Neheim. Das Apollo-Kino auf der Goethestraße in Neheim ist Kult - ebenso wie das Central auf der Langen Wende. Martin Scheid erzählt, warum das Kino lebt

Der Duft frischen Popcorns kriecht einem direkt in die Nase, wenn man das Apollo Kino in Neheim betritt. Und während man auf seine Snacks wartet, strömt bereits der erste Sound ins Ohr.

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Wenige Minuten später sitzt man in einem gemütlichen roten Sessel – oder aber auch auf einem der gemütlichen Sitzkissen vor der ersten Reihe. Das Licht wird gedimmt, bis zur Dunkelheit. Die Leinwand erfüllt den natürlichen Sichtradius, während der erste Filmsound einen kurz aufschrecken lässt. Dieses Flair gibt es nur in einem echten Kino – und nicht auf der Couch zu Hause. Das jedenfalls meint Betreiber Martin Scheid.

„Bushido“-Buchstaben futsch

Noch zeigt die Anzeigetafel hier am Apollo-Kino „Avatar 3D HFR“, „OP Fortune“, „Oskars Kleid“ und „Der gestiefelte Kater“ (Foto vom 7. Februar) – doch schon bald wird Martin Scheid oder einer seiner Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter wieder Buchstabe für Buchstabe austauschen. Denn die Filme wechseln natürlich ständig.

Buchstabe für Buchstabe wird zwischen die „Clip-Schienen“ gesteckt - da ist Konzentration gefragt.
Buchstabe für Buchstabe wird zwischen die „Clip-Schienen“ gesteckt - da ist Konzentration gefragt. © Thora Meißner

„Meine Flamme fürs Kino leuchtete mit dem Film Avatar wieder auf“, sagt Martin Scheid ganz persönlich. Denn im vergangenen Jahr sei das Geschäft nach der erschwerenden Corona-Pandemiezeit nur schleppend wieder angelaufen. „Avatar hat aber alles wieder ins Rollen gebracht.“

Worüber die wenigsten nachdachten – auch Martin Scheid selbst nicht: Während des pandemiebedingten Lockdowns konnten natürlich auch keine neuen Filme gedreht werden, so dass auch im Jahr 2022 nicht viele Filme veröffentlicht werden konnten.

Anzeigetafel kommt bei Besuchern gut an

Allzu oft musste die Anzeigetafel also nicht aktualisiert werden. Sprich, auch Martin Scheid musste nicht allzu oft auf die Leiter steigen. „Damals,“, so erzählt er, „als ich angefangen habe, wollte ich die Anzeigetafel eigentlich digitalisieren.“ Das war 2009. Doch „damals“, so Martin Scheid weiter, „war ich auch noch jung – und vielleicht auch noch etwas faul, so dass ich das immer vor mir hergeschoben habe.“ Mittlerweile hätten ihm jedoch so viele Besucherinnen und Besucher gesagt, dass sie diese „alt-urige“ Anzeigetafel toll fänden, dass er sie nun auch nicht mehr modernisieren wolle. „Wir werden das sicherlich mal erneuern, aber der Stil mit den händisch anzubringenden Buchstaben wird bleiben.“

Mittwoch in den Kinos Apollo und Central

Aktuell laufen im Apollo (Goethestraße) und im Central (Lange Wende) folgende Filme:

Ant-Man and the Wasp: Quantumania (FSK 12)

Magic Mike – The Last Dance (FSK 12)

Knock at the Cabin (FSK 16)

Maurice, der Kater (FSK 6)

Die Drei ??? – Erbe des Drachen (FSK 6)

Avatar: The Way of Water 3D:HFR (FSK 12)

Informationen zu den einzelnen Vorstellungen und die Möglichkeit zur Ticket-Vorbestellung gibt es auf der Webseite

www.kino-neheim.de

Instagram: @apolloundcentral

Da ist sich Martin Scheid sicher – auch, wenn er sich bewusst darüber sei, dass man diese Buchstaben leicht stehlen könnte, wolle er diesen „Kult“ nicht ändern. Es sei generell bisher nur ein Mal passiert, dass ihm Buchstaben geklaut worden seien. Die Buchstaben des Films „Bushido“ seien damals einfach weg gewesen.

Erst 2018 habe er seine Kinos renoviert und modernisiert. Die Säle, die Technik. Alles sei auf aktuellem Stand. Dies habe sich auch 2019 ausgezahlt. Doch dann sei Corona gekommen. „Wir mussten damals zusehen, dass wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter irgendwie durchkriegen“, sagt Martin Scheid, „und natürlich auch uns selbst.“ Dies sei aber „solide gut“ gelaufen. Er sei zufrieden. Aktuell arbeiteten elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in seinen Kinos – davon vier Festangestellte. „Wir haben ein sehr freundschaftliches Verhältnis.“

Streamingdienste vs. Kino

Außerdem befinde sich seine Privatwohnung direkt über dem Kino. „Ich muss nur 13 Stufen hochlaufen“, sagt er und lacht. Dies bietet ihm offensichtlich auch ein Stückweit Sicherheit, was die Anzeigetafel betrifft.

Genauso wenig wie ein möglicher Diebstahl der Buchstaben beängstigen ihn Streamingdienste, wie Netflix. „Ich selbst nutze gar kein Netflix“, sagt er, „und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass Streamingdienste im Allgemeinen eine Gefahr für das Kino darstellen.“ Natürlich gebe es immer mehr junge Menschen, die die Gunst der Streamingdienste und dem damit verbunden „Chillen zu Hause auf der Couch“ nutzten, um einen Film zu schauen. „Das Kinoflair ersetzen kann aber kein Wohnzimmer – das Kino lebt.“

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Es ginge ja schließlich auch darum, mal „raus zu kommen“, mit Freunden etwas zu unternehmen – außerhalb der eigenen vier Wände. Und da sei das Kino nach wie vor eine günstige Möglichkeit, einen tollen Abend zu genießen.

Das Programm des Apollo-Kinos in Neheim hält zudem ein paar Highlights parat:

Ob das Seniorenkino, die Veranstaltungsreihe „Starke Frauen in starken Rollen“, das „Carino“ der Caritas oder auch der neu ins Leben gerufene „Mädelsabend“ (wir berichteten) – all dies hat auch etwas mit sozialen Kontakten und der Möglichkeit, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen, zu tun.

Aktuell liefen die Schulkinowochen. Daher besuchten auch viele Schulklassen sein Kino.

Werden die Kinos in Neheim geschlossen?

Martin Scheid blickt positiv in die Zukunft. Auch, was die brodelnde Gerüchteküche betrifft, dass die Kinos nach dem Verkauf der Gebäude geschlossen werden sollen.

„Ja, diese Gerüchte sind mir auch schon begegnet“, sagt er, „Kundinnen und Kunden sprachen mich schon im Dezember darauf an.“ Richtig sei, dass die Gebäude aktuell vom Eigentümer verkauft werden sollen – und auch er selbst habe Interesse gezeigt.

Allerdings müsse er dann auch eine gewisse finanzielle Sicherheit haben. „Wir werden die Kinos nicht schließen“, sagt er. Seine Pachtverträge liefen noch über viele Jahre hinweg.

Fazit zum jetzigen Zeitpunkt: Die Kinos Apollo und Central in Neheim bleiben. „Das Kino lebt“, wiederholt Martin Scheid. Und auch seine urige und nostalgische Anzeigetafel wird bleiben.

Die Filmtechnik jedoch, wie beispielsweise im Film „Avatar 3D HFR“ werde immer modernisiert. Denn HFR beispielsweise sorge für ein besseres und klareres Bild in Bewegszenen eines 3D-Films.