Arnsberg. Arnsberger Verwaltung schlägt Rücknahme des Beschlusses für Ersatzbau der Grimmeschule Neheim vor. Politik will Konsens bei den Alternativen.
Eine neue Schule ist wohl Geschichte, ehe beim lange geplanten und politisch beschlossenen Neubau der erste Stein auf den anderen gesetzt wurde. Die Verwaltung schlägt der Politik vor, „auf Grundlage der Ergebnisse der Schulentwicklungsplanung und ihrer Konsequenzen“ den erst im Dezember 2021 getroffenen Beschluss für einen vor den aktuellen Baupreisexplosionen auf 24 Millionen Investitionskosten berechneten Ersatzneubau für die Grimme-Hauptschule Neheim mitsamt integrierter Einfeldsporthalle wieder aufzuheben. Das letzte Wort hat die Arnsberger Kommunalpolitik.
Das wurde im Dezember 2021 zur Grimmeschule Neheim beschlossen>>>
Die Schulexperten der Ratsparteien stehen zu diesem Thema bereits in einem informellen Austausch. Andreas Posta von der SPD sieht für den Verzicht auf den Neubau bereits einen „politischen Konsens“. Schwieriger könnte dieser aber werden, wenn es darum geht, welche Alternativen der Grimmeschule geboten werden. Einig sind sich nämlich eigentlich alle, dass die jetzigen Raum-Zustände an der Grimmeschule - hier wurde gerade erst mit Unterrichtsräumen in Containern ausgeholfen - nicht zukunftsfähig sind.
Schulentwicklungsplanung für Stadt Arnsberg
Im Juni 2022 legte das Bonner Büro biregio die Schulentwicklungsplanung für die Stadt Arnsberg für die komplette Schullandschaft (mit Ausnahme Berufskollegs) bis in das Schuljahr 2027/28.
Das Gutachten besagt, dass jetzt und perspektivisch einige Grundschulen zu wenig Räume und Flächen hätten. Genannt werden Graf-Gottfried-Schule, Rote Schule (St. Michael) Neheim, Grundschule Mühlenberg und Röhrschule Hüsten.
Raumnot bestehe auch an der Realschule Hüsten, die auf eine Sechszügigkeit zusteuere.
Die Grimmeschule wird sich nach der Prognose bis 2027/28 in einer Größenordnung unterhalb der Zweizügigkeit (1,6 bis 1,8) mit unter 200 Lernenden. „Auch ein allmähliches Auslaufen der Schule aufgrund weiter sinkender Schülerzahlen ist nicht auszuschließen“, heißt es.
In der Vorlage ist neben einer Verortung der Grimmeschule in der Sekundarschule auch die Nutzung der ehemaligen Realschule Goethestraße genannt.
In der Begründung der Verwaltungsvorlage, die am 14. September im Schulausschuss, einen Tag später im Haupt- und Finanzausschuss und am 22. September im Rat der Stadt Arnsberg diskutiert wird, wird immer auf die im Juni 2022 vorgelegte Schulentwicklungsplanung der Stadt verwiesen, die von einem Rückgang der Schülerzahlen für die Hauptschule und die Grimmeschule ausgehen. Verwiesen wird auf dringenden Investitionsbedarf an anderen Schulen und bestehendem Raumüberhang in anderen weiterführenden Schulstandort. Vor allem aber geht es ums Geld: „Vor diesem Hintergrund ist ein Ersatzneubau mit erheblichen Kosten bei gleichzeitigem Raumüberhang in anderen Schulen nicht zu rechtfertigen“, heißt es in der Vorlage. Es gelte nach Alternativen in Bestandsräumen zu suchen, wobei die vorliegende Raumuntersuchung zur Schulentwicklungsplanung da bereits Ansatzpunkte böte.
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Die alte Finanzrechnung geht nicht mehr auf: Preise steigen, Förderungen entfallen und Erlöse aus Gebäudeverkäufen müssten neu bewertet werden. Schon im Dezember 2021 waren Stadtverwaltung und Politik von 9,8 Millionen Euro kreditfinanziertem Eigenanteil ausgegangen. Damit käme man sicher nicht mehr aus, zumal auch „die eingeplante Sportförderung in Höhe von 1,5 Millionen Euro nicht mehr zu erzielen sein wird“, weil das Förderprogramm des Bundes eingestellt worden ist. Auf allen Ebenen wird in Zeiten von Ukraine-Krieg, den Folgekosten und der Gaskrise das Geld knapp. Die Rathaussanierung in Arnsberg droht angesichts allgemeiner Lage kostenmäßig aus dem Ruder zu laufen und die bevorstehenden Energiekostenrisiken sind kaum kalkulierbar - verlässt Verwaltung und wohl auch die Politik der Investitionsmut. Nicole Jerusalem, Schulexpertin der CDU, bedauert da, dass bereitstehende Mittel für Schulen nicht schon früher verbaut wurden. „Gerade jetzt darf doch nicht an Bildung gespart werden“, sagt sie. Das heiße aber nicht, dass es zum Ersatzbau keine Alternativen gebe. Und die sollen der Grimmeschule geboten werden.
„Da brauchen wir ganz schnell Lösungen“, sagt Verena Verspohl von Bündnis 90/Grüne und verweist darauf, dass ihre Partei schon beim damaligen Beschluss vom Neubau abgeraten habe. Fakt aber ist auch, dass Bündnis 90/Grüne und CDU damals gemeinsam einen Neubau-Standort Berliner Platz favorisiert hatten und erst in einer denkwürdigen Ratsabstimmung mit dieser Idee scheiterten. Als Standort wurde ein Areal neben der Realschule Hüsten mit knapper Ratsmehrheit ausgeguckt. Beides ist nun kein Thema mehr: Verspohl hält es nun für wichtig, dass alternative Lösungen für die Grimmeschule im politischen Konsens gefunden werde.
Diese sieht sie für die Grimmeschule in erster Linie in Neheim, weil die Schule ja auch jetzt in diesem Sozialraum funktioniere. Die in der Verwaltungsvorlage nach „grober Analyse“ vorgenommene Priorisierung einer Verortung der Grimmeschule im Komplex der Agnes-Wenke-Sekundarschule hält Verena Verspohl allerdings für nicht geeignet. „Zwei Schulformen in einem Gebäude sind immer schwierig“, sagt sie. Ohnehin regt sich auch in der Neheimer Sekundarschule schon Unbehagen, weil sie ihren Raumbedarf im vorliegenden Gutachten zur Schulentwicklungsplanung gar nicht abgebildet sieht.
Für die Grimmeschule jedenfalls dürfte die anstehende Entscheidung eine Enttäuschung sein. Der jetzige Standort an der Schw.-Aicharda-Str. weise Mängel auf und sei für das künftige Schulkonzept (Clusterschule mit Lernlandschaft) ungeeignet. „Für die Schule ist das ein harter Schlag ins Gesicht“, weiß der Neheimer Dr. Marcel Kaiser, Stadtverbandsvorsitzender der CDU, „wichtig ist, dass wir jetzt wieder alle Beteiligten zusammenholen und mit ihnen sprechen“.