Arnsberg/Sundern. Stadträte in Arnsberg und Sundern haben geringere Frauenanteile und höheren Altersschnitt als Land- und Bundestag.
Die Stadträte in Arnsberg und Sundern sind im Durchschnitt älter als der NRW-Landtag und auch der Bundestag. Der Frauenanteil liegt zudem deutlich unter dem der „professionellen“ Parlamenten. Dabei schneidet Sundern noch ein Stück weit „besser“ ab als Arnsberg. Im Rat an der Röhr liegt der Altersdurchschnitt mit 50,05 unter und der Frauenanteil unter den Ratsmitgliedern mit 27,5 % über den Werten des Arnsberger Rates (26,92 %).
So schaut Stefan Lange (CDU Sundern) auf die Politik in seinem Ort>>>
Die Ziele sind eigentlich klar formuliert: Kommunalpolitik soll jünger und weiblicher werden. Immer unter einen Hut zu bringen ist das aber nicht, was Bündnis 90/ Grüne in Arnsberg beweisen. Mit einem Frauenanteil von 71,43 % liegen sie ganz weit vorne. Mit 55,0 haben die Grünen in Arnsberg aber zugleich direkt nach der AfD den höchsten Altersdurchschnitt. In Sundern kommen die Grünen auf einen Frauenanteil von 50 %, sind aber mit 46,16 im Schnitt fast die jüngste Fraktion.
„Die Jüngsten“ in Sundern sind vom Altersdurchschnitt her die Ratsfrauen und -herren der CDU mit 45,88. Der Frauenanteil der CDU in Sundern ist mit 29,41 % zumindest überdurchschnittlich ausgeprägt. Die FDP stellt in Sundern mit 61,5 Jahren Durchschnitt die älteste Fraktion, hat mit einem Frauenanteil von 50 % aber zumindest Parität. In Arnsberg sind die Liberalen die Jüngsten (44,0). Die CDU in Arnsberg hat mit nur 15 Prozent Frauen in den Reihen ihrer Fraktion Nachholbedarf. Mit 51,55 Jahren ist auch beim Altersdurchschnitt noch Luft nach unten. Die Partei leitet aktuell ihren Generationenwechsel ein - gerade erst hat der altgediente Michael Brüne Platz für einen zumindest etwas jüngeren Nachrücker gemacht. Der aber ist auch noch Jahrgang 1964.
Die Werte im NRW-Landtag und im Bundestag
Der Landtag in Nordrhein-Westfalen hat in der aktuellen Legislaturperiode 195 Mitglieder. Der Altersdurchschnitt liegt bei 48 Jahren. Die Grünen-Fraktion ist in NRW mit durchschnittlich 43 Jahren die jüngste.
Jedes dritte Mitglied im neu gewählten Landtag ist weiblich (33,8 Prozent). Am höchsten ist der Frauenanteil in den Reihen der Grünen-Fraktion (59 Prozent), gefolgt von der SPD-Fraktion (42,9 Prozent). Die CDU-Fraktion kommt auf 21,1 Prozent Parlamentarierinnen.
Im aktuellen Bundestag lag der Frauenanteil insgesamt bei 34,8 Prozent. Der Altersdurchschnitt zu Beginn bei 47,3 Jahre.
Die Grünen haben gerade auch Personal gewechselt, als Jan Ovelgönne seinen Ratssitz an den deutlichen älteren Jürgen Kaiser (als Jahrgang 1950 das älteste Ratsmitglied) abgab. Immerhin verweisen die Grünen stolz auf ihren Frauenanteil. Die neue Fraktionssprecherin Julia Vollmer-Lentmann als junge Mutter (Jahrgang 1985) von drei Kindern an der Seite von Verena Verspohl betonen, dass es „um die Zukunft der nächsten Generationen geht“. Daher werben sie auch besonders für mehr Frauen in der Kommunalpolitik. Die Grünen selbst stellen mehr Frauen als Männer im Rat mit 5:2. „Die Parität kann aber nicht allein durch uns Grüne abgebildet werden. Da müssen gerade CDU und SPD endlich umdenken. Für die Ratsarbeit benötigt es flexible Strukturen“, sagen sie. Das begänne bei Sitzungsterminen um 17.30 Uhr und lasse sich auch durch digitale Formate nicht auflösen. Vielmehr müssten die Fraktionen in einen Austausch dazu kommen. „Auch können wir daran arbeiten, dass Kinder in Sitzungen normal sind. Bei uns ist das selbst auf Parteitagen Usus“, sagt Verena Verspohl.
Die SPD als jahrzehntelanger Streiter für mehr politisches Gewicht von Frauen bekommt das kommunal nur schwer umgesetzt. Der Frauenanteil ist sowohl in Arnsberg (21,43 %) als auch in Sundern (14 %) tief unten angesiedelt.
Mehr Frauen als Akteurinnen in der kommunalpolitischen Arbeit – das ist auch das Ziel der Gleichstellungsstelle der Stadt Arnsberg. Dabei unterstützen wird eine neue Veranstaltungsreihe, die unter dem Titel „Frau.Macht.Politik.“ in verschiedenen Modulen Grundlagen vermittelt und praktische Hilfestellungen für interessierte Frauen bietet. Bis Ende Januar haben Frauen aus der Stadt Arnsberg die Gelegenheit, sich für eine Teilnahme am Fortbildungsprogramm bei der Gleichstellungsstelle anzumelden.