Arnsberg/Sundern. Auch das Bestattungswesen spürt die Auswirkungen der Wirtschaftskrise. Dabei ist das Thema Gaspreise aktuell nicht einmal der größte Faktor
Der Tod ist nicht gerade das Lieblingsgesprächsthema vieler Menschen beim Nachmittagskaffee. Ein jeder von uns muss irgendwann sterben, und doch versuchen die meisten nicht darüber nachzudenken und schon gar nicht darüber in der Öffentlichkeit zu sprechen. Das weiß auch der Werler Bestatter Johannes Langschmidt. Dabei sei ein offener Umgang mit der Thematik wichtig. Für die Person selbst, aber besonders für die Angehörigen. „Man kann dadurch beispielsweise festlegen, wie die Beerdigung nach dem eigenen Ableben aussehen soll. Das erleichtert auch den Angehörigen die Arbeit. Die haben in der Trauer ohnehin oftmals ganz andere Gedanken“, weiß Langschmidt.
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Das Thema Beerdigung ist logischerweise zeitlos. Und doch spielen die aktuellen Krisen auch bei der Bestattungsbranche eine Rolle. Denn wie nahezu alles werden auch die Beerdigungen teurer. Und das gleich aus mehreren Gründen, wie Johannes Langschmidt erklärt.
Abwarten bei Entwicklungen
„Die Effekte der Gaskrise sind für uns bei den Einäscherungen noch richtig zu spüren. Da sind die Preise momentan noch verhältnismäßig stabil. Aber ich gehe natürlich auch dort von einer Erhöhung aus. Zuerst müssen wir einfach mal abwarten, was die Energieversorger für neue Preise festlegen“, erklärt Langschmidt, der in Werl ein Krematorium betreibt. Seiner Ansicht nach würden die steigenden Energiepreise aber im Verhältnis zur Gesamtsumme wahrscheinlich gar nicht so ins Gewicht fallen.
„Ein viel höherer Kostenpunkt sind aktuell die Holzkosten für einen Sarg. Schon während der Corona-Pandemie sind die Preise deutlich gestiegen. Mittlerweile zahlt man für das Holz bis zu 20 Prozent mehr als vor zwei bis drei Jahren.“ Und Särge würden immer gebraucht, ganz gleich, ob man die klassische Erdbestattung oder die Einäscherung wolle. „Eine Einäscherung ohne Sarg ist nicht möglich. Und die Särge müssen aus Vollholz bestehen.“
Was viele Menschen nicht wissen. Im Krematorium wird man nicht einfach verbrannt, sondern eben kremiert. Wie das abläuft, macht Johannes Langschmidt an einem Beispiel deutlich. „Wenn man Holz normal im Garten verbrennt, dann hat man die Flamme eines Feuers und wirft zum Beispiel ein Stück Holz hinein. Im Krematorium läuft das ganz anders ab. Man hat einen Ofen, der auf zwischen 800 und 1000 Grad aufgeheizt wird. Und in diesen Ofen schiebt man dann den Holzsarg hinein. Das Holz entzündet sich durch die enorme Hitze im Raum von allein.“ Insgesamt vier Stunden dauert der Vorgang, bis die Asche abgekühlt ist und in die Urne gelegt werden kann.
Mittlerweile würden rund 80 Prozent der Toten bei seinem Bestattungsunternehmen kremiert. Besonders in den größeren Städten sei das so, erklärt Langschmidt. In den Dörfern gebe es noch überwiegend Erdbestattungen.
Schwierige Bestattungsvorsorge
Ein weiteres Problem der aktuellen Preisexplosion deutet sich auf dem Feld der Bestattungsvorsorge an. Denn Menschen haben in jüngeren Jahren die Möglichkeit, Geld auf ein Treuhandkonto einzuzahlen und langfristig festzulegen. Dieses Geld kann dann im Todesfall für die Kosten der Beerdigung genutzt werden. „Vor zehn Jahren konnte man aber mit 5000 Euro viel eher die Kosten einer Beerdigung decken, als aktuell wo die Kosten in der Regel deutlich darüber liegen. Damit müssen dann automatisch die Angehörigen einen Teil der Kosten übernehmen.“
Außerdem müsse man sich auch Gedanken über die Pflege des Grabs machen. „Pflegefreie Urnengräber bedeuten in der Regel nur Pflegefreiheit für die Angehörigen. Der Friedhofsträger wiederum muss aber schon eine Gewisse Form von Pflege gewährleisten. Das bedeutet, dass sich auch die Gebührensatzungen für die Friedhöfe im kommenden Jahr erhöhen dürften“, prognostiziert der Bestatter. Wer sich unsicher ist, was man zu Lebzeiten am besten regeln und vorbereiten kann, sollte den lokalen Bestatter kontaktieren und sich beraten lassen.