Hüsten. Gutes Bau-Management: Klinikum Hochsauerland hofft trotz Krise auf pünktliche Inbetriebnahme des Notfall- und Intensivmedizin-Zentrums.

Ein schöner Platz. Zweifelsfrei. Wer hier steht, ist ganz oben. Und hat tolle Aussichten. Bauleiter Andrej Cerkuc blickt vom kiesbedeckten Dach des Neubaus, des Notfall- und Intensivmedizinzentrums des Klinikums Hochsauerland, am Standort Karolinenhospitals auf Berge rund um Hüsten und schwärmt. Der Bau-Ingenieur kann mit dem Verlauf seines bisher größten betreuten Bauprojekts zufrieden sein. „Alles ist im Plan“, sagt Werner Kemper aus der Geschäftsführung des Klinikums, „die Fertigstellung ist für den 30. Juni 2023 geplant. Und das werden wir halten“.

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Tatsächlich hat das Gebäude längst sein Format und zunehmend auch sein künftiges Aussehen angenommen. Fenster- und Fassadenbau ist in der finalen Phase. „Ende September soll das Gerüst weg sein“, sagt Markus Bieker, Infrastruktur-Chef im Klinikum. Auch der Bauleiter erzählt, dass nun schon bald das Gerüst der Nord- und Westseite nach und nach abgebaut wird. Auch mit der Gestaltung erster Außenanlagen des 6500 Quadratmeter großen Außenbereiches soll bald begonnen werden.

Bauleiter Andrej Cerkuc auf dem Dach des Klinikum-Neubaus.
Bauleiter Andrej Cerkuc auf dem Dach des Klinikum-Neubaus. © Martin Haselhorst

Die Baustelle gleicht aktuell noch einem Labyrinth. Bauleiter Andrej Cerkuc ist im Gebäude tagtäglich viel unterwegs. „An die zehn Kilometer werden es sein“, sagt er. Er führt die Oberaufsicht über mehr als 20 Gewerke mit zum Teil über 100 Handwerkern und Bauarbeitern, die in der Spitze zeitgleich die in der Regel von 6.30 bis 18.30 Uhr die unter Volldampf auf der Baustelle tätig sind.

Längst läuft der Innenausbau. „Und da bauen wir uns von unten nach oben hoch“, erklärt Andrej Cerkuc. Und das heißt hoch bis zur sechsten Etage - ausgehend von der Ebene null. Überall im Gebäude hängen Pläne, wie welcher Raum und welcher Flur auszusehen hat, wo welche Versorgungskabel hinmüssen und auf was zu achten ist. „Wir haben für jeden Raum einen konkreten Nutzungsplan“, erklärt Markus Bieker. Nichts wird dem Zufall überlassen.

Das technische Herzstück des Gebäudes ist im „Keller“. Hier finden sich XXL-Filteranlagen für die OP-Säle, IT-Zentrale sowie Stromversorgungszentrum und Lüftungssteuerung. Überall auf der Baustelle schauen Kabel aus der Wand - wohl tausende Kilometer lang. Allein 140 Kilometer Datenkabel wurden schon verlegt.

Das Notfall- und Intensivmedizinzentrum in Hüsten will allerhöchsten Standard bieten. Da wird an den entscheidenden Stellen nicht gespart. Markus Bieker und Werner Kemper stehen im zweiten Geschoss und zeigen stolz den Bodenbelag aus Terrazzo-Marmor, der auf 1200 Quadratmeter OP-Fläche maximale Keimfreiheit ermöglichen soll. „Der hält ewig“, hofft Markus Bieker. Zehn Operationssäle werden auf dieser Etage des Gebäudes eingerichtet.

Das ist die Notfallgasse im Erdgeschoss des Klinikums-Neubau.
Das ist die Notfallgasse im Erdgeschoss des Klinikums-Neubau. © Martin Haselhorst

Schon zu erkennen ist das Grundprinzip des Hauses an der Notfallgasse. Die zieht sich von der Liegendanfahrt und der Ambulanz neben dem Haupteingang lang durch das Gebäude. Von ihr zweigen Räume zu Behandlungs- und fachbereichsübergreifenden hoch technisierten Diagnostikräumen sowie neun Notaufnahmebetten ab. Von hier kann es dann schnell eine Etage höher in die OP-Räume gehen. Schnelligkeit, interdisziplinäre Kompetenz und Zentralität sind die entscheidenden Parameter der unteren Geschosse. Auf Ebene drei kommt eine Intensivstation mit bis zu 51 Betten. Erst ab Ebene vier beginnen die Patientenzimmer mit 154 Regelbetten (Ebene 4/5) und 55 Wahlleistungsbetten (Ebene 6) , deren Flure einen großen Lichthof umgeben.

So sieht der Durchgang vom Neubau in den Altbau am Karolinenhospital aus.
So sieht der Durchgang vom Neubau in den Altbau am Karolinenhospital aus. © Martin Haselhorst

Das mit mit 92 Millionen Euro Investitionsvolumen eines der größten Klinikprojekte, das derzeit in NRW umgesetzt wird, läuft nach wie vor im Zeit- und Kostenplan. Die reinen Baukosten belaufen sich auf 62,5 Mio. EUR (rund 28,2 Mio vom Land NRW). Wie geht das trotz Preisexplosion und Lieferengpässe. „Es ist eine Situation, die wir permanent gestalten müssen“, sagt Werner Kemper. Frühe Ausschreibungen, ein Vorlauf von über einem Jahr im Einkauf und vorhersehende Materialbeschaffung (Bieker: „Wir haben schon zu Jahresbeginn angekauft“) machte das Klinikum weniger anfällig für Folgen der Weltkrise durch den Ukraine-Krieg.

Das sind die Filteranlagen für die OP-Säle im neuen Notfall- und Intensivzentrum in Hüsten.
Das sind die Filteranlagen für die OP-Säle im neuen Notfall- und Intensivzentrum in Hüsten. © Martin Haselhorst