Neheim. Nicht nur die Industrie klagt über Fachkräftemangel, auch der Handel in Arnsberg hat Probleme: Viele vakante Stellen können nicht besetzt werden.

Fachkräftemangel ist seit Jahren schon ein großes Problem in der Wirtschaft. Überall fehlen gut ausgebildete Menschen, die in Handel, Handwerk, Industrie und Gewerbe vakante Stellen besetzen können und wollen. Durch die Corona-Pandemie hat sich die Situation weiter verschärft.

Nicht nur in systemrelevanten Bereichen wie der Pflege und den medizinischen Berufen fehlen die Fachkräfte, auch im Dienstleistungssektor klaffen die Lücken. In der Gastronomie und dem Bäckerhandwerk müssen Betriebe mittlerweile schließen, weil zu wenig Personal zur Verfügung steht. Ebenfalls von diesem Trend betroffen, ist die Reisebranche. Franka Siepmann betreibt den Reisemarkt am Dom in Neheim. Sie spürt die Probleme mit fehlenden Angestellten bei der täglichen Arbeit. „Wir haben leider aktuell einige Krankheitsfälle und müssen mit dem übrigen Team diese Ausfälle kompensieren. Gleichzeitig möchten wir aber unseren Kundinnen und Kunden auch weiterhin den bestmöglichen Service anbieten“, so Siepmann.

Reiseverkehrskauffrau und Reiseverkehrskaufmann

Für Quereinsteiger ist der Beruf schwierig, man braucht das nötige Rüstzeug und ausreichende Kenntnisse. „Die meisten von uns in den Unternehmen sind gelernte Reiseverkehrskauffrauen oder Reiseverkehrskaufmänner. Die Buchungssysteme sind komplex, man muss im Idealfall die Zielgebietskenntnisse haben, sich mit den Einreisebestimmungen in den verschiedenen Ländern auskennen, sich ständig weiterbilden, und auch in Situationen wie Streik & Co schnell eine Lösung parat haben. Das bedeutet leider nicht nur, ein paar Knöpfe an einer Buchungsmaschine zu bedienen, betont Franka Siepmann.

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Natürlich gehöre neben all der fachlichen Expertise auch die Freude am Umgang mit anderen Menschen dazu, ebenso Softskills wie Teamfähigkeit und Aufgeschlossenheit. „Und man muss natürlich Spaß am Reisen haben und spontan sein. Denn wir wissen nie was kommt, wenn ein Kunde oder eine Kundin das Reisebüro betritt. Im Gespräch sollte man auch schnell Alternativen entwickeln können, wenn der Kunde seine ursprünglichen Reise-Ideen über Bord wirft und plötzlich etwas anderes sucht.“

Aus dem Homeoffice heraus sei dieser Job zwar zu erledigen. „Wir benötigen Menschen, die in den Innenstädten vor Ort sind und auch die nötige Flexibilität an den Tag legen, um auch mal ein bisschen länger als üblich zu arbeiten. Wir sind schließlich Dienstleister!“

Müssen Geschäfte und Reisebüros schließen?

Wenn überall Geschäfte und Büros schließen müssten, sei das auf Dauer auch der Tod der Innenstädte. „Hier in Neheim sieht das noch sehr gut aus, weil wir wenig Leerstände haben, aber in anderen Kommunen sind die Innenstädte tot“, mahnt Siepmann. Den Trend, dass die Menschen nur noch von zu Hause im Internet die Reisen buchen, kann die Reiseverkehrskauffrau nicht erkennen. Das Gegenteil sei sogar mittlerweile der Fall. „Wir haben zum einen viele Stammkunden, die Beratung vor Ort sehr schätzen, zum anderen gibt es aber auch immer mehr Neukunden, die bei den Buchungen im Internet nicht immer das erhalten haben, was sie sich vorgestellt haben und deswegen wieder von uns bedient werden möchten.“ Der Servicegedanke sei noch immer wichtig für viele Menschen. Corona habe nach Meinung von Franka Siepmann natürlich die Arbeitswelt verändert, umgekehrt aber auch das Reiseverhalten beeinflusst. „Aktuell spüre ich gerade den Trend, dass die Kundinnen und Kunden nach drei Jahren voller Einschränkungen einen hohen Nachholbedarf haben.

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Der Wunsch ist groß, jetzt etwas erleben zu wollen, weil man – auch bedingt durch den Ukraine-Krieg – nicht mehr so weit in die Zukunft planen möchte.“ Das Hier und Jetzt spiele eine größere Rolle. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, bildet Franka Siepmann in ihrem Reisebüro auch selbst aus. „Man muss selbst schauen, wo man sich am Markt befindet, aber wir haben natürlich auch Grenzen und können nicht unendlich viel Nachwuchs ausbilden“, sagt Siepmann.

Der kaufmännische Beruf dürfe einfach nicht sterben. Wer gelernter Reiseverkehrskaufmann oder gelernte Reiseverkehrskauffrau ist, und wieder in diesem Beruf arbeiten möchte, kann sich bei Franka Siepmann direkt melden. „Ich hoffe einfach, dass man es in Deutschland generell schafft, den Fachkräftemangel zu beseitigen. Davon profitieren am Ende alle!“