Sundern. Wie ein Freundeskreis Impulse für Erhalt der kulturhistorisch bedeutenden Klosterkirche im Röhrtal gab.
Wer heute aus dem Ruhrtal hoch nach Kloster Brunnen fährt, bewegt sich in die Tiefe des Raumes. Sprichwörtlich ist es „ein ganz schöner Ritt“. In den Gründungszeiten des Klosters zu Beginn des 18. Jahrhundert war es das wirklich. Heute wie damals aber hat sich der Aufwand gelohnt.
Schon immer nämlich brachten sich die Sunderner für „ihr Kloster“ ein. 1721 bauten Bauern aus Brenschede, Recklinghausen, Endorf und Bönkhausen ein Badehaus für Gäste und brachten auch Holz zum Erwärmen des Wassers aus der Heilquelle. Heute ist es der Freundeskreis Kloster Brunnen, der sich um den Erhalt des Klosters kümmert. „Ohne den Freundeskreis wäre die Klosterkirche verfallen“, sagt Klaus Baulmann. Der 85-Jährige ist Ehrenvorsitzender des 1985 gegründeten Freundeskreises. Kaum einer kennt die Schätze von Kloster und Kirche so gut wie er.
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Was im Jahr 1705 mit einer Einsiedelei begann, gilt heute als kunst- und kirchenhistorischer Schatz. Zu sehen ist eine Barockkirche aus dem Jahr 1748 – und das im Original erhalten. „Das gibt’s sonst nirgends weit und breit“, sagt Baulmann, „man muss nicht nach Bayern fahren, um so etwas zu sehen“.
Nein, nicht nach Bayern, sondern nach Kloster Brunnen. Über Endorf und Brenschede und viele Kehren landet man irgendwo an diesem verlassenen Platz des Röhrtals. Und wer aus der Zivilisation kommend da so vor der Kirche steht, weiß: Hinter Kloster Brunnen kommt nur noch der Himmel – und danach Röhrenspring und Schliprüthen. Aber Letzteres liegt ja schon im Kreis Olpe.
Die Kirche wie kaum eine andere kennt Gisela Gallus. Die 63-jährige Frau ist Küsterin der Klosterkirche. „Ich schließe hier jeden morgen auf und abends zu“, erzählt sie, „hier ist es manchmal ganz schön einsam“. Die Kirche ist tagsüber für Wanderer und Pilger geöffnet. Bis zu einem Gitter kommt man in den Innenraum und kann den Kirchenbau bestaunen. Dass es noch was zu bewundern gibt, ist dem Engagement des Vereins und vielen Unterstützern zu verdanken. Aus Vereinsbeiträgen der rund 218 Mitglieder und Spenden schießt der Freundeskreis jährlich rund 5000 Euro bei. In den Jahren waren es somit gut 125.000 Euro. Auch das Erzbistum Paderborn – der Pastorale Raum Sundern ist Eigentümer der Kirche – und der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) schießt Mittel zum Erhalt des Denkmals bei. Voraussetzung war aber immer, dass auch ein Freundeskreis helfend zur Seite steht.
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Es musste viel getan werden. Die Jahre hatten dem Kirchenbau zugesetzt. Die Wände waren grau und dunkel, Holzträger gesplittert und die Statik des Gebäudes aus dem Lot gekommen. Da die Seitenwände oben bereits 42 Zentimeter gegenüber dem Fundament nach Außen entflohen waren, musste ein Ring-Anker gesetzt werden, um die Kirche zusammenzuhalten. „Es bestand die Gefahr, dass die Wand zum Tal runterfällt“, erklärt Elisabeth Baulmann. Die 66-Jährige ist Schriftführerin des Freundeskreises Kloster Brunnen. Zudem brauchte auch die 1801 vom Hause Fürstenberg gestiftete Orgel eine umfassende Renovierung. Allein das hatte damals 400.000 Euro gekostet. Weitere 200.000 Euro mussten für die Sanierung des Dachstuhls ausgegeben werden. Klaus Baulmann spricht von einem Gesamtinvest von einer Million Euro, seit klar war, dass die Klosterkirche an diesem Platz erhalten bleiben sollte.
Unterbringung von Jugendlichen
Das eigentliche Klostergebäude gehört heute der Stadt Sundern und wird von der KJG (katholische Jugend), dem Thomas-Morus-Kreis und mit seinen 34 Betten zur Unterbringung von Jugendgruppen verwendet. „Das wird gut genutzt“, weiß auch Küsterin Gisela Gallus.
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Und das gilt auch für die Kirche – so entlegen sie am gefühlten Ende der Welt auch ist. An drei Sonntagen im Monat findet ein Hochamt in der Klosterkirche statt. Die Christmette gehört zu den Höhepunkten des Jahres. Der Freundeskreis bemüht sich zudem um Veranstaltungen wie das Antoniusfest im Juni oder Konzerte. Gerade erst war Kloster Brunnen Teil des 17. Sunderner Orgelherbstes. Schon jetzt freut sich der Freundeskreis auf den zweiten Adventssonntag, wenn um 17 Uhr zum Chor- und Orgelkonzert geladen wird.
Für den Erhalt der Kirche und ihren zukünftigen Bestand sind aber andere Projekte noch wichtiger: Seit Jahren fällt ein Wasserschaden auf, weil Wasser vom Dach an der Wand hinab fließt. „Da droht Schimmel“, weiß Klaus Baulmann. Auch die Glocke der Kirche soll elektrifiziert werden. „Dafür wird die Statik des Dachreiters mit dem Glockenturm ertüchtigt werden müssen“, so der Ehrenvorsitzende.
Ihm am Herzen liegt auch, dass der Stationsweg, der sich aus dem Röhrtal hoch zur Kirche zieht, restauriert wird. „Damit er nicht verfällt“, erklärt Klaus Baulmann, „im Anschluss wollen wir versuchen, dass er unter Denkmalschutz gestellt wird“. Einst waren in den Stationen – den Weg soll es seit 1726 geben – künstlerisch geschnitzte Reliefs aus Lindenholz verbaut. Diese haben aber längst Schutz in der Kirche gefunden. „Und sollen da auch bleiben“, so Baulmann.
Der engagierte Freundeskreis will weitermachen und sich für Kloster Brunnen einsetzen. Warum eigentlich? Gibt es nicht genug andere Kirchen in der Stadt? „Es ist eine besondere Kirche und ein besonderer Platz“, sagt Klaus Baulmann. Seine Frau Elisabeth ergänzt: „Es ist der Zauber des Ortes, der uns fasziniert“, sagt sie. Und den soll auch die Nachwelt weiter erleben dürfen.