Oeventrop. Jonas Witsch (21) ist geborener Oeventroper. Jetzt studiert er in München und ist an den Wochenenden auf den hohen Gipfeln Europas unterwegs.

Jonas hat mit seinem Freund Johannes einen Pakt geschlossen: Johannes bringt ihm die Grundlagen des Bergsteigens bei, dafür geht Jonas mit ihm in der Freizeit Wandern, Klettern und alles, was zum Bergsteigen eben dazu gehört. Und schon drei Jahre später haben die beiden Freunde halb Europa bereist, um dort die höchsten Berge der Länder in Topzeiten zu erklimmen. Das Besondere: Jonas Witsch kommt von hier, aus Oeventrop, ist am Mariengymnasium zur Schule gegangen.

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„Ich wollte nach dem Abi einfach mal weg von Zuhause“, erzählt der 21-Jährige im Gespräch, „Dadurch bin ich darauf gekommen, zur Bundeswehr zu gehen.“ Mittlerweile hat er die Offizierslaufbahn beendet und studiert in München Sportwissenschaften über die Bundeswehr. Von München aus sind er und sein bester Freund Johannes, den er in der Grundausbildung kennengelernt hat, fast jedes Wochenende in den Alpen und den umliegenden Gebirgszügen unterwegs.

Schnelles Bergsteigen schnell gelernt

Normales Bergsteigen machen die Beiden aber nicht. „Wir sehen das Bergsteigen gern als Training an“, verrät Jonas. Schon nach wenigen ersten Wanderungen ist er das erste Mal auch am Berg geklettert, mittlerweile gehört das zum Alltag. Danach ging es dann sehr schnell darum, das Tempo auf den Touren zu erhöhen. Meistens laufen sie die Berge hoch, von gehen oder wandern kann nicht mehr gesprochen werden. Auf mehrtägigen Expeditionen wird dann zusätzlich noch das ganze Equipment mitgetragen. Im Winter sind sie dann mit Tourenski unterwegs, um nicht nur bergab zu fahren, sondern auch wieder bergauf zu laufen – gern dann auch mal durch Tiefschnee, fernab der Pisten.

Zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel: Jonas (r.) und Johannes.
Zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel: Jonas (r.) und Johannes. © Privat | Privat

In den letzten Jahren wuchsen die beiden jungen Männer als festes Team zusammen – eben nicht nur wegen der gemeinsamen Ausbildung und dem Studium, sondern auch wegen des Bergsteigens. „Da oben musst du dich darauf verlassen können, dass dein Partner auf dich aufpasst.“ Dieses Vertrauen festigten sie zum Beispiel im Kletterurlaub auf Mallorca oder bei Hochtouren in der Schweiz oder in Frankreich. Der erste „4000er“, also über 4000 Meter hohe Berg, den Jonas bestieg, liegt in der Gebirgskette Monte Rosa, welche in Teilen in der Schweiz und in Teilen in Italien liegt.

Bergtouren in Bolivien

Der Höhepunkt in Jonas’ Bergsteigerdasein fand in diesem Jahr statt: Über einen Monat verbrachten die Freunde in Südamerika, und fast vier Wochen dieses Urlaubs waren voll mit Expeditionen und Touren über Boliviens Berghöhen. Dort sind sie zum ersten Mal über 6000 Meter geklettert, auf die Spitze des Illimani, der stolze 6439 Meter über Normalnull misst.

Diesen atemberaubenden Ausblick konnte Jonas in Bolivien festhalten.
Diesen atemberaubenden Ausblick konnte Jonas in Bolivien festhalten. © Privat

Jonas und Johannes waren ganz allein unterwegs, ohne Träger und ohne Führer. Dadurch konnten Sie ein schnelles Tempo vorlegen. „Wir haben Expeditionen, für die man normalerweise drei bis fünf Tage braucht, in zweieinhalb Tagen geschafft“, berichtet Jonas, nicht ohne Stolz. In der Höhe verbrachten sie nur wenig Zeit, übersprangen in Teilen Checkpointaufenthalte, um zügiger voran zu kommen. „Das war schon extrem anspruchsvoll.“

Das Bierflaschenwerbezelt

Dieser Bergsteigerurlaub wurde von einem Kletterzwischenstopp in Brasilien und einem kurzen Osloaufenthalt begleitet. „Die Fluglinien waren so, das hat sich also angeboten.“ Jonas lacht, wenn er daran denkt. „Wir sind in Rio de Janeiro den Zuckerhut hochgeklettert – die Gesichter von den Touristen in der Seilbahn waren fantastisch!“ Dieses Abenteuer hat Jonas etwa 11.000 Euro gekostet, Johannes in etwa das Gleiche. Das meiste ist tatsächlich in die Kletter- und Bergsteigerausrüstung und natürlich in die Reise geflossen, alles streng budgetiert. Ganz aufgegangen ist es jedoch nicht. „Am Ende fehlte uns ein Zelt“, berichtet Jonas. „Und dann waren wir da also in so einem Checkpoint, umgeben von anderen Bergsteigern in ihren Profizelten … und wir hatten ein kleines Gartencampingzelt mit Bierflaschenwerbung.“ Das ist auch in Erinnerung noch einen Lacher wert.

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Jetzt müssen die Bergsteigerjungs erstmal ihre Bachelorarbeiten schreiben. Auch dort geht es ums Bergsteigen – mit Fallstudie, was das schnelle Bergsteigen mit dem Menschen macht. Natürlich benutzen sie sich gegenseitig als Beispiel.

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Danach soll es an den Master gehen, und auch danach weiß Jonas schon, wo es hingeht: Er wird Teil der Gebirgsjäger, die direkt in den Bergen stationiert sind. „Da freue ich mich sehr drauf“, verrät er im Gespräch, „Dann müssen wir nicht immer noch erst eine Stunde mindestens fahren, bevor wir ans Bergsteigen kommen.“

In Zukunft noch höher hinaus

Davor geht es nächstes Jahr erstmal wieder nach Bolivien. Dieses Mal wollen sie dann einen Austausch zwischen ihnen und verschiedenen bolivianischen Bergschulen organisieren. Sie bekommen die Chance, als Bergführer ausgebildet zu werden, und bringen dafür die europäische Klettertechnik mit nach Südamerika. Und höher hinaus soll es gehen, auf 6700 oder 6800 Meter, in weiterer Ferne, aber auch noch im Studium sollen in Nepal die 7000 Meter noch geknackt werden. Für all das, was sie vorhaben, wollen sie sich Sponsoren suchen, damit sie nächstes Mal nicht erneut mit einem Bierflaschenwerbezelt die hohen Berge Südamerikas erklimmen müssen.