Neheim. Grimme-Hauptschule Neheim soll nach Mehrheitswillen des Schulausschusses doch neu gebaut werden. Aufhebung des Bau-Beschlusses wird abgelehnt.
Der Schulausschuss der Stadt Arnsberg lehnte am Mittwoch die in einer Verwaltungsvorlage vorgeschlagene Aufhebung des im Dezember 2021 gefassten Ratsbeschlusses zum Neubau der Neheimer Grimmeschule in Hüsten ab. Zuvor hatte es heftige Kritik von Schulleitungen und auch dem Schulrat Thomas Müller gegeben. Letzterer sprach - in einer von der Ausschussvorsitzenden Nicole Jerusalem (CDU) formal eingeräumten Sitzungspause - mit Blick auf den Umgang mit der Grimmeschule von einem „schulpolitischen Skandal“. In Arnsberg werde seit vielen Jahren gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz verstoßen.
Darum stand Grimmeschul-Neubau vor dem Aus>>>
Eine wirkliche politische Diskussion über die Kosten des Neubaus, den Bürgermeister Ralf Bittner aufgrund zu erwartender Preissteigerungen auf 30 Millionen Euro schätzt, fand im Ausschuss nicht statt - vielmehr kamen die Beteiligten zu Wort. Das letzte Wort hat nun der Stadtrat in seiner Sitzung in der kommenden Woche zu fällen.
Öffentlicher Druck schlug den Ausschussmitgliedern vor dem Eingang der ehemaligen Goetheschule als Tagungsort entgegen: Laute Trillerpfeifen, jede Menge Plakate und eine klare Botschaft: „Der Grimmeschule reicht es endlich! Warum auf dem Rücken der Kinder?“
Direkt vor und während der Sitzung des Ausschusses für Schule, Kultur und Sport, die in der alten Realschule in Neheim tagt, versammelten sich viele Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern, aber auch zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer, um ihren Unmut über die aktuell „schwebende Zukunft“ des Schulstandortes der Grimmeschule kundzutun.
„Da hat sich Jahrzehnte lang kein Mensch drum gekümmert“
Während bereits die Schulleiter Matthias Mörstedt (Grimmeschule) und Andreas Schauerte (Agnes-Wenke-Sekundarschule) sich gegen die Zusammenlegung beider Schulstandorte äußerten, sehen sich nun auch die Betroffenen der Grimmeschule gezwungen, „dagegen auf die Straße“ zu gehen. Samia Mohamed ist Elternpflegschaftsvorsitzende und Initiatorin der Demonstration. Ihr Sohn besucht die 9. Klasse der Grimmeschule. Sie ist sauer und bezieht klar Stellung.
„Man hätte auch einfach unser Gebäude nach und nach reparieren können. Da hat sich Jahrzehnte lang kein Mensch drum gekümmert“, sagt sie. Eine weitere Mutter, Stephanie Steinwender, zeigt sich besorgt. „Unser Schulleiter Mörstedt setzt sich seit Jahren für unsere Schule ein - und wer weiß, ob unsere Hauptschule nicht auch letztendlich aufgelöst wird und die Schülerinnen und Schüler dann zur AWS wechseln müssen?“
Grimmeschule: Schülerinnen und Schüler zweiter Klasse?
Die Gefühlslage aller : Die Grimmeschule wird hinten angestellt. „Erst kommen Gymnasien, dann Sekundarschulen und irgendwann, ganz weit hinten, die Grimmeschule“, sagt Samia Mohamed, „sind das Schüler zweiter Klasse, nur weil es Hauptschüler sind?“
Auch die Klassenlehrerin Frau Tepel äußert sich: „Das kann nicht funktionieren, das ist nur eine schnell gesponnene Idee“. Insgesamt besteht die Angst, die Grimmeschule könne sich nach und nach auflösen. „Wir brauchen die Hauptschule - unsere Kinder sind die Zukunft!“, sagt die Elternpflegschaftsvorsitzende abschließend.
Der Schulausschuss stimmte am Ende aber gegen die Verwaltungsvorlage und empfahl somit, am Neubau der Grimmeschule festzuhalten. In diesem Falle würden sich Diskussionen über einen möglichen räumlichen Zusammenzug von Grimme- und Agnes-Wenke-Schule erübrigen. Diesen hatte ein Gutachten zur Schulentwicklungsplanung priorisiert. Schon zu Beginn der Sitzung hatten aber Fachbereichsleiter Peter Kleine und auch Ausschuss-Vorsitzende Nicole Jerusalem darauf hingewiesen, dass es Kritik von vielen Schulen an der Datenbasis des Gutachtens gegeben habe. Es sei daher geplant gewesen, sofort noch einmal die Lage an den Schulen im Detail zu untersuchen.
Heftige Kritik wurde im Ausschuss vom Grimme-Schulleiter Matthias Mörstedt geübt. Er fragte: „Wann wurde der Gleichbehandlungsgrundsatz denn gegenüber unseren Schülerinnen und Schülern eingehalten?“. Er verwies auf eine lange Geschichte von gestoppten Entwicklungsplänen der Schule und betonte, dass „jede weitere Verzögerung ein Skandal ist“. Abschließend fragte er: „Haben wir Schüler zweiter Klasse“.
Ausschuss-Vorsitzende Nicole Jerusalem (CDU) erklärt die Ablehnung der Verwaltungsvorlage durch Grüne und CDU. „Wir wollen am Beschluss festhalten, bis wir eine machbare und abgestimmte alternative Lösung anstelle eines Neubaus der Grimmeschule vorgestellt bekommen“, sagte sie nach der Sitzung. Sie drängte daher darauf, dass noch vor den Herbstferien der Autor des Schulentwicklungsplan-Gutachtens die betreffenden Schulen aufsuchen müsse und sich die Lage vor Ort im Detail anschauen müsse. Nur, wenn sich da andere Lösungen entwickeln ließen, sei auf den Neubau der Grimmeschule doch zu verzichten.