passiert dann auch schonmal, dass sie vor Ratswahlen ihren kleinen Laden zum „Wahlkampfbüro“ umfunktioniert.
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Bestenfalls soll das alles auch noch lange so sein: „Ich will das hier mindestens noch machen, bis ich 80 bin!“ Denn Ulla Kaiser liebt ihr kleines „Wolle 7“ und macht es gern – einfach für sich. Sie hat keine Mitarbeitenden, ist „selbst und ständig“ sechs Tage die Woche in ihrem Geschäft an der Hauptstraße und meistert die Hürden, die ihr das Leben in den Weg legt.