Arnsberg/Sundern. So viele obdachlose und in Wohnungsnot steckende Menschen leben in Arnsberg und Sundern. Was die Hauptgründe sind und was die Städte unternehmen.
417.000 Menschen bundesweit stehen Schätzungen zur Folge ohne Wohnung da. Eine genaue Zahl gibt es nicht. Häufigster Grund sind Zwangsräumungen - sprich, die zwangsweise durchgesetzte Kündigung und der Entzug des Wohnraums mit Hilfe eines Gerichtsvollziehers.
Auch in den Städten Arnsberg und Sundern sind Wohnungsnot und Obdachlosigkeit ein Thema. Wie viele Menschen genau „auf der Straße“ leben, ist nicht bezifferbar. Denn die Meldeadresse „ohne festen Wohnsitz“ gibt es nicht mehr.
Die Anzahl derjenigen Personen, die vom Jobcenter in Arnsberg mit Tagessätzen versorgt werden, beläuft sich auf etwa 32 Personen im Monat. Täglich werden circa 20 Tagessätze ausbezahlt. Auch die Zahl der in Wohnungsnot geratenen Menschen kann nicht eindeutig beziffert werden.
Amtsgericht informiert Stadt Arnsberg über Räumungsklagen
„Unsere Wohnungsnothilfe kann nur dann tätig werden, wenn die betroffenen Menschen ihre Hilfe auch in Anspruch nehmen“, so Stefan Wulf, Stadt Arnsberg, „einige Menschen lassen es einfach auf sich zukommen und sitzen es aus“. In Arnsberg leben aktuell 58 Menschen in städtischen Unterkünften, darunter auch Familien - in Sundern sind es zehn Personen.
Geht eine Räumungsklage beim Amtsgericht ein, erhält die Stadt Arnsberg eine Information darüber. „Wir nehmen dann Kontakt zu den jeweiligen Personen oder Familien auf, um letztendlich eine Zwangsräumung zu vermeiden“, erklärt Stefan Wulf. Dies sei natürlich nur dann möglich, wenn die Eigeninitiative der betroffenen Personen passe. Denn ohne deren Mitwirkung sei dies nicht möglich.
2022: In der Stadt Arnsberg kommt es zu einer Zwangsräumung
In Gesprächen mit den entsprechenden Vermietern werde dann versucht, eine Einigung herbeizuführen - oder, sofern das Mietverhältnis extrem zerrüttet sei, eine neue Bleibe zu finden. Meistens gelinge dies. Im Jahr 2021 wurden der Stadt Arnsberg 61 Räumungsklagen vom Amtsgericht gemeldet. In 26 Verfahren ergingen Räumungstitel. Letztendlich wurden aber Lösungen gefunden, so dass es zu keiner Räumung kam.
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Im Jahr 2022 gab es bisher um die 14 Räumungstitel, wovon eine Räumung tatsächlich vollzogen worden ist. Einem solchen Räumungsverfahren geht in der Regel eine lange Mahnphase voran. Die betroffenen Personen hätten dann eigentlich noch genug Zeit, sich um das Problem zu kümmern, resignierten jedoch und ließen die Fristen verstreichen.
Stefan Wulf von der Stadt Arnsberg sieht den Auslöser in der oftmaligen Resignation der Menschen. „Teilweise gibt es noch ganz andere Nöte, die die Menschen davon abhalten, sich um ihre Angelegenheiten kümmern zu können“, sagt er, „beispielsweise psychische Leiden oder Suchtleiden“.
Obdachlose Menschen arrangieren sich mit Notunterkunft
Auch einige Menschen, die in den Arnsberger Notunterkünften lebten, würden sich entmutigt damit abfinden. „Einige haben sich auch mit der Wohnsituation in städtischen Unterkünften arrangiert“, so Stefan Wulf, „daher fällt es schwer, diese Menschen zu motivieren, sich aktiv an einer Wohnungssuche zu beteiligen“.
Die Stadt Arnsberg plant für Ende diesen bzw. Anfang des nächsten Jahres ein Fachgespräch zum Thema „Wohnungsnot“ in Arnsberg mit verschiedenen städtischen Dienststellen, Beratungsstellen, dem Gesundheitsamt, dem Verein für psychische Gesundheit, Berufsbetreuern und dem ambulant betreuten Wohnen, um Konzepte zur Bekämpfung von Wohnungsnot zu erstellen und sodann im Ausschuss für Soziales, Beschäftigung und Integration zu diskutieren.