Sundern. Sunderner Fahrradzubehör-Hersteller SKS reagiert kreativ auf die Anforderungen und Wünsche des Marktes. Die Nachfrage nach den Produkten steigt.

Frühjahrszeit ist Fahrradzeit. Die Branche war ein Coronakrisen-Gewinner. Im Jahr 2020 wurden deutschlandweit fünf Millionen Räder verkauft. Auch in 2021 wurde diese Marke fast erreicht. 50 Prozent der abgesetzten Räder sind E-Bikes. „Der Boom ist gewaltig“, sagt Marcel Spork, Vertriebsleiter beim Sunderner Fahrradzubehörhersteller SKS. Wenn am Pfingstwochenende tausende Menschen in die Pedale treten, radelt das Sunderner Unternehmen vielfach mit - in Sattel- und Radreisetaschen, Flaschenhaltern Werkzeugen, Luftpumpen oder Schutz- und Kettenblechen sowie sonstigem Zubehör.

Jahresumsatz legt zu

Der Jahresumsatz von SKS in Sundern ist im 100. Jubiläumsjahr 2021 weiter gestiegen. Er lag über alle Bereiche (inklusive Automotivzulieferung) bei 87,5 Millionen Euro. Davon entfielen 70 Millionen Euro (80 Prozent) auf die Fahrradprodukte.

In 2020 hatte der Jahresumsatz noch bei 71 Millionen Euro gelegen. Auf den Fahrradbereich waren da 57 Millionen Euro entfallen (80 Prozent).

SKS liefert in über 40 Länder. Größter Markt ist Deutschland mit einem Anteil von 45 Prozent. Starke Märkte sind auch die Benelux-Länder, Skandinavien, Frankreich und Großbritannien. Eine Vertriebsniederlassung gibt es in den USA.

„Smartphone am Fahrrad ist ein großes Thema“, sagt SKS-Sprecherin Sarah Baukmann. Das Sunderner Unternehmen hatte einen Bedarf auf dem Markt früh erspürt, entwickelte Halterungen für diverse Handytypen und etablierte diesen Produktbereich im Fahrradfachhandel. Wer heute durch das Sauerland radelt, findet seine Wege meist weder mit analogen Karten noch mit teuren Navigationssystemen. „Alles, was man braucht ist im Handy“, so Sarah Baukmann, „und das muss dann aber auch gut befestigt sein“. SKS-Lösungen dafür sind auch in den Niederlanden bei der dortigen radelnden Polizei im Einsatz.

Sarah Baukmann von SKS präsentiert die Handyhalter für Fahrräder.
Sarah Baukmann von SKS präsentiert die Handyhalter für Fahrräder. © Martin Haselhorst

Wie gut so ein Handy am Lenker hält, ist eine Frage der Materialqualität und der kleinen Feinheiten der Halterungstechnik, die den Unterschied ausmachen können. „Hier arbeiten wir auch ganz eng mit dem Handel und über soziale Netzwerke mit den Endverbrauchern zusammen“, erklärt Marcel Spork. Nahezu täglich erreichen die selber radfahraffine Entwicklungsabteilung Anregungen, wie ein Zubehörteil zu optimieren sei. „Da erhalten wir viel Feedback von außen. Und uns am liebsten ist, wenn dies dann direkt aus dem Markt kommt“, so Spork.

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Die Verkaufsrekorde bei den Neurädern wirken sich auch auf SKS aus. „Da gibt es dann auch eine riesige Nachfrage von den Herstellern“, berichtet Marcel Spork. Das betrifft insbesondere die Schutzbleche, die allerdings fast vollständig aus Kunststoff sind. 90 Prozent von denen werden an Hersteller geliefert. Andere Zubehörteile gehen stärker über den Fachhandel als „Nachrüstung“ an die Radfahrenden.

Rekordumsatz im Jubiläumsjahr>>>

In die Schutzblechfertigung hat SKS gerade erst auch groß investiert, weil der Bedarf von 50.000 Stück pro Jahr auf 90.000 gestiegen ist. Eine zusätzliche Fertigungsstraße wurde aufgebaut, zudem 60 Mitarbeitende eingestellt. Erst vor wenigen Wochen wurde die Zusatzproduktion in Betrieb genommen. Es ist nicht die einzige Investition: Die Verwaltung der Blomus-Sparte wechselt ins ehemalige Gastwelten-Gebäude. Zudem läuft der Neubau einer Lagerhalle für 5000 Palettenstellplätze. „Wir müssen in Vorleistung gehen und uns mit Material eindecken“, so Spork. Auch SKS bemerke allmählich Störungen der Lieferketten. Während der Coronazeit blieb das Unternehmen allerdings lieferfähig.

SKS produziert fast ausschließlich in Sundern. Kunststoff-Spritzguss ist die Kernkompetenz des Unternehmens - Metallteile werden zugekauft. Auch deshalb gibt sich SKS nicht der Versuchung hin, den guten Markennamen für eigene Fahrradproduktionen zu nutzen. „Fahrradherstellung ist eine komplett andere Welt“, weiß Marcel Spork. Die SKS-Schuster bleiben bei ihren Leisten.

Ein alter Präsentationskoffer von SKS-Verkäufern mit diversen Luftpumpenmodellen.
Ein alter Präsentationskoffer von SKS-Verkäufern mit diversen Luftpumpenmodellen. © Martin Haselhorst

Und so ist und bleibt ein Traditionsprodukt des sauerländischen Unternehmens der Verkaufsschlager - die Luftpumpe. In der Ausstellungshalle am SKS-Verwaltungssitz in Sundern finden sich noch die Klassiker. Das erste Modell der Rennrad-Standpumpe, dem Renn-Kompressor, ebenso wie ein alter Verkaufs- und Präsentationskoffer aus den Anfangstagen mit Modelltypen diverser Fahrradpumpen. Direkt daneben die neueste Pumpengeneration mit komfortablen Handgriffen und digitaler Bar-Anzeige. Wer einmal sein Fahrrad aufgepumpt hat, weiß, dass der Radfahrspaß genau dort beginnt oder besser schnell aufhören kann.

Qualität als Türöffner

„Wir wollen eine Pumpe fürs Leben verkaufen“, sagt Sarah Baukmann. Dazu gehört auch, dass unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit für die teuren Standpumpen über viele Jahre hinweg noch Ersatzteile angeboten werden, falls die Pumpe oder ein Teil doch einmal beschädigt sein sollte. Eine Pumpe fürs Leben? Schadet das nicht dem Absatz?

„Irgendwie schon“, weiß Marcel Spork und denkt dann weiter, „über die langlebigen Pumpen lässt sich das Image von hoher Qualität auch auf unsere anderen Produkte übertragen“. Der „Klassiker“ wird somit für SKS auch zum Türöffner, damit Fachhändler das gesamte Programm der Nachrüstung in ihr Angebot aufnehmen. Der Fachhandel bleibt neben dem Herstellergeschäft der Vertriebsmarkt Nummer eins. „Es gibt keine aktuellen Überlegungen, dass wir einen eigenen Onlineverkauf vornehmen“, so Marcel Spork. Das sei eine strategische Entscheidung von SKS.

Der erste Renn-Kompressor von SKS.
Der erste Renn-Kompressor von SKS. © Martin Haselhorst

Wie ein guter Tourenradler muss auch das Unternehmen den eingeschlagenen Kurs immer wieder auf den Prüfstand stellen. Die Nachhaltigkeitsthemen spielen dabei eine große Rolle - weil es zum Thema Fahrrad passt, aber auch weil Markt und Regulierung so etwas absehbar zunehmend einfordern werden. „Wir werden die Fertigung optimieren müssen“, weiß Marcel Spork. Themen sind Anpassung von Prozessen unter Nachhaltigkeitskriterien, Energieeffizienz, Photovoltaik, plastikfreie Verpackung, Einsatz recycelbarer Materialien, Ausschussoptimierung und Wegereduzierung. Angestrebt ist die Zertifizierung nach der Umweltnorm 14001 (nachhaltiges Umweltmanagement). „Wir wollen ein klimaneutrales Unternehmen werden“, nennt Marcel Spork eines der Ziele. „Gerade im Fahrradbereich gibt es da eine hohe Sensibilität“, glaubt SKS-Sprecherin Sarah Baukmann.

Zur Nachhaltigkeit eines Unternehmens gehört auch das Personalmanagement. Zertifiziert ist SKS als familienfreundliches Unternehmen. Firmeneigene Ernährungsberater, ein SKS-Fitnessstudio oder Jobräder (150 Mitarbeitende sind da angemeldet). Rund 450 Mitarbeitende zählt SKS in Sundern. Aktuell werden 24 junge Menschen in elf kaufmännischen und gewerblichen Berufen ausgebildet.

„Wir bemühen uns um die klugen Köpfe der Region“, sagt Marcel Spork. Das Regionalmarketing und Sponsoring wie beim Mega Sports oder dem Rennradteam Sauerland sind Bausteine davon. Vor allem aber auch die Signale, die von den Investitionen ausgehen. „Es ist für Mitarbeiter ja auch ein gutes Gefühl, wenn hier am Standort in die Zukunft investiert wird“, so Marcel Spork.

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