Arnsberg. Freizeitbad in Hüsten würde im Fall einer drohenden Gasmangellage von der Förderung der Tiefengeothermie profitieren.
Die Lichter in Arnsberg gehen angesichts der Gaskrise noch nicht aus. Ab Donnerstag wird die Stadt aber die Beleuchtung öffentlicher Gebäude wie des Sauerländer Doms in Neheim, des Glockenturms oder der Schlossruine einstellen und damit auch den Vorgaben einer Bundesverordnung folgen. Am Betrieb der Sportstätten und Bäder will die Stadtverwaltung vorerst aber nicht rütteln. Aber selbst wenn die Gasmangellage bundesweit erklärt werden würde, hätte das Freizeitbad Nass mit seiner Geothermie noch ein echtes As im Ärmel.
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„Wir haben einen Notfallplan“, erklärt Bernd Löhr. Er ist Geschäftsführer des Bades und zugleich Kopf eines dauerhaft eingerichteten städtischen Teams für Krisenlagen. Mehr als 25 Prozent des Energie- und Wärmebedarfes des Freizeitbades werden aus der Tiefengeothermie am Nass gedeckt. Erstmals, so scheint es, ist das bisher wirtschaftlich nicht ansatzweise amortisierte Bohrloch eines verunglückten Leuchtturmprojekts ein echter Vorteil für die Stadt. „Mit der Tiefengeothermie wären das Schwimmerbecken und das Rehabecken ausreichend zu heizen“, erklärt Löhr. So sei selbst ohne Gas ein eingeschränkter Betrieb (ohne Sauna und Spaßbecken) im schlimmsten Fall möglich. Schul-, Vereins- und Gesundheitssport könnten so auch möglich bleiben. „In einer Gasmangellage müssten alle anderen Bäder der Stadt aber schließen“, weiß Löhr. Das beträfe dann auch die beiden Lehrschwimmbecken Voßwinkel und Sauerstraße. Noch aber ist es nicht so weit: Die Arbeitsgruppe, die sich mit den Energiesparmaßnahmen beschäftigt hat, hofft darauf, dass die Gasspeicher voll genug seien, dass Gas grundsätzlich verfügbar bliebe. „Ich hoffe, dass wir durch den Winter kommen“, so Bürgermeister Ralf Bittner. Am Ende sei aber auch - bei möglicherweise weiter steigenden Gas-Preisen - eine wirtschaftliche Abwägung zu treffen. Vorerst seien Bädereinschränkungen aber kein Thema.
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Schon jetzt sollen kleine Schritte helfen, Energie- und Gas zu sparen. Das Nass hatte schon im März damit begonnen, die Vorlaufzeiten und Heizwerte der Saunaöfen geringfügig anzupassen und so bereits 20.000 Kilowattstunden eingespart.
Jetzt folgen stadtweit weitere Maßnahmen, die kürzlich weitgehend in unserer Zeitung bereits vorgestellt und auch dem Stadtrat mit Bitte um einen Prüfauftrag vorgelegt worden. Neben technischen Maßnahmen mit kurzfristiger und langfristiger Wirkung sind das diverse „kleine Schritte“. So soll Wasser zum Händewaschen in öffentlichen Gebäuden nicht mehr durch elektrische Boiler aufgeheizt werden. In Kulturstätten wird die Temperaturschon jetzt so gesenkt, dass sie zu Veranstaltungsbeginn bei 20 Grad liegt. Auch Brunnen werden ab sofort abgestellt und nicht mehr beleuchtet. „Auch viele kleine Effekte haben eine große Wirkung“, so Bürgermeister Ralf Bittner.
Große Sorgen im Falle des Extrem-Szenarios
Die Arnsberger Stadtverwaltung prüft aktuell die Möglichkeit, in einem Extrem-Szenario sogenannte „Wärmeinseln“ im Stadtgebiet einzurichten. Diese könnten zum Beispiel in den Büchereien sein, wo auf jeden Fall geheizte öffentliche Räume vorzufinden seien.
Krisenmanager Bernd Löhr von der Stadtverwaltung macht sich angesichts der Gaskrise große Sorgen. „Ich kriege geradezu Gänsehaut, wenn ich daran denke, welche Konsequenzen eine ausgerufene Gasmangellage und die Kostenexplosion für viele Menschen hätte.
Bürgermeister Bittner kündigt an zu prüfen, inwiefern die Stadt Bürger entlasten könnte. Konkret wird er nicht. Denkbare Schrauben wäre aber Kita-Beiträge oder die Grundsteuer.
Sportstätten und Bäder arbeiten vorerst ohne Einschränkungen. Bei den Schulen und Kindergärten will die Stadt ohnehin zunächst abwarten, welche Landesvorgaben es geben wird. Ohnehin wünscht sich die Stadt da mehr Regelung von oben. „Wir wünschen uns einheitliche Regelungen, damit es nicht zu einem Wettbewerb der Städte kommt“, sagt Ralf Bittner. Trotz Bundesverordnung fehle immer noch ein verbindlicher Maßnahmenkatalog. Auch deshalb hat die Stadtverwaltung ihr Krisenfall-Paket geschnürt, das in dieser Woche der Politik vorgelegt wurde.