Arnsberg. Klinikum Hochsauerland muss 20 Millionen Kilowattstunden Gas und acht Millionen kw/h Strom pro Jahr finanzieren. Alternative Konzepte gesucht.

Das Klinikum Hochsauerland steht angesichts der Preissteigerungen im Energiebereich für wirtschaftlich gewaltigen Herausforderungen. Strategische Maßnahmen sollen nun Kosten senken und die Energiesicherheit herstellen.

Ebenso wie in über 90 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland wird auch im Klinikum Hochsauerland bisher Gas als Energieträger zur Wärmeversorgung genutzt, beispielsweise für Raumwärme und Warmwasser. „Die aktuellen Entwicklungen und die damit verbundenen Energiepreissteigerungen haben natürlich auch Auswirkungen auf die Wirtschaftsplanung der Klinikum Hochsauerland GmbH“, teilt das Klinikum auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Die Zeit drängt, läuft aber aktuell noch nicht weg: Aufgrund bestehender Lieferverträge sind die bisherigen Bezugspreise für Erdgas bis zum 31. Dezember 2023 und für Strom bis zum 31. Dezember 2022 gesichert. Dennoch aber wird die vorgesehene Gasumlage bereits in 2022 zu einer Erhöhung der Energiekosten im Klinikum Hochsauerland führen.

Weitere Nachrichten aus Arnsberg und Sundern>>>

Die vier Krankenhausstandorte des Klinikums Hochsauerland in Arnsberg und Meschede verfügen über 927 Betten, verzeichnen ca. 40.000 stationäre und über 100.000 ambulante Behandlungsfälle jährlich und hatten dabei zuletzt einen durchschnittlichen jährlichen Energiebedarf von ca. 8 Millionen Kilowattstunden Strom und 20 Millionen Kilowattstunden Gas. Mit Auslaufen der bestehenden Lieferverträge für Energie sind enorme Preissteigerungen zu erwarten. „Da die Vergütungen für die verschiedenen Krankenhausleistungen staatlich festgelegt sind, können Krankenhäuser gestiegene Preis nicht an die Kostenträger weitergeben“, so das Klinikum, „zum Ausgleich sind staatliche Hilfen unerlässlich“.

So wächst das neue Notfall- und Intensivzentrum in Hüsten>>>

Die vier Krankenhausstandorte des Klinikums sind rund um die Uhr in Betrieb. Es ist davon auszugehen, dass das neue Notfall- und Intensivmedizinzentrum in Hüsten die benötigten Energiemengen weiter erhöhen wird. „Die Möglichkeiten, kurzfristig Energie einzusparen ohne die Versorgung einzuschränken, sind begrenzt“, so Klinikum-Sprecher Richard Bornkessel. Möglich wäre öffentliche Bereich wie Flure und Eingangsbereiche weniger zu beheizen, ebenso wie nicht genutzte Räume. Helfen können auch verstärkte Anleitungen zum energiesparenden Lüften und die Reduzierung der Wassertemperatur.

Das Klinikum hat vorgesorgt - und das nicht erst seit der Energiekrisen-Eskalation seit Beginn des Ukrainekrieges. Vor dem Hintergrund signifikant steigender Energiekosten für Gas und Strom und der eingeschränkten Verfügbarkeit von fossilen Energieträgern und nicht zuletzt im Hinblick auf eine Steigerung der Nachhaltigkeit wurde im Klinikum bereits vor geraumer Zeit ein Maßnahmenpaket zur langfristigen Sicherung der Energieversorgung durch Einsatz erneuerbarer Energie, wie „grünem“ Wasserstoff sowie Sonnen- und Windenergie, auf den Weg gebracht.

So ist die Lage im gesamten HSK>>>

Maßnahmenpaket

Dieses Maßnahmenpaket umfasst nach Angaben des Klinikums neben der konsequenten Umsetzung von Energiesparmaßnahmen unter anderem den Ersatz von drei bisher zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzten Blockheizkraftwerken durch modernste, hocheffiziente, energiesparende und wasserstofffähige Anlagen. Zwei dieser Anlagen am Standort Karolinen-Hospital gehen noch in 2022 in Betrieb, eine weitere Anlage am Standort St. Walburga-Krankenhaus Meschede in 2023. „Die beiden Anlagen können sowohl mit Gas als auch mit Wasserstoff betrieben werden und bieten die Möglichkeit, den Energieträger Gas mittelfristig durch ‘grünen Wasserstoff’ zu ersetzen“, so Richard Bornkessel. Geplant ist auch die Eigenerzeugung von Strom durch Photovoltaik. Die Installation von Photovoltaikanlagen an Standorten des Klinikums sowie gegebenenfalls weiteren angepachteten Flächen ist beabsichtigt. Ein Konzept hierzu wird derzeit erarbeitet. Auch die Beteiligung des Klinikums an einem Windpark ist in Vorbereitung. Intensiviert werden zudem Kooperationen und Vernetzungen im Bereich Beschaffung mit regionalen Energie-Versorgern.

Am Klinikum sollen Flächen für Photovoltaik genutzt werden.
Am Klinikum sollen Flächen für Photovoltaik genutzt werden. © dpa | Marijan Murat