Neheim. Rosemarie Goldner zum wichtigsten Element des gemeinsamen Lebens in Arnsberg: Ehrenamt braucht eine Berücksichtigung im Rentensystem.

Sie ist „die Mutter des Ehrenamts“, ein wohl einzigartiges Beispiel sozialen Engagements und eine Frau, deren Meinung im gesamten Stadtgebiet zählt: Rosemarie Goldner. 20 Jahre lang vertrat sie den damaligen Bürgermeister der Stadt Arnsberg – und das ehrenamtlich mit unbezahlbar wertvollem Herzblut. Dieser Zeitung erzählt „Rosi“ Goldner, warum sie heute alles anders machen würde:

Um 1969 herum zieht es die junge Rosemarie Goldner gemeinsam mit ihrem Ehemann und bereits zwei von drei Kindern ins sauerländische Arnsberg. Ihren Job als Sozialpädagogin, den sie dreieinhalb Jahre ausübte, kündigt sie bereits, bevor sie Mutter wird und sich für das Familienleben entscheidet. „In der Zeit war das einfach so: Man hörte auf zu arbeiten, wenn es eben finanziell ging“, sagt sie.

17 Jahre Kfd in Arnsberg

Doch lange hält sie es nicht aus. Kurzerhand beginnt sie, auf Honorarbasis drei Stunden in der Woche in der Familienbildungsstätte zu arbeiten. Das sei eben noch gesellschaftlich vertretbar. „Ich war schon immer engagiert – Klassensprecherin, später Schulsprecherin und so“, sagt Rosi Goldner, „da merkte ich schon, dass ich so eine Neigung hatte“.

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Kurze Zeit später wird sie Teil der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland (Kfd) und arbeitet auf Dekanatsebene mit. „Ich hatte keine Ahnung – wusste nur, dass es mich reizen könnte, weil ich für Frauen viel erreichen konnte“, sagt sie. Sie erhält viele Schulungen in der Kfd – zum Beispiel Rhetorikkurse – und gewinnt zunehmend an Selbstsicherheit.

Rosi Goldner kündigt Job und belässt Ehrenamt

Ein Grundpfeiler dafür, dass sie sich 1989 traut, einen Fuß in die kommunale Politik zu setzen. Nach drei Jahren wird ihr alles zu viel. Sie muss sich entscheiden: Kfd, Honorartätigkeit oder Politik. Sie entscheidet sich für die Kfd und die Politik – und damit gegen ihren Job. „Eigentlich ja bescheuert, dass ich meinen Job fürs Ehrenamt aufgegeben habe. Aber damals habe ich nicht darüber nachgedacht“, so die heute 78-Jährige.

Tag des Ehrenamts auf dem Neheimer Markt

Arnsberg hält zusammen – vor allem dank der Arbeit vieler ehrenamtlicher Initiativen, Vereine und Verbände. Ihnen zu Ehren feiert die Stadt am Freitag, 2. September, den Arnsberger „Tag des Ehrenamtes“ auf dem Neheimer Marktplatz.

Los geht es um 14 Uhr mit einem bunten Bühnenprogramm, vielen Aktionsständen und kulinarischer Verpflegung.

Ob kulturelle, gesundheitliche oder soziale Bereiche des freiwilligen Engagements – verschiedene Vereine und Verbände stellen an Aktions- und Infoständen ihre Arbeit vor: Unter anderem zeigt die Neheimer Feuerwehr ihre Drehleiter und bringt eine Spritzwand mit.

Um 14.30 Uhr eröffnet Bürgermeister Ralf Paul Bittner den Tag des Ehrenamts. Ende: 18 Uhr.

Zehn Jahre später übernimmt sie die Position der stellvertretenden Bürgermeisterin. Ehrenamtlich. „Natürlich habe ich eine Aufwandsentschädigung erhalten“, so Goldner, „doch das Geld war auch immer ratzfatz weg.“

Dank Mütterrente mehr Geld

Sie spricht ihre Rente an, erzählt, dass sie gerade einmal knapp über 300 Euro erhält. Und das, obwohl sie 20 Jahre lang eine strammere „Arbeitswoche“ hatte als manch anderer. Insgesamt 45 Jahre setzt sich Rosemarie Goldner für die Stadt Arnsberg ein, ehrenamtlich, ohne versicherungspflichtiges Einkommen – und am Ende winkt ihr eine Rente, die nur „so hoch“ ist, weil es inzwischen auch die Mütterrente gibt. „Ich bin nur ein kleines Beispiel – das betrifft neben mir viele, viele Frauen“, sagt sie, „vor allem in meinem Alter.“

Dennoch ist und bleibt sie eine Verfechterin der Dreiteilung: Familienarbeit, Erwerbstätigkeit und, soweit möglich und ausschließlich in einem echten Interessensgebiet, Ehrenamt. Auf der einen Seite gebe sie der Gesellschaft dadurch etwas – aber auch ihr persönlich ganz viel.

Arnsberg: Würdigung des Ehrenamts intensivieren

Es ist ihr jedoch ein großes Anliegen, dass das Ehrenamt endlich eine Berücksichtigung im Rentensystem findet. „Auf kommunaler Ebene ist es schwierig anzupacken – zumindest, was die Stützung des Ehrenamts angeht. Eine Niederschlagung im Rentenbezug lässt sich auf dieser Ebene nicht durchführen“, sagt Rosemarie Goldner, „auf kommunaler Ebene haben wir ja ein paar Instrumente. Die Ehrenamtskarte und Vergünstigungen im öffentlichen Bereich. Die Bürgermedaille. Das könnte man sicherlich noch intensivieren.“