Hüsten. Samstag feiert Vincenzo Renzo 50 Jahre Kultdiskothek in Hüsten. Von Belgiern, Corona sowie guter Laune in guten und schlechten Zeiten.
„,Così è la vita’ ist Italienisch für ,So ist das Leben’,“ sagt Vincenzo Renzo. Und dennoch wählte der Italiener damals „C´est la Vie“ (Französisch). Warum sich die Seele der Diskothek so entschied, ist unspektakulär: „Französisch klingt einfach besser, woll!?“.
Am Samstag, 22. Oktober, ab 22 Uhr, feiert das „C´est la Vie“ Jubiläum – 50 Jahre Kultdiskothek auf der Marktstraße in Hüsten.
Diskothek in Hüsten: Nachleben hält jung
Von grauem Haar nur leichte Spuren. Lockeres Auftreten. Tipptopp in Form. Doch er ist 73 Jahre alt. Wie schafft er das? „Das Nachtleben hält jung“, sagt er und lacht, „es heißt doch immer, dass Sonne die Haut schneller altern lässt“. Viel wahrscheinlicher ist, dass ihn sein junggebliebenes Ich, seine Leidenschaft und die Frohnatur an Charakter jung hält. Denn auch heute noch feiert er jeden Freitag und Samstag mit seinen Gästen.
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„Am 22. Oktober 1972 eröffnete ich das ,People´s Inn’. Angefangen haben wir als ,Spanische Taverne’ mit Live-Musik“, erzählt er. Später dann die Umbenennung und der Übergang zum Plattenspieler. „Dann kamen Probleme mit dem Vermieter. Also schloss ich im April 1980 und ging nach Italien“. Doch nur für kurze Zeit. Als der damalige neue Besitzer ihm anbietet, die Diskothek zu kaufen, kommt er direkt zurück nach Arnsberg, Hüsten. Abends überlegt er sich gemeinsam mit seiner Frau einen Namen für die Diskothek. Das C´est la Vie ist geboren.
Sein Geheimnis: Nerven behalten und realistisch bleiben
Heute, 50 Jahre später, steht er immer noch gut gelaunt und mit einem herzlichen Lachen hinterm Tresen oder am Mischpult. Auch wenn die Gäste mittlerweile wenigerBier und mehr Longdrinks trinken.
Er selbst ist auch der DJ. „Man findet einfach keine DJs mehr“, so Renzo, „und die, die man findet, wollen keine Schlager spielen“. Schlager und 80er- sowie 90er Jahre-Hits seien der rote Faden der Diskothek. „Du kannst hören, was du willst - englische Musik oder sonst was -, aber richtig ab geht es nur mit deutschen Schlagern“, so Renzo.
In den 80ern sei richtig was los gewesen, erzählt er. Damals sei die Diskothek noch jeden Tag geöffnet gewesen. Ab 19 Uhr. Kein Ruhetag. „Wir haben tagsüber geschlafen und nachts die Disko geöffnet“. Die belgischen Soldaten hätten fast jeden Tag gefeiert.
Dinge, die verzichtbar sind
Natürlich habe es damals wie auch heute schon die ein oder andere Schlägerei gegeben - daher setze er auch auf eine professionelle Security. Das schlimmste Erlebnis dieser Art habe er vor etwa zehn bis 15 Jahren gehabt. „Da versprühte jemand Pfefferspray auf der Tanzfläche“, sagt Vincenzo Renzo, „das war schlimm. Alle hatten Schmerzen, mussten schnell raus“.
Auch vor Corona habe es noch einige Schlägereien gegeben - in der Regel ließen sich die Streithähne jedoch schnell auseinanderbringen. Auf solche Situationen würde er dennoch gerne verzichten.
Die Corona-Lockdowns seien natürlich auch verzichtbar gewesen. Die Schließung sei aber nicht so hart gewesen, zumal ja Gelder vom Staat geflossen sind und er mit seiner Frau den Großteil auch in Italien verbrachte.
Auf dem Teppich und authentisch bleiben
Wie hält Vincenzo Renzo dieses Leben aus? Dieses Nachtleben - auch wenn die Disko heute nur wochenends öffnet. Was ist das Geheimnis? „Nerven behalten und realistisch bleiben – mein Auto ist 24 Jahre alt“, sagt Vincenzo Renzo. Er lacht. Ihm sei völlig egal, wie verbeult das Auto sei.
„Wenn du natürlich auf die Kacke haust und vier neue Autos kaufst, wird das nichts“. Vincenzo Renzo ist auf dem Teppich und absolut authentisch geblieben - mit Erfolg. Und nun möchte er trotz hohen Alters nicht auf das C´est la Vie verzichten. Denn „das schönste an diesem Beruf ist das Feiern mit den vielen Gästen in familiärer Atmosphäre“.