Arnsberg. Stadtwerke-Geschäftsführer Ulrich K. Butterschlot erklärt Systematik wohl unvermeidbarer Preisanpassungen bei Strom- und Gaskunden.

Die Branche macht sich Sorgen - und mit ihr der Arnsberger Stadtwerke-Geschäftsführer Ulrich K. Butterschlot. „Wir fürchten wirklich, dass es zu einer Energiearmut kommt“, sagt er. Und das bewegt den sozial eingestellten Lippetaler schwer, denn er kann auch den Arnsberger Verbrauchern aktuell wenig Mut machen, dass sprunghafte Preissteigerung im Gas- und Strombereich vermieden werden können. Was er nicht weiß, ist, in welchem Maß die Preise angepasst werden müssen. Er ahnt aber, dass es für viele Menschen dadurch zu sozialen Härten kommen könnte.

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Es kommt nicht oft vor, dass sich jemand, der ein Produkt zu einem Preis verkaufen will oder in der aktuellen Zeit muss, Gedanken darüber macht, wie sich das auf den Geldbeutel des Kunden auswirkt. Nun aber lässt sich das nicht ausblenden. Ulrich K. Butterschlot ist darum bemüht, nicht mit Versprechungen und Preissteigerungszahlen um die Ecke zu kommen, die sich später nicht bewahrheiten. „Wir wissen es schlichtweg noch nicht“, betont er und möchte lieber die Systematik der voraussichtlich anstehenden Preisanpassungen erklären. Dazu muss er nur auf die Beschaffungspreise schauen. Im Herbst des vergangenen Jahres musste für eine Kilowattstunde Gas bei der Beschaffung noch 2 bis 4 Cent gezahlt werden, was für den Kunden einen Verbrauchspreis von rund 10 Cent ausmacht. Jetzt liegt der Beschaffungspreis bei zirka 15 Cent. „Und zwischendurch sogar bei 30 Cent“, so Butterschlot. „Die Märkte spielen verrückt“, sagt er, „aber in der Linie ist es permanent steigend. Wir wissen nicht, worauf das hinausläuft“.

Ulrich K. Butterschlot , Geschäftsführer Stadtwerke Arnsberg
Ulrich K. Butterschlot , Geschäftsführer Stadtwerke Arnsberg © Stadtwerke | Stadtwerke

Vieles ist unberechenbar seit der Ukraine-Krieg ausgebrochen ist. Die Nordstream-Gasleitung, die Energie aus Russland bringt, wird im Juli gewartet. Das, so Butterschlot, sei eigentlich turnusmäßig. Nur in diesem Jahr vertraue niemand wirklich darauf, dass nachher wieder Gas durch die Nordstream-Leitung fließen werde. Wenn Ulrich K. Butterschlot in den nächsten Tagen wie schon seit vielen Jahren vor Corona zu einer von ihm organisierten Kinderferienfreizeit aufbricht, wird er Ablenkung finden und doch immer einen Blick auf die Weltlage und den Energiemarkt werfen. Das was aktuell passiert, hat eine zu große Tragweite.

Der Strompreis ist in gewissen Maße am Gas gekoppelt. „Rund 20 Prozent unseres Stroms kommen aus Gaskraftwerken“, erklärt Ulrich K. Butterschlot. Die Nachfrage nach Strom sei hoch und zeitgleich Ende 2021 die ersten drei Atomkraftwerke im Land abgeschaltet und Ende 2022 folgen möglicherweise die nächsten. „Seit Februar geht die Welle nur nach oben“, so der Geschäftsführer. Strom, den die Stadtwerke Arnsberg im vierten Quartal 2021 noch für 8 bis 9 Cent ankauften, würde an den Börsen nun sogar für 27 Cent gehandelt.

Die Beschaffungsstrategie der Stadtwerke Arnsberg sieht Ankäufe in Tranchen vor. Im September aber müssten die Bücher für den errechneten Bedarf des Folgejahres voll sein. „Für 2023 bedarf es bei uns auf jeden Fall noch teurer Beschaffung“, weiß Ulrich K. Butterschlot. Die Höhe der Preisanpassung könne berechnet werden, wenn das Portfolio für 2023 voll beschafft ist. Eine unterjährige Preisanpassung sei aktuell nicht angedacht. Er geht von einer Wirkung ab 1. Januar aus, wobei laufende Verträge für Preismodelle berücksichtigt werden müssten. „Über die Höhe von Preisanpassungen zu reden, wäre Kaffeesatzleserei“, so Butterschlot.

Auswirkungen auf die Wasserpreise?

Der Druck auf die Wasserkosten ist bei den Stadtwerken Arnsberg so hoch nicht. Hintergrund ist, dass die Gewinnung des Trinkwassers über Uferfiltrat wie an den Wasserwerken Möhnebogen und Langel nicht so energieintensiv wie hochgepumptes Tiefenwasser ist.

Energiekosten reduzieren die Stadtwerke, in dem sich aktuell am Wasserwerk großflächige Solaranlagen aufstellen werden „Da können wir Kosten mit abfedern“, so Ulrich K. Butterschlot.

Zu Buche schlagen aber bei der Wasserversorgung Investitionskosten, die sich inzwischen um fast 40 Prozent verteuert hätten.

Eine Wasserpreisanpassung sei vorerst dennoch nicht angedacht.