Arnsberg. Die Argumentationen der Deutschen Bahn zum Eindampfen von Ticket-Provisionen kann Experte Guido Schulte nicht nachvollziehen. Die Hintergründe.
Absolut nicht einverstanden zeigt sich Guido Schulte, Inhaber der Bahnagentur „GlobRailer“ im Arnsberger Bahnhof, mit der Argumentation der Deutschen Bahn, die Provisionen für die Bahnagenturen einzudampfen (wir berichten). Die angeführten Gründe, so Schulte, seien „gebetsmühlenartiger Unsinn. Schon seit Jahrzehnten versucht die Bahn, ihre Kunden dahingehend systematisch umzuerziehen: „Kauft bloß nicht eure Fahrkarten bei Menschen.“
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Denn wenn die DB von einem veränderten Markt spreche, dann sei dieser zu einem nicht unerheblichen Teil von der Deutschen Bahn selbst durch Wettbewerbsverzerrungen bei Angeboten, Preisen und immer weiter sinkenden Provisionen in Agenturen, die sich durch Serviceentgelte selbst das Wasser abgraben müssten, erzwungen worden: „Jeder, der wie ich viele Jahre im Vertrieb gearbeitet hat, weiß, dass etwa ein Drittel aller im Internet gekauften Fahrscheine nicht nur falsch, sondern viel zu teurer sind.“ Doch diesen Sachverhalt würde, sagt Guido Schulte, „die DB natürlich niemals zugeben, denn darauf beruht ja ihr Geschäftsmodell.“
Ein Beispiel
Und Schulte, der seine Agentur nunmehr seit 20 Jahren betreibt und ein exzellenter Kenner der Materie ist, nennt ein mit entsprechenden Ausdrucken belegtes Beispiel: Ein Erwachsener mit zwei Kindern möchte direkt von Düsseldorf nach Aachen reisen. Bei der DB gebe es das erforderliche Ticket zum Preis von 42 Euro. „In einer Bahnagentur, wie ich sie führe, gibt es das Ticket aber für weniger als die Hälfte – für exakt 19,90 Euro für den selben Tag im selben Zug.“ So könne man beim einen Kauf in einer Bahnagentur über 50 Prozent sparen. „Und das sogar auf einer so kurzen Strecke wie von Düsseldorf nach Aachen.“
Wie berichtet, will die Bahn mit Wirkung ab 1. Januar 2023 die Provisionen für die Bahnagenturen drastisch zusammenstreichen beziehungsweise komplett aussetzen. Das wäre auch für die Bahnagentur „GlobRailer“ nicht zu verkraften und würde zu deren Aus führen. Betroffen wären dann neben Guido Schulte zwei weitere Mitarbeiter.