Neheim. Weil keine Lösung des Problems in Sicht ist, droht 30 Erstklässlern die Absage für einen Betreuungsplatz. Die Eltern hängen völlig in der Luft.

Die Schulpflegschaftsvorsitzende der St. Michael Grundschule in Neheim, Melanie Kerstin, schlägt Alarm:

Löst die Stadt Arnsberg in den nächsten Wochen nicht das seit längerer Zeit bekannte akute Raumproblem für Betreuungsplätze an dieser Schule, droht 30 für die Betreuung im neuen Schuljahr angemeldeten Kindern eine Absage. Zudem hängen auch deren Eltern völlig in der Luft, weil die Betreuung ihrer Kinder damit eineinhalb Monate vor der Einschulung noch völlig ungeklärt ist.

„Die Eltern mussten ohne Zusage für einen Betreuungsplatz nach Hause gehen“

Für die engagierte Schulpflegschaftsvorsitzende ein Unding. Schließlich, so Melanie Kerstin bestehe das Raumproblem für Betreuungsplätze an der Michael-Schule nicht erst seit gestern. Und verschärft werde diese missliche Situation nun durch die vielen Neuanmeldungen. „Doch die hat die Schulleitung bereits im vergangenen Oktober an die Stadt gemeldet. Mit der dringlichen Bitte, eine Lösung zu finden.“

Aber darauf warte man noch immer. So hätten Schulleitung und Schulpflegschaft vergeblich darauf gehofft, den Eltern der neuen Erstklässler in einer vor wenigen Tagen anberaumten Versammlung Entwarnung geben zu können. „Was leider unmöglich war. Und so mussten die Eltern ohne Zusage für einen Betreuungsplatz nach Hause gehen.“

Die Absage würde praktisch einen kompletten Jahrgang Erstklässler treffen

Das hölzerne Provisorium auf der Schulhof wurde bereits vor 16 Jahren errichtet. Als Nutzungsdauer waren 10 Jahre vorgesehen, doch der Bau ist noch immer in Betrieb - weil angesichts der Nachfrage nach Betreuungsplätzen unverzichtbar.
Das hölzerne Provisorium auf der Schulhof wurde bereits vor 16 Jahren errichtet. Als Nutzungsdauer waren 10 Jahre vorgesehen, doch der Bau ist noch immer in Betrieb - weil angesichts der Nachfrage nach Betreuungsplätzen unverzichtbar. © WP | Thomas Nitsche

Daher könne man schon sagen, so Kerstin weiter, dass die Stadt die Schule habe im Regen stehen lassen. „Denn nun droht Eltern und Kindern als Konsequenz im schlimmsten Fall eine Absage in Sachen Betreuungsplätzen. Was praktisch einen kompletten Jahrgang Erstklässler treffen würde.“

Ohnehin, erklärt die Schulpflegschaftsvorsitzende, sei die Raumsituation für die Betreuung an der Michael-Schule nicht gut. Die Betreuung sei vielmehr über drei Gebäude im Schulbereich verteilt. Darunter ein Gebäude, dass vor 16 Jahren als ein auf zehn Jahre befristetes Provisorium auf dem Schulhof errichtet worden war und immer noch genutzt werden müsse.

„Zudem schränkt dieses Provisorium den Schulhof und damit die Bewegungsmöglichkeiten der Kinder stark ein,“ so Melanie Kerstin weiter. „Daher wäre auch ein zusätzlicher Container als weiteres Provisorium keine Lösung, denn dann wäre noch mehr Schulhofraum verloren.“

Schulpflegschaftsvorsitzende: „Es muss jetzt schnell etwas geschehen“

Seit 2006 Offene Ganztagsbetreuung im Angebot

Seit August 2006 ist die Offene Ganztagsbetreuung fester Bestandteil der Grundschule St. Michael.

Unter der Leitung von Astrid Ahlers bietet ein mehrköpfiges Team berufstätigen Eltern von 11.30 bis 16 Uhr eine begrenzte Zahl an Betreuungsplätzen für Kinder an.

In der Mittagszeit treffen sich die Kinder (nach Anmeldung) zu einem warmen Mittagessen.

Von 15 bis 16 Uhr nehmen die Kinder an einer Arbeitsgemeinschaft teil mit wechselnden Angeboten teil.

Eine Teilnahme an der Betreuung ist nur nach Anmeldung vor Schuljahresbeginn und nach Erhalt der Bestätigung möglich.

Bislang habe man die Raumprobleme für die Betreuung – insgesamt gibt es derzeit 85 Plätze an der Michael-Schule – durch enorme Anstrengungen von Schulleitung, Betreuungspersonal und auch durch die Unterstützung von Eltern noch auffangen können. „Aber das ist bei 30 Kindern mehr im kommenden Schuljahr absolut nicht mehr leistbar.“

Zwar habe die Stadt als einen Ausweg aus der Misere zwei Räume – im Dachgeschoss und im Keller – in der gegenüberliegenden Grimmeschule angeboten, „aber das ist keine adäquate Lösung, denn diese wären immer erst ab 12.30 Uhr verfügbar. Wir aber benötigen Raum ab 11.30 Uhr“.

Hinzu komme: In diesem Fall wäre die Betreuung dann über fünf Standorte verteilt, was eine Aufstockung des Betreuungspersonals erfordern würde. „Und das ist nicht machbar.“

Wenn das Raumproblem aber nicht gelöst werde, würden über 30 Kinder keine Möglichkeit der Betreuung erhalten, was insbesondere für berufstätige Eltern ein Riesenproblem darstelle, verweist Melanie Kerstin auf die Dringlichkeit. „Deshalb muss jetzt schnell etwas geschehen.“

Stadt: Anmietung eines Nachbargebäudes hat sich überraschend zerschlagen

Doch eine schnelle Lösung wird es wohl nicht geben, obwohl „die neue Fachdienstleitung Schule mit Dienstantritt im November 2021 sich mit dem Thema der fehlenden OGS-Betreuungsplätze an der Michael-Grundschule direkt befasst hat“, erklärt Verwaltungssprecherin Ramona Eifert auf Anfrage unserer Zeitung. „Aber durch die räumlich beengte Situation ist die Betreuung innerhalb des Schulgebäudes nur schwer umsetzbar.“

So habe der zuständige Fachdienst im letzten halben Jahr sämtliche verfügbaren Gebäude in der Umgebung überprüft, ob diese sich für die OGS-Betreuung eignen würden.

„Tatsächlich hat sich dann im Rahmen der Suche ein Gebäude eines privaten Eigentümers angeboten, die Verhandlungen waren vertragsreif und standen kurz vor Abschluss - als sich der Eigentümer dann im Mai 2022 ohne für uns ersichtlichen Grund ganz kurzfristig doch noch gegen die Vermietung entschieden hat.“ Auch für die Bemühungen der Verwaltung ein Schlag ins Kontor.

Verwaltung arbeitet an Lösung und zeigt Verständnis für den Unmut

Seitdem, unterstreicht Ramona Eifert, arbeite der Fachdienst weiter mit Hochdruck an der Beseitigung des Raumproblems und stehe dazu im engen Austausch mit Schulleitung und -träger. „Wir haben aber großes Verständnis für den Unmut betroffener Eltern und hoffen, dass wir spätestens im Laufe des kommenden Schuljahres eine tragfähige Lösung anbieten können.“