Neheim. „Gut Wasserwaid“ Neheim ist Projektierer einer großen Möhne-Renaturierung.
Der Verein bewegt was - für die Zukunftsfähigkeit des ökologischen Gleichgewichts an der unteren Möhne. Bis zu 16 Tonnen Kies werden ab dem 7. November im Rahmen einer Renaturierungsmaßnahme auf einer 350 Meter langen Strecke zwischen Möhnewehr und Ruhr, gut 1,3 Kilometer vor der Mündung, ins Gewässer eingebracht. Projektierer, Bauherr und Initiator der gesamten Renaturierung ist der Angelverein „Gut Wasserwaid“ Neheim unter Leitung seines Vorsitzenden Lennart Wermelt.
Lennart Wermelt: Engagierter Vorsitzender>>>
Mehr als 150 ehrenamtliche Stunden für Planung, Begehungen, Abstimmungen, Materialbeschaffung und Schriftverkehr stecken bereits im Projekt, ehe der erste Öko-Bagger ins Wasser geht, um den Fluss zu modellieren. Fast zu 100 Prozent tritt der Hochsauerlandkreis als Förderer auf, weil die Ziele des Landschaftsplans verfolgt und eine ökologische Verbesserung erreicht würden. Die Projektkosten belaufen sich auf rund 30.000 Euro.
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„Die Idee entstand während des Niedrigwassers 2020“, erzählt Lennart Wermelt. Damals war die Möhne fast nur noch ein Rinnsal an einigen Stellen. Bereiche trockneten aus, Fische saßen in der Falle. Das Problem wurde erkannt, ein Plan gefasst: Die Möhne sollte lebendiger werden - durch Einsatz von Kiesbänken und Totholz-Barrieren und vor allem durch das Ziehen einer Rinne im Flussbett. „Das soll dann ein kontrolliertes Rinnsal sein, wenn es wieder mal ein so starkes Niedrigwasser gibt“, sagt Wermelt. Ziel sei, dass das Gewässer für Fische durchgängig passierbar bleibt. „Wir wappnen die Möhne für die Zukunft, damit sie ein vitaler Fluss bleibt“, so Wermelt. Je nach Wasserstand soll der Hauptstrom in der Mitte und auch in Kurven fließen.
Viele Genehmigungen nötig
Die Planung übernahm das Ingenieurbüro Wolfgang Klein aus Warstein. Zunächst aber ging es durch den Behörden-Dschungel. Beantragt wurde die Maßnahme bei der Stadt Arnsberg. Die wasserrechtliche Genehmigung erfolgte bereits im Oktober 2021. Im März kam dann vom Kreis die naturschutzrechtliche Befreiung. Zu berücksichtigen bleibt auch der Hochwasserschutz mit Blick auf die Landstraße und die gegenüberliegenden Industrieflächen. „Ans eigentliche Flussbett gehen wir daher nicht dran“, so Wermelt.
Nach der Geduld braucht es nun eine Menge Kies. Seit der Möhnekatastrophe und letztendlich durch spätere Hochwasser hat die Möhne große Teile ihres natürlichen Kiesbetts verloren - es wurde in die Ruhr gespült. Jetzt soll dieses zurückgeholt werden. Zwischen 800 und 1000 Kubikmeter Kies werden mit LKW vom Ruhrufer in Wickede „zurückgeholt“. Was dort über ist, soll die ökologische Vielfalt in der Möhne erhöhen. „Die Fische laichen im Kies“, erklärt Lennart Wermelt. Auch die Insekten profitieren von Kiesbänken und -depots. Störsteine sollen eingebracht, das Ufer wegseitig neu bepflanzt werden.
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Der 96 Jahre alte Angelverein mit seinen 165 Mitgliedern übernimmt Verantwortung - schon früher gewann „Gut Wasserwaid“ Umweltpreise. Immer sollen aber die Fische gewinnen. Und von denen gibt es in dem aufgrund des Tiefenwassers aus dem Stausee nahezu konstant zehn Grad kaltem Wasser reichlich. Die Möhne gilt als Äschen-Region. Zudem gibt es Bachforellen als „Großfische“ (bis 70 cm Länge) - hinzu kommen kleine Stichlinge oder grimmig dreinschauende Groppe (jeweils bis 10 cm). Allesamt handelt es sich um standorttreue Fische, die lokal wandern.
Wermelt rechnet mit rund 1000 Fischen auf einer Strecke von 300 Metern. Um diese müssen sich die Mitglieder von „Gut Wasserwaid“ nun besonders kümmern. „Wir werden sie vor Beginn der wasserbaulichen Maßnahme umsiedeln“, sagt Lennart Wermelt. Dazu startet der Angelverein eine Elektrobefischung. Kurze Stromstöße werden die Fische betäuben, so dass sie dann mit dem Kescher eingefangen, in große Wannen gesetzt und dann weiter möhneaufwärts wieder in die Freiheit entlassen werden können. Für die Maßnahme sei nun mit Rücksicht auf Vögel, Fische und Insekten die richtige Zeit.
Lennart Wermelt lobt das Zusammenspiel von Behörden wie Stadt, Kreis und Bezirksregierung, Planungsbüro, Landesfischereiverband und Ehrenamt. „Ohne dieses Miteinander wäre die Maßnahme nicht umsetzbar gewesen“, so der Vereinsvorsitzende, „wir freuen uns auf weitere Projekte“.