Werl/Arnsberg. In der Region werden viele Möglichkeiten der Energiegewinnung getestet. Ein neues Projekt mit Photovoltaik weckt Hoffnungen

Mehr als drei Meter ist diese Blume groß, doch einen grünen Stil hat sie nicht. Es ist eher ein weißer Standfuß. Diese Blume hat auch keine bunten Blüten, sie sind schwarz. Die sogenannte Ecoplant soll auch nicht gut duften und Bienen anlocken. Diese Blume hat nur eine einzige Aufgabe – Strom erzeugen.

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Diese gewaltige „Sonnenblume“ gibt es mittlerweile in vier verschiedene Größen. In der größten Variante ist sie über neun Meter hoch und kann pro Jahr zwischen 4.500 und 5.500 Kilowattstunden Strom erzeugen. „Damit kann man einen Vier-Personen-Haushalt ein ganzes Jahr mit Storm versorgen“, erklärt Uwe Gruttmann von dem Werler Unternehmen PV Anlagen planbau.Group. Der Arnsberger engagiert sich mit großer Leidenschaft in der Solarbranche. Und deshalb sucht er immer wieder nach neuen Entwicklungsmöglichkeiten auf diesem Sektor. Das hat auch Hans Kuhne überzeugt. Der Unternehmer hat die Firma in Werl erst kürzlich gegründet, nachdem er auf der Messe Intersolar in München in die Sonnenenergiebranche tiefer eingestiegen ist. „Ich habe mir die Entwicklungen auf dem Energiemarkt angeschaut und gesehen, welche Herausforderungen auf private Haushalte und Unternehmen in den kommenden Jahren warten. Dann habe ich beschlossen, mich in diesem Bereich zu engagieren“, so Kuhne.

Kooperationen mit Hochschulen

Er nahm Kontakt zu einem niederländischen Unternehmen auf, dass die Ecoplants erfunden hat und überall auf der Welt vertreibt. Hans Kuhne und Uwe Gruttmann waren von den Chancen, die dieses Projekt besitzt, direkt überzeugt. „Die Niederländer sind im Bereich der Photovoltaik absolute Vorreiter. Davon können auch wir in Deutschland profitieren“, ist sich Kuhne sicher. Projektleiter Uwe Gruttmann hat seine Arnsberger Kontakte bereits genutzt und die Möglichkeiten dieser „Sonnenblumen“ auch der Stadt Arnsberg präsentiert. Und dort besteht durchaus Interesse an dem Projekt. Durch Kooperationen mit Hochschulen sind aktuell zwei Studenten aus Lippstadt damit beschäftigt, ein Konzept zum Einsatz dieser Ecoplants auf Arnsberger Stadtgebiet zu prüfen. „Man könnte damit zum Beispiel entlang von Radwegen die Beleuchtung mit Strom versorgen oder Ladestationen für E-Bikes oder bei einer kleinen Pause das Smartphone aufladen“, so Gruttmann.

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Sebastian Marcel Witte ist Klimaschutzbeauftragter der Stadt Arnsberg und zuständig für nachhaltige Stadtentwicklung. Er beobachtet das Projekt ganz genau. „Herr Gruttmann ist auf uns zugekommen und hat gefragt, ob wir uns vorstellen können, bei der Entwicklung dieser Anlagen zu kooperieren und hier im täglichen Betrieb auszutesten, ob der Einsatz solcher Ecoplants für eine Kommune überhaupt Sinn machen“, erklärt Witte. Da trifft es sich auch gut, dass Arnsberg seit 2016 Teil der sogenannten „Climate Smart Municipalities“ ist und sich mit Städten im US-Bundesstaat Minnesota in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit austauscht.

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„Die beiden Studenten werden noch bis Mitte Dezember hier forschen, ob vielleicht die Stadtwerke oder Kindergärten von diesen Sonnenblumen profitieren können, oder nicht. Danach gehen sie in die USA, um dort weiter zu forschen. Im Frühjahr 2023 hoffen wir dann auf erste handfeste Ergebnisse. Natürlich muss für uns immer die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund stehen“, betont der Klimaschutzbeauftragte. Man müsse auch etwaige Probleme bei den Maschinen im Hinterkopf behalten. „Die Ecoplants richten sich nach dem Stand der Sonne aus, was prinzipiell schon einmal ein Vorteil gegenüber herkömmlichen Photovoltaikanlagen ist, allerdings ist diese Mechanik auch fehleranfällig. Deshalb müssen wir auch diese Komponenten in unsere Planungen einbeziehen.

Hoffnung auf weitere Projekte

Trotz dieser möglichen Probleme bleibt Uwe Gruttmann gelassen. „Beim Thema Nachhaltigkeit besteht ein gewaltiges Potenzial. Und je mehr an den Ecoplants geforscht wird, umso besser und günstiger werden sie, erklärt der Arnsberger. Deshalb hoffen Gruttmann und Kuhne auch auf weitere Kooperationen mit Universitäten und Hochschulen. „Vielleicht lassen sich noch viele weitere Ideen und Projekte realisieren. Zum Beispiel in Kombination mit Wasserstoff.“ Auch dort werde aktuell fleißig getüftelt und experimentiert. In diesem Bereich sei noch längst nicht alles erprobt, so Kuhne.