Sundern. Die Belastung durch Lärm und Lkw ärgert die Anwohner im Ort. Was sie sonst noch kritisieren, lesen Sie hier

Die Verkehrssituation in Sundern bleibt weiterhin ein sensibles Thema. Schon bevor die Sperrung der A45 durch die beschädigte Rahmedetalbrücke erfolgte, war die Verkehrsbelastung in etlichen der Sunderner Ortschaften gestiegen. Dieses Phänomen hat man seit geraumer Zeit auch in Tiefenhagen registriert. „Besonders am Wochenende spüren wir natürlich die vielen Touristen, die einen Ausflug zum Sorpesee planen. Aber auch unter der Woche ist der Verkehr mehr geworden“, erklärt Ortsvorsteher Georg Hafner.

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Bereits seit 2007 kämpft er für geschwindigkeitsreduzierende Maßnahmen und die Sicherung des Fußgängerverkehrs durch beispielsweise Querungshilfen. „Seit dieser Zeit gab es in all den Jahren mehrere Treffen mit den letzten beiden Bürgermeistern und mit Vertretern der Stadt Sundern. Passiert ist nichts“, zeigt sich Hafner enttäuscht. Auch ein Antrag, die Geschwindigkeit im Bereich Lindhövel aus Lärmschutzgründen auf 50 km/h zu reduzieren, wurde abgelehnt. Denn dort reflektiere eine Betonstützmauer den Schall des Fahrzeugverkehrs, was zu einer enormen Belastung für die dortigen Anwohner führe, erklärt Georg Hafner.

Um 4 Uhr donnern die Lkws los

Da sich in Tiefenhagen die meisten Häuser entlang der Tiefenhagener Straße befinden, sind auch nahezu alle Anwohnerinnen und Anwohner durch Belastungen der Blechlawinen betroffen. Und das geht manchmal schon früh am Morgen los, wie Anwohnerin Martina Bücher berichtet: „Um 4 Uhr in der früh, manchmal auch etwas später fahren die ersten Lkw hier durch die Straße. Davon wird man wach!“

Richtig wütend über den Stillstand in puncto Lärmschutz und Sicherheit für die Menschen ist Anwohner Dirk Lübke. „Mich hat zuletzt die positive Berichterstattung über den Lärmaktionsplan und die Maßnahmen der Stadt Sundern in Ihrer Zeitung gestört“, berichtet er mir in einem persönlichen Gespräch. Lübke ist vor allem darüber enttäuscht, dass es in Hagen nun eine recht kurzfristige Entscheidung für Tempo 30 gibt, während in Tiefenhagen keine Verbesserung in Aussicht steht. „Ich habe mehrere Anträge bei der Stadt gestellt, doch alles wird abgelehnt, auf E-Mails wird teilweise nicht geantwortet, unsere Sorgen werden nicht ernst genommen.“

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Dirk Lübke hat sogar eigenhändig bei Straßen.NRW die Lärmbelastung für sein Haus in der Tiefenhagener Straße messen lassen. „Nachts sind es 56 Dezibel, über Tag durchschnittlich 64 Dezibel. Diese Werte wurden bei 5.100 Fahrzeugen pro Tag ermittelt. Aktuell sind es sogar bereits mehr“, sagt der Tiefenhagener. Die Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm (kurz TA Lärm) ist eine allgemeine Verwaltungsvorschrift in Deutschland, die dem Schutz der Menschen gegen Lärmbelastungen dient. Die Immissionsrichtwerte betragen für tagsüber 55 Dezibel, nachts 40 Dezibel. Das würde im konkreten Fall von Dirk Lübke bedeuten, dass die Lärmbelastung in der Nacht sogar schon die erlaubte Lärmbelastung am Tag überschreiten würde.

Vorschläge eingereicht

Der Anwohner hatte seit 2001 mehrmals versucht, der Verwaltung im Sunderner Rathaus Vorschläge zur Reduzierung der Geschwindigkeit in Tiefenhagen zu unterbreiten. Diese Vorschläge fußten überwiegend auf bauliche Veränderungen. Beispielsweise schlug Lübke vor, die Fahrbahn von Hachen kommend einzuengen, um die Fahrzeuge zu einer langsameren Fahrt zu zwingen. Das lehnte aber Straßen.NRW ab. Auch das Anbringen von Piktogrammen wie „Spielende Kinder“ oder „Tempo 50“ fand keine Befürworter. Sein Vorschlag, eine stationäre Geschwindigkeitsmessanlage (Blitzer) zu installieren, wird derzeit noch vom Hochsauerlandkreis geprüft.

Im Sunderner Rathaus beobachtet man die Entwicklungen in Tiefenhagen ganz genau. Durch regen Brief- und E-Mail-Verkehr steht man seit zwei Jahren in Kontakt mit Dirk Lübke. „Derzeit wird die Beschränkung der Geschwindigkeit in Tiefenhagen geprüft. Da Tiefenhagen nicht im Lärmaktionsplan 2019 der Stadt Sundern aufgeführt ist, muss eine Belastung des Straßenverkehrslärms berechnet werden. Diese Berechnung führt Straßen.NRW aktuell durch“, heißt es aus der Pressestelle der Stadt Sundern. Es liefen aber bereits Planungen, Tiefenhagen in die nächste Stufe des Lärmaktionsplans aufzunehmen.

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Zusätzlich betont der zuständige Fachbereichsleiter im Sunderner Rathaus die Einzigartigkeit der Anordnung in Hagen. „Die infrastrukturelle, städtebauliche und topografische Situation ist mit Tiefenhagen nicht zu vergleichen. Des Weiteren nimmt Hagen den Verkehr aus Südwestfalen auf. Von der A 45/A 4 kommend fließt der überörtliche Verkehr über Attendorn und Finnentrop nach Hagen“, so Urny.

Auch auf das Argument der Querungshilfe geht man von Verwaltungsseite ein. „Für Querungshilfen müssen in Anhängigkeit des Fahrzeugverkehrs bestimmte Querungsanzahlen erreicht werden. Die Stadt Sundern hat Verkehrszählungen durchgeführt, wonach diese Werte nicht erreicht werden“, meldet die Pressestelle auf unsere Nachfrage.

Warum man nicht auf die Daten von Straßen.NRW zur Lärmbelastung für das Haus von Dirk Lübke vonseiten der Stadt Sundern zurückgreifen möchte, hat die Verwaltung auch eine Antwort. So heißt es auf Nachfrage: „Der Stadtverwaltung sind keine ‘Daten von damals’ bekannt. Es liegen keine Daten über die Lärmberechnung in Tiefenhagen vor. Sofern Straßen.NRW für die Beurteilung der Lärmbelastung des Straßenverkehrs (für die Beurteilung von Geschwindigkeitsreduzierungen) Daten vorliegen, würden diese ebenso bei der Stadtverwaltung da sein.

Die Tiefenhagener Bürgerinnen und Bürger sind über die Antworten nicht erfreut. „Insgesamt sind wir als Anlieger sehr unzufrieden. Schriftliche Antworten erfolgen mit widersprüchlichen, teils zweifelhaften Begründungen. Es muss aber dringend was passieren“, mahnt Georg Hafner.