Neheim. Für den WP-Wettbewerb „Junges Engagement“ wurde der 28-jährige Lennart Wermelt, Vorsitzender des Sportfischervereins Gut Wasserwaid, nominiert.

Lennart Wermelt ist leidenschaftlicher Angler im Neheimer Sportfischerverein Gut Wasserwaid, doch ihm geht’s dabei nicht nur um die Freude über einen gelungenen Fischfang. Es ist das abwechslungsreiche Naturerlebnis, das ihn beim Fliegenfischen fasziniert und auch dazu antreibt, sich für den Erhalt der Natur einzusetzen.

Im Video erklärt Lennart Wermelt sein Hobby>>>

„Schon als siebenjähriger Junge bin ich in den Verein Gut Wasserwaid eingetreten, weil ich gern in der Natur unterwegs bin“, erzählt der heute 28-jährige Neheimer. Obwohl er erst mit 14 Jahren die Angelscheinprüfung machen durfte, engagierte er sich schon vorab bei Arbeitseinsätzen und anderen Aktivitäten des Vereins in der Jugendgruppe. So wuchs er immer mehr in die Vereinsarbeit hinein: Lennart Wermelt war bei Gut Wasserwaid Gewässerwart und seit 2020 ist er Vorsitzender. Da er sich mittlerweile seit mehr als 20 Jahren in verschiedenen Bereichen im Angelverein ehrenamtlich engagiert, wurde er von Vereinsgeschäftsführer Kai Poggel für den WP-Wettbewerb „Junges Engagement“ nominiert. Unsere Zeitung traf sich mit Lennart Wermelt im Anglerheim von Gut Wasserwaid im Neheimer Gewerbegebiet „Zum Möhnewehr“.

Hier sind weitere Nominierte des Wettbewerbs „Junges Engagement“>>>

Ehrenamt und Beruf verbunden

Der gelernte Landwirt Lennart Wermelt, der sich zum Staatlich geprüften Agarbetriebswirt fortbildete, kann seine Begeisterung für Angeln und Naturschutz ideal mit seiner beruflichen Arbeit verbinden. Denn bei der Landwirtschaftskammer NRW, Kreisstelle Borken, ist er - mit Blick auf die Einhaltung der Wasserrahmenrichtlinie - für Grundwasserschutz im Münsterland zuständig. So befasst er sich beruflich mit Grundwasserqualität und ehrenamtlich im Verein mit der Wasserqualität von Möhne und Ruhr, in denen der Verein angelt.

An der Fischtreppe nahe dem Neheimer Möhne-Wasserkraftwerk führt Lennart Wermelt Reinigungsarbeiten  durch
An der Fischtreppe nahe dem Neheimer Möhne-Wasserkraftwerk führt Lennart Wermelt Reinigungsarbeiten  durch © Martin Schwarz | Martin Schwarz

Gewässerökologie und Renaturierung von Flüssen liegen Lennart Wermelt besonders am Herzen. Der sensible ökologische Kreislauf, in dem Fische, Insekten und Pflanzen in Flüssen leben, könne dabei leicht gestört werden, berichtet Wermelt und nennt als Beispiel die Gänsesäger und besonders die Kormorane, die sich mit Fischen aus Möhne und Ruhr ernähren. Wenn der Bachforellenbestand sinken würde, profitieren die Kleinfische übermäßig. Es fehlen Prädatoren, das sind Raubfische, die Stichlinge und Groppe fressen. So wird das „Makrozoobenthos“ - das Aufkommen an wirbellosen tierischen Organismen, die die Gewässersohle besiedeln - weniger. Die Ökosystemleistung wird gefährdet, wie die Selbstreinigung eines Fließgewässers, die nicht mehr funktioniert. „Ein Gewässer mit zu wenig Sauerstoff würde sterben“, zeigt Wermelt einen möglichen gefährlichen Kreislauf auf.

Um solchen Entwicklungen vorzubeugen, greift Gut Wasserwaid mit Fischbesatz ein, der etwa 15.000 bis 20.000 kleine Bachforellen in einer Größe von drei bis vier Zentimetern umfasst. „Durch den Besatz haben wir einen guten Bestand an Bachforellen und Äschen in Möhne und Ruhr“, erklärt Wermelt. Die Angelstrecke umfasst den Möhne-Abschnitt vom Niederenser See bis zur Mündung in die Ruhr und den Ruhrabschnitt vom Bahnhof Neheim-Hüsten bis Haus Füchten. Fürs Angeln in der Ruhr haben die beiden Angelvereine Gut Wasserwaid und ASV Sauerland die IG Sportfischer gebildet.

Der Fischbestand soll aber auch auf natürlichem Wege verbessert werden. „Im Zuge weiterer Renaturierungsmaßnahmen in der Möhne will unser Verein in den nächsten Jahren für Kies-Einbringungen in der Möhne sorgen. So werden Laichgebiete für Fische geschaffen“, erklärt Wermelt. Um Unterstände für Fische zu schaffen, sollen auch zusätzliche Störsteine und Totholz in die Möhne eingebracht werden.

All dies sind ehrenamtliche Einsätze des 160 Mitglieder starken Vereins „Gut Wasserwaid“. Zum Gewässerschutz gehört auch das jährliche Einsammeln von Müll im Uferbereich von Möhne und Ruhr. Insgesamt sei das Müllaufkommen zwar rückläufig, doch gebe es immer wieder Abfall-Hotspots in stadtnahen Bereichen, berichtet Wermelt, der im Beobachten des Flussgeschehens auch einen wichtigen Beitrag des Gewässerschutzes sieht. „Vor einigen Jahren hat unser Verein Alarm gegeben, als aus einem Ölabscheider eines Betriebs Öl in die Möhne floss.“

Reaktivierung der Jugendarbeit

Lennart Wermelt würde gern mehr Kinder und Jugendliche fürs Angeln begeistern, denn die Jugendgruppe des Vereins hat sich mangels Teilnehmer zwischenzeitlich aufgelöst. Vor etwa 15 Jahren gehörten noch knapp 20 Jugendliche zur Jugendgruppe. „Leider bevorzugen heute viele Jugendliche das schnelle Erfolgserlebnis wie zum Beispiel beim Computerspiel“, meint Wermelt und kämpft dabei auch gegen das Negativ-Image an, wonach viele Bürger das Angeln leider als ein langweiliges Hobby betrachten. Angeln sei aber mehr als schweigsames Karpfenangeln auf einem Klappstuhl am Ufer. Auch wenn er jedem Angler das Seine wünscht, begeistert er sich fürs Fliegenfischen, dass auch Bewegung verspreche.

„Nach fünf bis zehn Minuten verlässt der Fliegenfischer seinen Platz und kann weiter durch die nur etwa 1,50 Meter tiefe Möhne waten. Dann können an einem Tag schon mal ein paar Kilometer zusammenkommen“, berichtet Wermelt. Durch den Wechsel der Standorte ergäben sich auch neue Naturerlebnisse. Mit allen Anglern gemeinsam schätzt er die Ruhe und Entspannung, die ihm das Angeln bietet. Hinzukommen aber auch die Gemeinschaftserlebnisse - sei es beim Angeln in Rufweite mit anderen Fliegenfischern oder bei gemeinsamen Feiern im und am Vereinsheim.

Lennart Wermelt ist übrigens nicht nur bei Gut Wasserwaid aktiv. Als passionierter Jäger leistet er auch Vorstandsarbeit in der Hegegemeinschaft Arnsberger Wald. Außerdem ist er Mitglied des Naturschutzbeirats HSK und Prüfer im Prüfungsausschuss Ausbildungsberuf Landwirt im Regierungsbezirk Münster.

Eigentlich müsste Lennart Wermelt mit alldem schon zeitlich gut ausgelastet sein, doch beruflich ist er auch noch für die Neheimer Immobilienfirma Meyer und Partner unterwegs, für die er als Geschäftsführer land- und forstwirtschaftliche Grundstücke und Immobilien bewertet und vermittelt..

Eine Übersicht der bereits vorgestellten Nominierten des Wettbewerbs „Junges Engagement“ finden Sie im Internet auf wp.de/je-nominierte.