Neheim. SPD möchte in der Ratssitzung in der kommenden Woche die Prüfung beantragen, ob die Grimmeschule in die Räume des Sauerlandkollegs umziehen kann.
Statt Nägel mit Köpfen gab es auch heute eher Kaugummi mit Beigeschmack. Denn statt einer Entscheidung in Richtung Lösung, bestätigte der Haupt- und Finanzausschuss in Arnsberg fast einstimmig den Antrag der SPD auf die Verlegung in die Ratssitzung.
Dann möchte die SPD einen neuen Antrag ins Feld werfen. Es habe bereits Gespräche mit dem Sauerlandkolleg gegeben, die der Grimmeschule ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellen würden. Die entsprechende Überprüfung wird Gegenstand des Antrags.
Neheim: Redezeit des Gutachters gegen Null
Außerdem erteilte die SPD den Prüfauftrag zur Klärung der Missverhältnisse innerhalb der Schulausschusssitzung. Es habe keine fachliche Ausgewogenheit gegeben, so Tim Breuner, die Redezeit des Gutachters sei gegen Null gegangen. Nicole Jerusalem (CDU) begegnete diesem damit, dass sie nicht gewusst habe, dass der Gutachter kommen würde. Eine Alternativsuche sei auch nicht Thema der Schulausschusssitzung gewesen. Es sei nur um die Entscheidung bezüglich der Verwaltungsvorlage gegangen.
Bürgermeister Ralf Paul Bittner äußerte sich vor der Ausschusssitzung dahingehend, dass ein Neubau der Grimmeschule nicht stemmbar sei, ohne dass andere Projekte eingestampft werden müssten. Das sei ja auch nicht Sinn und Zweck der Sache. Außerdem nehme ein Neubau sehr viel Zeit in Anspruch. Mit einem eventuellen Einzug in das Gebäude des Sauerlandkollegs sei kurzfristig zu planen. Diesem stünde auch Schulleiter Matthias Mörstedt aufgeschlossen gegenüber.
Kein weiterer Kommentar in der Ausschusssitzung
Kommentierungsversuche weiterer Ausschussmitglieder wurden aufgrund der Verlegung in die Ratssitzung direkt „abgeschmettert“. „Ich muss noch einmal das böse Wort `Gesamtschule´ in den Raum werfen. Ich möchte, dass darüber diskutiert wird“, sagt Werner Ruhnert. Darauf eingegangen wird jedoch nicht. „Wir haben ja gesagt, dass wir heute nicht weiter über die Grimmeschule sprechen“, so Verena Verspohl (Grüne).
Diese hatte bereits am Morgen vor dem Haupt- und Finanzausschuss erklärt, dass „ein Neubau innerhalb der Arnsberger Schullandschaft nicht darstellbar ist“. Grund der Ablehnung der Aufhebung des Beschlusses sei allein die Tatsache, dass in der Vorlage noch keine belastbaren Lösungen für die Grimmeschule vorgestellt worden seien. Sobald das geschehen sei, könne gemeinsam der Neubaubeschluss aufgehoben werden. Die Priorisierung der Prüfung einer Zusammenlegung von Grimme- und Agnes-Wenke-Schule sei bereits „wertend“ gewesen.
Fachausschuss lehnt Aufhebung des Neubau-Beschlusses ab
Der Fachausschuss hingegen war zu einem politischen Trauerspiel geworden, weil eine schwarz-grüne Mehrheit letztendlich kommentar- und erläuterungslos die Aufhebung des Neubau-Beschlusses ablehnte, ohne einzuräumen, dass vor dem eigentlich schon beschlossenen Neubau zunächst einmal alle Alternativen geprüft werden müssten.
Diesen Hinweis gab es erst im Nachgang der Sitzung des Schulausschusses von der Ausschussvorsitzenden Nicole Jerusalem (CDU), das bekamen die zur Sitzung gekommenen Eltern und demonstrierenden Schülerinnen und Schüler nicht mehr live mit.
„Schüler zweiter Klasse“ in Neheim?
Ein wichtiger Punkt aber wurde in der Schulausschusssitzung dank der Beiträge des Grimmeschulleiters Matthias Mörstedt und des Schulrates Thomas Müller klar: Die Betroffenen fühlen das Gleichbehandlungsprinzip nicht auf sich angewandt und sehen sich von Politik und Verwaltung als „Schüler zweiter Klasse“ wahrgenommen. Matthias Mörstedt sah das auch in der Sprachregelung widergespiegelt, wenn beim im aktuellen Gutachten zur Schulentwicklungsplanung priorisierten Umzug der Grimmeschule in vermeintlich freie Räume der Agnes-Wenke-Sekundarschule von „Unterbringung“ gesprochen werde.
Apropos Gutachten: Was Basis einer Entscheidung für die Aufhebung eines erst vor zehn Monaten getroffenen Neubau-Beschlusses sein sollte, entpuppt sich offenbar als fehlerhaft. „Wir haben Hinweise verschiedener Schulen, dass die Daten-Grundlage nicht korrekt ist“, sagte Nicole Jerusalem zu Beginn der Schulausschuss-Sitzung. „Die Faktenlage ist desaströs“, kritisierte Matthias Mörstedt.
Grimmeschule seit 2016 vertröstet
Allein das wäre schon Grund genug gewesen, nicht über die Verwaltungsvorlage abstimmen zu lassen. Das aber regte nur Andreas Hövelmann von „Die Partei“ an. „Macht eine Abstimmung da überhaupt Sinn“, fragte er. Alle anderen Parteien schwiegen weitestgehend.
Zu krass war vielleicht das, was sie zuvor hörten: Dass die Grimmeschule sich seit 2016 „immer nur vertröstet“ sieht und „immer wieder neue Prüfungen der Lage für Verzögerungen sorgen“, dass die schon vor den Sommerferien aufgestellten Container zur Lösung des Fachraumproblemes an der Grimmeschule bis heute noch nicht bezogen werden konnten und dass auch der Schuldezernent Thomas Müller von einem „schulpolitischen Skandal“ mit Blick auf den Umgang mit der Grimmeschule sprach.