Arnsberg. Neue Ausstellung „Zeitgeister“ im Kunstverein Arnsberg vereint virtuelle und reale Betrachtungsweisen.

Der Krieg in der Ukraine ist allgegenwärtig, hat jetzt sogar den Neumarkt im Ortsteil Arnsberg erreicht, wie das Foto rechts dokumentiert. Dort türmt sich ein Berg von Sandsäcken auf! Wirklich?

Nicht wirklich – oder doch? Virtuell und abstrakt ist (fast) alles möglich, ein gescannter QR-Code oder der Link auf eine Internetseite (arpha.de) können Berge versetzen – auch Berge von Sandsäcken.

Rückkehr zu den Wurzeln

Dieses nennen wir es mal „virtu­elle Projekt ist Teil der neuen Aus­stellung des Kunstvereins Arnsberg:

„Zeitgeister“ spuken ab dem heutigen Freitag durch die Räumlichkeiten des Hauses Königstraße 24, (Eröffnung um 19 Uhr) – und durch die Köpfe interessierter Betrachter.

Info zur Ausstellung

„Zeitgeister“ vom 28. Oktober bis einschließlich 20. November 2022; Eröffnung am Freitag, 28. Oktober, 19 Uhr.

Königstraße 24 / Neumarkt Mail: kontakt@kunstverein-arnsberg.de Öffnungszeiten: Mi-Fr 17.30-19 Uhr, So 11-15 Uhr und nach Vereinbarung.

An Feiertagen bleibt der
KVA geschlossen.

Beteiligt sind Kasia Fudakowski, Fabian Knecht, Inge Mahn, Hella Mewis, Pixelated Realities, Benedikt Terwiel – und Vlado Velkov.

Virtuell – und doch real: von Sandsäcken geschütztes Denkmal aus Odessa auf dem Neumarkt.
Virtuell – und doch real: von Sandsäcken geschütztes Denkmal aus Odessa auf dem Neumarkt. © WP | Torsten Koch

Der frühere Kurator des Kunstvereins, vielen Arnsbergern ein Begriff, kehrt damit zu seinen Wurzeln zurück; eine von Velkovs ersten Ausstellungen fand einst in Arnsberg eine Heimat. Die aktuelle Expo jedoch sei viel mehr Projekt als Ausstellung – und er selbst kuratiere nicht, sondern sei Teil davon, so der Künstler mit bulgarischen Wurzeln.

Was erwartet die Betrachter? Deutschlehrer dürften zunächst über die „sprachliche Ordnungswidrigkeit“ im Titel stolpern (das Wort Zeitgeist hat keinen Plural – übrigens auch keine weibliche Form...) – doch er ist ganz bewusst gewählt; steht für Vielschichtigkeit:

Zeitgeist im Kontext von Globalisierung, Digitalisierung und Klimawandel – Themen, die alle Völker und Kulturen betreffen – zu betrachten, ist zentrale Botschaft des Ausstellungsprojekts. Die Betrachtungsweise gießen die beteiligten Künstlerinnen und Künstler in vielfältige Formen; was uns zurück zum „Sandsack-Berg“ führt:

Reales Objekt

Dieser ist real – zu finden in der ukrainischen Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer: Ein bedeutendes Denkmal dort wurde drei Tage nach dem russischen Überfall zum Schutz vor Bomben und Raketen mit Hunderten Sandsäcken bedeckt – fast schon ein Kunstwerk, wenn man so will.

Diese Betrachtungsweise schlägt den Bogen zu einer weiteren Intention der „Zeitgeister“:

Zeigen, wie Kunst auf Krisen reagiert; wie Künstlerinnen und Künstler auf Krieg, Pandemie, Revolution reagieren. Dazu finden sich in der ersten Etage des Hauses Königstraße 24 zahlreiche Fotos und, gleich hinter der Eingangstür, ein berührendes Video mit Eindrücken vom „Alltag“ in der Ukraine.

Alle Exponate sind verknüpft mit Akteuren und Projekten aus dem „Fundus“ des Kunstvereins. Ebenso eindrucksvolle Fotografien mit Motiven zum Arnsberger Zeitgeist runden die Expo ab. Apropos abgerundet – unter demselben Titel wie die Ausstellung erscheint noch in diesem Jahr ein Buch „Zeitgeister“, das sich sowohl den Inhalten des Projekts widmet als auch ein „Stück“ Kunstverein Arnsberg auf – reichlich bebilderten – Seiten festhält.

+++ Lesen Sie auch: https://www.wp.de/staedte/arnsberg/arnsberg-vandalismus-an-liebfrauenkirche-id236771515.html +++

„Das Wachstum sozialer Netzwerke, die dem Zeitgeist eine neue Bühne geben, lässt die Kluft zu Museen und Bibliotheken wachsen“, stellen die beteiligten Künstler eine Hypothese auf – und widerlegen sie prompt: mit ihrer Ausstellung, dem Buch – und einer Prise Humor...