Arnsberg. Fest der Sinne im Arnsberger Sauerland-Museum mit Oliver Steller und Aktionen für den Nachwuchs.

Kurt Tucholsky lebt. Oliver Steller hat ihn im unteren Saal des neuen Traktes des Sauerland-Museums wieder zum Leben erweckt. Der Künstler, der erst nach der Schule sein Herz für die deutsche Dichtung entdeckt hat, begeisterte mit Tucholsky, Teil seines vielseitigen Repertoires „Von Goethe bis heute“, das Publikum.

Der begnadete Gitarrist, Sänger und Rezitator breitete Tucholskys Leben und Werk mit all seinen Höhen und Tiefen, seiner Gefühlswelt, seiner politisch kritischen Einstellung und seiner Umtriebigkeit abwechselnd durch Wort und Gesang mit Gitarrenbegleitung aus. So vielfältig und facettenreich sich das Leben des Schriftstellers und Journalisten darstellt, war auch Stellers Ausdruckskraft in Mimik, Gestik und stimmlicher Modulation. Mal eindringlich und aufrüttelnd, mal komisch satirisch ging es um Ächtung des Kriegs, Politisches, Zeitgemäßes, Menschliches, Lebenssituationen unterschiedlichster Form und Anekdotisches. Ein äußerst unterhaltsamer und spannungsgeladener Abend mit einem sympathischen, publikumsnahen Interpreten, Höhepunkt einer festivalähnlichen Veranstaltung „Fest der Sinne“ im Sauerland-Museum.

Charakterkopf beim Fest der Sinne im Sauerland-Museum: Oliver Steller.
Charakterkopf beim Fest der Sinne im Sauerland-Museum: Oliver Steller. © WP | Jochem Ottersbach

Luftballons und Seifenblasen

Für junge Besucher hatte Clown Pichel am Nachmittag Luftballons zu allen möglichen Formen aufgepumpt und Seifenblasen von klein bis riesig groß mit lustigen Kommentaren in die Luft des Museumshofs aufsteigen lassen.

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Anschließend unterhielt die Indie-Pop-Band „Arcadia“ auch die Erwachsenen mit fetziger Musik. Die ganze Veranstaltung begleitend, bot der obere Museumsraum im neuen Trakt viel Platz für eine interessante Wanderausstellung mit 19 interaktiven Sinnesstationen. Hier konnten Besucher jeden Alters experimentieren, um das Wahrnehmungsvermögen ihres Sehens, Hörens, Riechens und Fühlens zu testen und in physikalischen Experimenten das Verhalten von Materialien unter bestimmten Bedingungen erforschen.

Viertägige Veranstaltung

Die viertägige Veranstaltung „Fest der Sinne, Industriekultur erleben“ war der Anfang einer erweiterten Angebotspalette des Museums, die sich für dessen Leiter Dr. Oliver Schmidt durch den Ausbau des Sauerland-Museums zum Museums- und Kulturforum ergeben hat. „Die neuen Räume und Flächen werden zum ausgedehnten Treffpunkt für Menschen, Familien und Kinder und ermöglichen erweiterte Führungen“.

Fest der Sinne auch für die Jüngsten: Hier die „Kindermangel“ in der interaktiven Sinnesstation.
Fest der Sinne auch für die Jüngsten: Hier die „Kindermangel“ in der interaktiven Sinnesstation. © WP | Jochem Ottersbach

Das „Fest der Sinne“ war Teil der Veranstaltungsreihe „FERROMONE“ von Wasser Eisen Land, einem Verein, in dem das Sauerland-Museum Mitglied ist. Er hat sich die Industriekultur Südwestfalens als Erbe auf die Fahnen geschrieben. Während das Ruhrgebiet heute eine eher tote Industrieregion mit ausgeprägt musealem Charakter sei, so Dr. Schmidt, hätten sich die innovativ produzierenden Betriebe Südwestfalen zu einer der stärksten und zukunftsträchtigen Industrieregion Deutschlands gemacht. Das Sauerland-Museum greife dies bewusst auf, denn „Museumsaufgabe ist nicht nur, Vergangenheit darzustellen, sondern auch Gegenwart für die kommenden Generationen aufzuarbeiten, wenn in späterer Zeit die Frage aufkommt, wie haben die Menschen Anfang des 21. Jahrhunderts gelebt?“, umschreibt Dr. Schmidt den Grundgedanken der attraktiven Veranstaltung, die mehr Beachtung verdient gehabt hätte.