Müschede. Eine große Entscheidung für Eltern von Viertklässlerinnen und Viertklässlern in Arnsberg: Welche Schulform? Schulleiterin gibt fünf Tipps.

Die Anmeldewochen der weiterführenden Schulen stehen vor der Tür und viele Eltern stehen nun vor der großen Frage: An welcher Schule melde ich mein Kind an – in welche Schulform schicke ich es? Nun geben die Grundschulen nach wie vor eine Empfehlung ab, an welcher Schulform das jeweilige Kind ihrer Meinung nach am besten aufgehoben ist. Letztendlich liegt die Entscheidung jedoch bei den Eltern. Doch worauf ist zu achten? Wie entscheide ich mich für die „richtige Schulform und Schule“? Antje Huber, Schulleiterin der Grundschule in Müschede, gibt im Gespräch mit dieser Zeitung Tipps:

Wie treffsicher sind die Schulformempfehlungen, die Ihre Grundschule den Eltern gibt?

Antje Huber: Natürlich ist es so, dass Eltern und teils auch die Lehrkräfte unsicher sind. Wir können ja nicht in die Zukunft schauen – wir sind keine Wahrsager. Wir können den aktuellen Stand, Erfahrungen der letzten dreieinhalb Jahre sowie unsere beruflichen Erfahrungen in die Entscheidung einfließen lassen.

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Gab es schon Empfehlungen, die sich im Nachhinein als „falsch“ bewahrheiteten?

Das bekommen wir nicht direkt mit, da in unsere Statistik lediglich unsere Schulformempfehlung und die letztendliche Anmeldung einfließen. Dass Kinder dann nach kurzer oder längerer Zeit doch die Schulform verlassen und z.B. vom Gymnasium zur Realschule wechseln, das wird bei uns nicht erfasst.

Und wie nah liegen Ihre Schulformempfehlung und die Entscheidung der Eltern beieinander?

Häufig kommen wir in einen Konsens – so auch in unserer aktuellen vierten Klasse. Wenn Eltern nicht unserer Meinung sind, schauen wir uns diese auch noch einmal genauer an. Gibt es Anzeichen, die wir vielleicht übersehen haben? Natürlich gibt es aber auch Eltern, die dann eben einen gewissen gesellschaftlichen Druck verspüren, das Kind am Gymnasium anmelden zu müssen, beispielsweise wegen der Freunde im Golfclub (mal plump gesagt). In der Regel jedoch folgen die Eltern unserem Rat, der sich letztendlich auch in den meisten Fällen bewahrheitet.

Worauf sollten Eltern Ihrer Meinung nach achten?

Es ist absolut wichtig, dass sie ihrem Kind die Freude am Lernen und an der neuen Schule nicht nehmen, nur weil sie möchten, dass es das Gymnasium besucht – wenn Sie eine Schule auswählen, die dem Kind so gar nicht gerecht wird und die es selbst nicht will, wird es schon mit Bauchschmerzen dort hin­gehen.

Also sollten Eltern ihre Kinder in die Entscheidung einbeziehen?

Ja, auf jeden Fall – bis zu einem gewissen Punkt. Denn Kinder können ihre Situation natürlich nicht objektiv einordnen – sie entscheiden eher danach, wo ihre Freunde hingehen oder wo es ihnen am Tag der offenen Tür am besten gefallen hat. Das ist aber dann nicht immer die „beste“ Schulform für das Kind. Oft scheitern diese Kinder dann und müssen die Schulform nach der Erprobungsphase wieder verlassen.

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Was raten Sie, wenn das Kind zwischen zwei Schulformen schwebt?

Bei Kippelkandidaten empfehle ich gerne die „niedrigere“ Schulform - alternativ auch die Sekundarschule/Gesamtschule. Das Kind hat dann die Möglichkeit, sich individuell weiterzuentwickeln. Es ist einfacher, eine Schulform „höher“ zu wechseln als „niedriger“. Wenn das Kind also später vom Gymnasium zur Realschule wechseln muss, treten schnell auch Frust und Versagensängste auf.

Vielen Dank für das Gespräch.

Fünf Tipps kurz und knapp: kompakt

Antje Huber ist seit 23 Lehrerin und seit 2012 als Grundschulleiterin tätig. Sie hat Erfahrung, was Schulformempfehlungen an Viertklässler angeht, die die Weichen für die Schullaufbahn stellen. Folgendes empfiehlt sie Eltern, die noch mit ihrer Entscheidung hadern – kompakt:

1.Kinder mitentscheiden lassen, jedoch nicht allein: Sie können sich nicht objektiv genug selbst einschätzen und haben auch nicht den Blick auf die nächsten Jahre.

2. Die Schulwahl nicht auf Freunde und den Golfclub stützen: Weder ist die Schule der Grundschulfreunde automatisch die richtige Wahl, noch die der Golfpartner. Individuell entscheiden.

3. Nicht die Freude an der neuen Schule nehmen: Wer den Willen seines Kindes komplett ignoriert, riskiert Frust und Bauchschmerzen des Kindes beim Schulbesuch.

4. Ängste und Sorgen auch mit der weiterführenden Schule teilen: Offen ansprechen, wenn man mit der Wahl noch unsicher ist.

5. Bei Wackelkandidaten die „niedrigere“ Schulform wählen: Statt Gymnasium lieber auf die Realschule oder die Sekundarschule setzen.